Ich versuchte ruhig ein und aus zu atmen.
Mein Hand umschloss fest die von Liam.
Ich konzentrierte mich auf einen Punkt in diesem komplett weißen Zimmer, zumindest versuchte ich es.
Ich hasste diese Farbe, sie sagt nichts aus.
Sie verunsichert mich, und ich hatte keine anderen Verbindungen mit ihr als Krankenhäuser und Hochzeiten;Von beidem hielt ich nicht viel.
Liam redete mit der Krankenschwester, doch ich verstand nichts. Ich hatte das Gefühl als würde ich alles gedumpft hören, wie durch Watte.
Mein Herz schlug schnell, viel zu schnell.
Es ist nur ein Krankenhaus.
Ja das war es.
Und es war grausam.Die Schwester fing an mit der Hand vor meinem Gesicht herum zu wedeln.
Ich sah sie an.„Hast du gehört was ich gesagt habe?"
Sie lächelte mich an, und sie schien es ernst zu meinen.
Es sah nicht aus wie eins dieser gestellten Lächeln, die sie machen musste weil es ihr Job war.Sie sah so aus, als ob sie wirklich Mitgefühl hätte.
Doch das änderte nichts.
Ich wollte einfach nur weg von hier.Ich schüttelte zaghaft den Kopf.
Wieder lächelte sie.„Ich meinte, dass ich deine Verletzung nicht mehr nähen kann, da es schon zu lange her ist. Ich werde sie kleben.
Das heißt, ich werde wirklich so eine Art Kleber in deine Verletzung tun, und Strips werden deine aufgeklaffte Haut wieder zusammen ziehen, bis sie verheilt ist. Strips kann man sich auch als so eine Art Klebestreifen vorstellen"Ich nickte.
Ich spürte wie Liams Daumen über meinen Handrücken streichelte.
Als ich ihn ansah, lächelte auch er.Ich fühlte mich wie ein verletztes Tier, welches von allen Seiten irgendwie beruhigt werden musste.
Die ganze Zeit sah ich ihn an, denn er war mir das einzige vertraute in diesem Raum.
Warum?
Warum tat er das alles überhaupt für mich? Er kannte mich kaum, ich war doch nur irgendein Mädchen das ein paar Kurse mit ihm hatte.
Wir waren keine Freunde, er hatte mir nur einmal seine Jacke geliehen.Also warum war er für mich da?
Ich starrte in seine Augen, als würde ich dort die Antwort auf all meine Fragen finden.
Er sah nicht ein mal weg und auch
sein kleines Lächeln verschwand nicht.„Es wird alles gut."
Ohne Worte schien er mir dies damit sagen zu wollen.
„Du brauchst keine Angst zu haben."
Ich erwiderte sein Lächeln, zum mindestens versuchte ich es.
Ich wusste nicht ob das wenige hochziehen meiner Mundwinkel für ein erkennbares reichen würde.„So meine Liebe, du hast es geschafft."
Ich sah herunter zu meinem Arm, welcher schon wieder verbunden war.
Die Schwester sah von Liam zu mir, und schenkte mir wieder eins ihrer echten Lächeln.
„Es ist gut dass du hergekommen bist"
Ohne Vorwarnung nahm sie mich sanft in ihre Arme, nur kurz, doch lange genug. Es fühlte sich ein wie eine kleine Ewigkeit.
◦•●◉✿◉●•◦
Ich lauschte dem Geräusch, welches sich ergab wenn meine Schuhe auf den nassen Sand trafen.
Irgendwann blieben wir stehen und sahen ein wenig planlos auf dem Schulgelände hin und her.
„Also wir haben jetzt definitiv unsere Kurse verpasst und unsere nächsten haben schon angefangen... Wollen wir trotzdem zurück in den Unterricht gehen?"
Ich zögerte kurz mit meiner Antwort.„Wäre vermutlich die richtige Entscheidung"
Liam nickte verständnisvoll, doch dann lächelte ich ihn wissend an.
Er schien sichtlich verwirrt.„Aber nicht das, worauf ich jetzt Lust hätte. Vor allem, weil es sich jetzt auch gar nicht mehr lohnen würde in Mrs. Gilberts Unterricht hineinzuplatzen"
Nun lächelte auch Er.„Das ist natürlich die durchaus klügere Entscheidung von beidem. Was möchtest du unternehmen?"
„Ein Eis essen gehen"
„Ein Eis essen gehen?"
„Ja, warum nicht?"
„Mh, na ja vielleicht weil wir Ende November haben und es ziemlich kalt ist? Außerdem isst kein normaler Mensch im Winter Eis"
Ich sah ihn gespielt traurig und beleidigt an, dann überlegte ich kurz.„Ein Glück dass ich nicht normal bin, und du ja scheinbar auch nicht wenn du dich mit mir freiwillig abgibst. Wir können ja noch einen heißen Kakao dazu trinken. Deal?"
Liam musterte mich verwundert und runzelte seine Augenbrauen.„Du tust ja so, als wäre es was schlimmes mit dir abzuhängen"
Ich schluckte.
Ja, denn du bist schlecht.
Wer will schon mit einer Versagerin und jemanden was unternehmen wollen, der sich am liebsten das Leben nehmen würde, weil sie zu unfähig ist zu leben?
Mit einem Mädchen, dass Narben an den Armen trägt, dafür sollte man sich schämen.
Und mit einer „Freundin" die ihren besten Freund anscheinend schon vergessen hat, da sie jetzt mit irgendeinem daher gelaufenen Typen nichts besseres zu tun hat, als Spaß zu haben.Wer möchte freiwillig mit so einer Person zu tun haben? Dafür kann man nicht normal sein.
Ich versuchte die Tränen zurück zu halten, welche sich immer weiter anstauten.
Nein, ich hatte Ace nicht vergessen.
Den wichtigsten Menschen in einem Leben kann man nicht vergessen.Ich würde Ace finden, das habe ich ihm versprochen, doch vermutlich viel mehr mir selbst.
Egal wie lange ich suchen musste, er war irgendwo da draußen.„Elena? Ist alles in Ordnung?"
Ich sah auf, und Liam musterte mich besorgt. Er ging einen Schritt auf mich zu, doch ich wich zurück.
„Ja... Ich, ehm... Das war nur so daher gesagt"
Ich deutete mit meinem Kopf in Richtung Tor.
Schnell wandte ich mich von ihm ab, denn ich wusste nicht wie lange ich sonst meinen Schuldgefühlen noch standhalten konnte.„Komm, lass uns gehen"
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And Her Heart Is Falling Apart
Teen Fiction„ Und ich wusste, dass dies gar keine kluge Idee war, doch ich wusste auch, dass es die Richtige war. Es war die einzige, wenn ich ihn nicht sterben sehen wollte. " Es ist Oktober. Als Elenas Bester Freund Ace in dieser Nacht zu ihr kam, änderte si...