- Ace -
Fynn schloss die Tür hinter sich.
Sein Bett knarrte, als ich mich darauf fallen ließ.
Das Zimmer war nicht groß; nur gerade so, dass die wichtigsten Möbel hinein passten und ein kleiner Gang dazwischen frei blieb.
Ich hatte mir gerade meinen Schuss gesetzt und der ganze Druck der sich angesammelt hatte, war verschwunden.
Jetzt hatte ich acht Stunden Ruhe, dann würde ich wieder unter die Nadel müssen.
Doch darüber machte ich mir eigentlich keine großen Gedanken.Ich holte mein Portemonnaie heraus, um zu sehen wie viel Geld ich noch hatte. Als ich es verkehrt herum hielt und schüttelte, damit alles besser raus fallen kann, flog uns alles um die Ohren.
Doch wir lachten nur, und sammelten alle Münzen wieder ein.„Ey, wer ist denn die Kleine? Deine Freundin?“
Ich sah auf, und Fynn wedelte mit einem Foto vor meiner Nase herum, auf dem Elena und ich abgebildet waren.
Ich lächelte matt.„Nein, nicht in dem Sinne. Sie ist eher sowas wie meine unbiologische kleine Schwester“
Ich lachte kurz, vielleicht um die Unsicherheit zu verbergen, die sich in mir anstaute. Doch Fynn schien mich zu durchschauen.„Erzähl mir ein bisschen von ihr“
Ich setzte mich wieder zu ihm aufs Bett und wir beide sahen auf das alte Polaroid Bild.„Nun ja, Sie ist der sturste Mensch den ich kenne. Sie kämpft bis zum bitteren Ende für das, woran sie glaubt.“
Ich schnaubte und musste schmunzeln.
„Als wir noch Kinder waren, glaubte sie an Geister. Sie hat immer gesagt, sie könnte mit ihrer Grams Kontakt aufnehmen, und ich hab ihr das immer geglaubt. Doch ein Mädchen war misstrauisch und lachte sie dafür aus.“
Ich verweilte kurz in meiner Erinnerung bevor ich fort fuhr.„Aber sie hat sich nicht davon abbringen lassen, es dem Mädchen beweisen zu wollen. Egal wie oft ich gesagt habe, dass es ihr doch egal sein kann was andere denken“
Ich zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht musste sie es sich immer wieder selbst beweisen, damit sie wusste, dass es einen Sinn hat zu kämpfen. Sie hat immer für mich gekämpft und nie daran gezweifelt, sie hat so viel für mich getan, dass ich aufgehört habe zu zählen.“
Ich schluckte schwer.
Sie hat alles für mich aufgegeben.
Sie hat ihre Seele verkauft um meine zu retten.
Niemals werde ich diese Schuld je begleichen können, nie werde ich sie so beschützen können, wie ich es gerne würde.
Und obwohl ich einen Grund habe, fühle ich mich schuldig. Weil ich hier bin, bei Fynn, den ich seit ein paar Stunden kenne, in einer Stadt die mir völlig fremd ist.
Und sie, dass Mädchen was ich als einziges Liebe, ist da draußen.
Allein.
Und ich kann nichts von alldem beeinflussen was jetzt mit ihr passiert.Weil ich weg gelaufen bin.
„Ich hatte mal einen Bruder“
Fynn riss mich aus meinen Gedanken und ich sah zu ihm.
Er starrte immer noch auf das Bild, so wie ich es vermutlich auch getan hatte.„Alles fing an mit einer normalen Feier. Mein Bruder war schon immer so ein Party Tier. Keiner hat sich irgendwas gedacht“
Er hielt kurz inne.
„Irgend so ein Idiot hat ihm was ins Getränk gemischt. Hat irgendwas gelabert von wegen das wären nur Koffein Tabletten und so. Total harmlos natürlich. Wie harmlos dass alles war, merkten wir ja als die Polizei vor unserer Tür stand“
Er seufzte.
„Er ist elendig im Bahnhoflsklo verreckt, genau wie das Mädchen was du gesehen hast.
Mein Bruder war stark, er war immer gerecht. Doch diese Drogen haben ihn so verändert, ich hab ihn zum Schluss gar nicht mehr wieder erkannt“Sein Blick wanderte von dem Foto zu mir, und ließ ihn auf mir ruhen.
„Er hat so viel Verachtung dafür bekommen, dass er abhängig war. Dabei war es nicht mal seine Entscheidung gewesen. Meine Mom hat immer ihren Sohn in ihm gesehen und nicht den Junkie. Deswegen hat sie dieses Café eröffnet, um solchen Leuten Schutz zu geben. Irgendwie denke ich dass sie damit ihre Schuld ausgegleichen will, nichts für meinen Bruder getan zu haben. Was natürlich totaler Schwachsinn ist, schließlich hat sie an gar nichts schuld“
Ich wusste nicht was ich sagen sollte.
Schweigen lag über uns, bis ich einfach das erste sagte, was mir einfiel.„Das ist scheiße“
„Definitiv“
Fynn hielt immer noch das Foto in der Hand, als wäre es 1.000$ wert und man würde es ihm aus der Hand reißen wenn er es auch nur eine Sekunde los lassen würde.
„Hast du auch ein Foto von deinem Bruder?“ fragte ich so vorsichtig wie nur möglich.
Er nickte, stand auf und nahm einen Bilderrahmen aus dem Regal neben ihm.Es zeigte zwei Jungs in einer Hängematte. Der kleinere von beiden lachte fröhlich mit offenem Mund in die Kamera, der ältere kniff die Augen ein wenig zusammen, weil die Sonne ihn blendete, doch er lächelte trotzdem.
Unten stand mit Edding geschrieben:
Mike und Fynn, 2008.„Da war ich elf Jahre alt und er vierzehn. Zwei Jahre vor dieser Party.
Seit dem ist alles anders“Er sah mich Erwartungsvoll an. Sein Blick durchbohrte mich fast, und das schüchterte mich mehr ein, als ich je zugeben würde. Nicht weil ich Angst hatte, sondern weil ich sah, wie ernst es ihm ist.
„Mein Bruder ist einen sinnlosen Tod gestorben und wir wissen alle, dass das nicht hätte so kommen müssen. Ich weiß wovon ich rede.“
Fynn deutet auf meinen Arm und den frischen Einstich der Nadel. Er hielt das Bild von Elena und mir auf meine Augenhöhe.„Pass auf dass sie ihren Bruder nicht auch daran verliert“
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And Her Heart Is Falling Apart
Teen Fiction„ Und ich wusste, dass dies gar keine kluge Idee war, doch ich wusste auch, dass es die Richtige war. Es war die einzige, wenn ich ihn nicht sterben sehen wollte. " Es ist Oktober. Als Elenas Bester Freund Ace in dieser Nacht zu ihr kam, änderte si...