- Ace -
Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, und die Hände in meinen Jackentaschen vergraben, lief ich zügig durch die Gänge der U - Bahn.
Hier roch es überall nach Fäkalien und Junkies lagen auf dem Boden, wohin man nur sah.
Die meisten schliefen, andere redeten wirres Zeug vor sich hin.
Trotz den paar Geräuschen welche in den Wänden wiederhallten, war es hier erdrückend still.Beim hoch steigen der Treppen überschlugen sich meine Füße förmlich, und ich wäre mehrmals fast auf der Nase gelandet.
Ich wollte einfach nur weg von hier.
Früher war ich der festen Überzeugung, dass das Junkie Viertel bei uns der runter gekommenste Ort war, den ich je kennenlernen würde.Doch es war Bourgeoisie, im Gegensatz zu dem hier.
Ich merkte dass ich dringend pinkeln musste, und obwohl es nicht aufgefallen wäre, suchte ich nach einer öffentlichen Toilette.
Der ganze Bahnhof roch schon nach einer einzigen großen Kloake, ich hätte theoretisch auch in irgendeine eine Ecke pissen können.Es ist schwierig eine Toilette zu finden, wenn es dunkel ist und man sich nicht auskennt.
Doch nach ein wenig suchen, fand ich dann die Kabinen, welche wohl die WC's darstellen sollten.Der Reinigungsdienst war entweder eingestellt worden, oder seit Ewigkeiten nicht mehr hier aufgetaucht, denn Sauberkeit sieht definitiv anders aus.
Doch schlimmer als auf dem restlichen Bahnhof roch es nicht.Ich zog die Ärmel über meine Hand, dann drückte ich die Klinke herunter.
Ich erschrak und ging einen Schritt zurück, nachdem ich in die Kabine gesehen hatte.Auf dem Boden lag ein Mädchen.
Ich kniete mich langsam hin, um sie genauer betrachten zu können.Sie lag ziemlich verrenkt neben der Toilette da, in ihrem Arm steckte eine Spritze.
Ich drehte sie so, dass sie auf dem Rücken lag.„Hey, bist du wach? Kannst du mich hören?“
Ich rüttelte ein paar mal an ihrer Schulter, dann überprüfte ich ihren Puls.
Doch ich fühlte nichts.„Du kannst sie so viel schütteln wie du willst, die wird nicht mehr aufwachen“
Wieder erschrak ich mich und zuckte kurz zusammen, dann drehte ich mich zu der Stimme um.
Ein Junge in meinem Alter lehnte an der Tür, und sah vermutlich auf mich und das Mädchen nieder.
Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, dafür war es zu dunkel und das Licht kam von hinten weshalb er nur eine Silhouette war.
Ich drehte mich zurück zu dem Mädchen und betrachtete es noch kurz.
Als ich bemerkte, dass ihre Augen noch offen waren, Strich ich ihre Lider runter.Niemand sollte mit offenen Augen tot sein.
Ich stand wieder auf und widmete meine Aufmerksamkeit dem Jungen.
Er hatte sich jetzt so gedreht, dass das dämmernde Licht der mickrigen Bahnhofs Lampen auf eine Hälfte seines Gesichts fiel.
Er lächelte mich an.„Ich bin Fynn. Du kommst nicht von hier oder?“
Ich musterte ihn kurz, bevor ich antwortete.
„Was hat mich denn verraten?“Fynn stieß kurz amüsiert die Luft aus, dann deutete er auf das Mädchen.
„Keiner interessiert sich für Leute, die im Bahnhofsklo liegen, selbst wenn sie noch leben, oder gerade dabei sind zu verrecken. Jeder geht einfach vorbei, beziehungsweise kommt gar nicht erst auf die Idee, hier aufs Klo zu gehen es sei denn man will sich selber 'nen Schuss verpassen“
Sein Blick wanderte wieder zu mir und er legte den Kopf ein wenig schief.
„Na ja zumindest niemand der von hier ist. Und außerdem hab ich dich hier noch nie gesehen, und ich bin öfter hier. Also, wer bist du?“
Ich atmete einmal tief ein, dann stieß ich die Luft wieder aus und überlegte währenddessen, was ich darauf sagen könnte.
„Das ist unwichtig. Hier soll es so ein bestimmtes Café geben, weißt du zufällig wo das ist?“
Ich griff in meine Jackentasche, und holte ein paar benutzte Spritzen heraus und zeigte sie ihm.
Er sah erst die Spritzen, dann wieder mich an und deutete in eine Richtung.
„Klar, ich bring dich hin“
Wir liefen nicht weit.
Auch die Gassen waren nicht besser als die Gänge der U - Bahn.
Hier lagen ebenfalls Massenhaft Leute, doch ob diese schliefen oder tot waren, konnte ich nicht mehr einschätzen. Doch ich sagte mir, dass sie wohl schliefen.Elena und ich hatten im Junkie Viertel bis jetzt vielleicht 10 Tote gesehen, solange wir da lebten.
In dieser Nacht sah ich mehr potentielle Leichen, als ich vermutlich gesehen hätte, wenn ich dort geblieben wäre.Fynn blieb vor einem unscheinbaren Coffee Shop stehen.
Wir musterten es eine kurze Weile, dann sagte Er: „Hier ist es“
Und öffnete die Tür.Eine Frau saß hinter einem Tresen und guckte in irgendwelche Papiere, als sie uns bemerkte, sah sie auf.
„Na Fynn, wen hast du da mitgebracht?“
Sie musterte mich freundlich und winkte mich zu sich ran.
Ich ging auf sie zu, kramte schon meine Spritzen raus und legte sie vor sie hin.Fynn sagte von hinten: „Ich hab ihn am Bahnhof gefunden, er wollte hier her“
„Ich würde die gerne in neue umtauschen“
Ich deutete auf die abgelegten Spritzen.
Sie schaute mich eindringlich an.„Wie alt bist du denn mein Junge?“
„Achtzehn“
Log ich, und sie sah mich skeptisch an, doch dann zählte sie nach, und schrieb etwas auf.„Okay, 10 Stück. Wirf die benutzten bitte mal da rein“
Sie deutete auf ein Loch im Tresen, und dort warf ich sie rein.
Sie händigte mir zehn neue aus, alle sauber und neu verpackt. Ich steckte sie weg.„Ich würde auch gern noch konsumieren“
Warf ich noch schnell hinterher.
Sie drehte sich kurz auf ihrem Stuhl, dann schob sie mir eine Liste und einen Stift rüber.„Das bleibt Anonym, aber du musst dich hier eintragen. Vor -, und Nachname, dein Alter und deinen Wohnort. Und was du konsumierst. Außerdem brauch ich dann auch deinen Ausweis. Da kommst du nicht drum herum“
Ein bisschen Hilflos sah ich zwischen der Tabelle, der Frau und Fynn hin und her. Fynn zuckte mit den Schultern.
Ich schob die Liste wieder zu ihr zurück.„Schon ok, dann eben nicht“
Sie zog eine Augenbraue hoch, nahm aber die Liste wieder entgegen.
„Auf Wiedersehen und Danke“
Damit ging ich zur Tür raus, an Fynn vorbei.
Raus in die kühle Nacht und dem ekligen Gestank.„Hey, wo willst du denn hin?“
Ich antwortete nicht, sondern sah ihn nur an.
Er wuschelte sich einmal durch die Haare.„Hör zu, Keine Ahnung warum du dich nicht eintragen willst oder mir deinen Namen sagst, aber das ist deine Sache. Du kannst hier pennen und nachher schnell konsumieren wenn meine Mom schon schläft.“
Eine Weile standen wir so da und sahen uns an.
Ich fragte mich, warum er das für mich tat, doch ich verkniff mir nachzufragen.
Ich wollte nicht unhöflich rüber kommen, denn das war gerade das beste Angebot was hätte passieren können.
Ich nickte.„Dankeschön“
Auch Fynn nickte und wir gingen wieder rein.
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And Her Heart Is Falling Apart
Teen Fiction„ Und ich wusste, dass dies gar keine kluge Idee war, doch ich wusste auch, dass es die Richtige war. Es war die einzige, wenn ich ihn nicht sterben sehen wollte. " Es ist Oktober. Als Elenas Bester Freund Ace in dieser Nacht zu ihr kam, änderte si...