17. Ice Cream & Hot Drinks

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Ich sah den Regentropfen zu, wie sie langsam aber sicher die Fensterscheibe hinunter flossen.
Ich musste daran denken wie ich mir früher als Kind immer vorgestellt hatte, dass sie ein Wettrennen gegeneinander führen würden.

„Eine Heiße Schokolade...“

Ich wandte den Blick von der Scheibe ab und deutet auf mich, dann stellte die Kellnerin die warme große Tasse vor mir auf den Tisch und ich umschloss sie mit meinen Händen.
Die Wärme zog kurz angenehm einmal durch meinen ganzen Körper.

„... Und einen Milchkaffee. Der Rest kommt sofort“

Sie lächelte uns freundlich an, dann ging sie wieder.

Liam und ich nippten vorsichtig an den heißen Getränken, wobei wir uns in die Augen sahen.
Als wir beide unsere Getränke zeitgleich abstellten, mussten wir kurz schmunzeln.

Er sah mir weiter in die Augen, mit diesem leichten Lächeln auf den Lippen, das selbe, womit er mich auch auf der Krankenstation angelächelt hatte.

Ich räusperte mich nervös, und spielte an den (mittlerweile viel zu lange gewordenen) Schnüren meiner Jacke herum.

Ich sah wieder aus dem Fenster.
Ein kurzes Schweigen überdeckte unseren Tisch.

Ich erinnerte mich daran, wie ich mit Ace hier ebenfalls manchmal hingekommen bin.
Meistens auch wenn wir geschwänzt hatten, oder auch einfach so nach der Schule.
Ich war immer die Person gewesen, die streng bei ihren typischen Gewohnheits Bestellungen geblieben ist, während Ace sich einmal durch die ganze Speisekarte probiert hatte, und wenn er damit fertig war, fing er wieder von vorne an.

Das war schon immer so gewesen.
Ich war immer der Gewohnheits Mensch, denn Veränderungen hab ich noch nie so wirklich gemocht.

Ace hingegen, war immer für neue Sachen offen. Waren es die Drogen gewesen, neue Freunde oder neue  Orte zum besuchen.

Das einzig neue was ich mich gewagt hatte, waren meine pastell rosa Haare, und das auch nur, weil Ace mich von meinem eigenen Wunsch genug überzeugen konnte.

Mittlerweile war meine Angst vor Veränderungen nicht mehr ganz so extrem, doch sie wohnten immer noch in mir.
Das würde ich wohl nie ganz ablegen.

„Irgendwie ist es ganz schön still hier, findest du nicht?“

Liam riss mich wieder aus meinen Gedanken, zurück in die Realität.
Zurück in dieses Café wo wir beide saßen.

„Stimmt, du hast recht“

Ich kramte in meiner Tasche herum, bis ich fand was ich wollte.

Ich legte mein Handy und meine Kopfhörer auf den Tisch, als ich die Kellnerin mit unserem Eis auf uns zu kommen sah.

„und einmal einen Vanille -, und einen Erdbeer Eisbecher“

Sie schob den Erdbeer Eisbecher zu Liam hinüber, welcher mit zwei echten Erdbeeren und einem Schokoladen Herz bestückt war.
Meiner war dagegen mit einer  Vanille Blüte, und einem Röhrchen aus weißer und dunkler Schokolade verziert.

Liam bedankte sich, während ich grinsend wie ein klein Kind schon damit beschäftigt war, mein Eis zu Löffeln.

Die Heiße Schokolade - Vanille Eisbecher - Kombi versetzte mir jedes Mal aufs Neue diesen Kälte - Wärme - Schock, welchen ich einerseits überhaupt nicht leiden konnte, andererseits so lustig fand, dass ich es immer wieder machte.

Liam verzog dermaßen das Gesicht, dass ich mein Lachen nicht mehr in Zaum halten konnte.

„Das ist ja fast eine Nah Tod Erfahrung“

Sein Körper zuckte sehr zusammen, nachdem er beides direkt zusammen aß, wodurch ich noch mehr lachen musste.

Ich steckte die Kopfhörer in mein Handy, den einen Ohrstöpsel behielt ich, während ich Liam den anderen gab.

Kurz darauf erklang Amy Winehouse' Stimme in meinem rechten Ohr, während sie "Rehab" sang.
Sofort wippte ich zu der Melodie und sang ohne Ton mit.

Liam versuchte Alibi mäßig mit zumachen, und wieder fing ich an zu kichern.

Er lachte mit mir, doch als wir zur Ruhe kamen, sah er mich eindringlich an.

„Es ist wirklich merkwürdig ehm...“

Er starrte kurz auf die Tasse die vor ihm stand.
Er runzelte mit den Augenbrauen und schien die richtigen Worte zu suchen.
Ich verkrampfte mich ein wenig.

„... Es ist krass, zu sehen wie aufgelöst du vorhin warst auf der Krankenstation, und jetzt sitzt du hier und lachst, als wäre nichts von alldem gewesen was sich vor nicht einmal zwei Stunden abgespielt hat“

Ich schluckte, und wusste nicht so recht was ich darauf antworten sollte.

„Na ja... Ich kann verstehen wenn du denkst ich hätte das vorgespielt oder nur nach Aufmerksamkeit gesucht oder sowas...“

Nervös rührte ich in meinem Eis herum, auf der suche mich zu entschuldigen aber Liam ließ mich nicht weiter nachdenken.

„Nein. Ich hab gesehen wie schlecht es dir ging, ich habe es gespürt. Ich habe nicht eine Sekunde geglaubt du würdest mir etwas vorspielen. Es tut mir leid, vielleicht habe ich mich gerade ein bisschen doof ausgedrückt...“

Er lehnte sich weiter vor und stützte sich mit seinen Armen auf der Tischplatte ab.

„Ich finde es bewunderns Wert, dass du trotz dem was vorhin war, trotz der Angst die du hattest, hier sitzt und lachen kannst.“

Er nahm meine Hand und sah mir tief in die Augen.
Ich hielt die Luft an.

„Du ist wirklich so unglaublich stark von Dir“

Er wischte mir sanft mit seiner Hand über meine Wange.
Ich zwinkerte, und erst jetzt bemerkte ich, dass ich weinte.

„Ich bin immer für dich da, Elena. Ich hoffe das weißt du?“

Ich nickte, und er lächelte mich an.
Kurz saßen wir einfach nur so da, einander in die Augen sehend ohne ein Wort zu sagen.

Dann griff Liam rasch zur Karte, und blätterte darin herum.

„Also ich hätte noch Lust auf eine zweite Runde, du nicht?“

Auch ich lächelte nun wieder und nickte.

And Her Heart Is Falling Apart Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt