„Verdammt, so eine scheiße!“
Vorsichtig versuchte ich den Ärmel meiner Jacke hochzukrempeln, doch es war zu schmerzhaft.
Ich fluchte leise vor mich hin.Liam nahm sanft meine Hand, ich hob den Kopf, mein Blick traf auf seinen.
Seine Augen strahlten komplette Ruhe aus.
„Lauf dicht hinter mir“
Ohne mir Zeit zum reagieren zu geben, zog er mich hinter sich her, während wir uns durch die Mengen der Schüler kämpften, die alle durcheinander zu ihren Klassenräumen liefen.
Obwohl ich so nah an Liam lief, dass mein Kopf fast seinen Rücken berührte, war es schwierig nicht angerempelt zu werden.
Ich presste meinen Arm so weit es ging an mich und hielt den Kopf auf den Boden gerichtet.
Ich versuchte mich damit abzulenken ihm nicht in die Hacken zu treten, damit ich nicht zu sehr auf meinen schmerzenden Arm zu achtete.Eine Tür ging auf und Liam zog mich hinein. Als ich mich umsah bemerkte ich dass wir uns in einem kleinen Raum befanden, einer Art Abstellkammer.
Er drehte sich zu mir um, nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte.
Erst sah er mir in die Augen, dann deutete er auf meinen Arm.„Darf ich mir das mal ansehen?“
Ich antwortete nicht, sondern starrte ihn nur an.
Kurze Stille folgte.„Bitte“
Zögerlich und etwas widerwillig streckte ich leicht meinen Arm zu ihm. Er versuchte ebenfalls meinen Ärmel vorsichtig hochzuschieben, doch ich zog scharf die Luft ein als es zu sehr weh tat.
„Kannst du die Jacke versuchen auszuziehen?“
Mit großen Augen sah ich ihn an.
Unter meiner Jacke hatte ich nichts weiter als ein T - Shirt und man würde meine kompletten Narben sehen. Er würde sie sehen.
Meinen wundesten Punkt.Ich schluckte kurz, dann versuchte ich mir die Jacke auszuziehen.
Er half mir.Plötzlich ging die Tür auf. Reflexartig drehte ich mich schnell zur Seite, dann drehte ich leicht meinen Kopf in Richtung.
Ein blonder Junge stand im Türrahmen, die Hand noch auf der Klinke. Er sah uns erst überrascht an, dann gingen seine Mundwinkel grinsend nach oben.
„Sorry ich wollte nicht stören“
Damit verließ er schmunzelnd das Zimmer.
Liam rollte mit den Augen.„Idiot“
Peinlich berührt sah ich zu Boden und knabberte auf meinen Lippen herum.
Was muss der sich denn denken?
Dass wir gerade Sex haben wollten?
Wer würde denn gerne mit jemanden in einer Abstellkammer schlafen? Was unromantischeres gab es wohl kaum.„Elena?“
„Ehm ja?“
„Ich hab gefragt ob ich den Verband abnehmen kann? Das sieht nicht gut aus“
Mein Blick fiel auf den, mittlerweile so gut wie roten, Verband.
Schnell schob ich meine Überlegungen beiseite.
Was interessierte es mich überhaupt was dieser Junge gedacht haben könnte? Vor allem in dieser Situation, wo ich andere Sorgen haben sollte.„ehm, Ja...“
Liam wartete einige Sekunden, ehe er vorsichtig den Verband abwickelte.
Ich sah weg.Bis jetzt hatte er nicht gefragt warum ich diesen Verband trug, ob er es sich denken konnte? Oder Hatte er keine Ahnung was ihn erwartete?
Ich sah ihn an, bis jetzt hatte ich noch nicht wirklich die Zeit gehabt ihn genauer zu betrachten.
Sein braunes glattes Haar war nach links gelegt.
Er hatte eine Stupsnase, wie ein kleines Kind.
Leichte Sommersprossen verteilten sich über seinen Nasenrücken, sowie über seine Wangen.
Er war nur wenige Zentimeter größer als ich, 1.75m vermutlich. Ace hingegen überragte mich um 13cm, und somit Liam um 8cm.Ich schluckte, versuchte ruhig zu bleiben und jetzt nicht anfangen zu weinen.
Es fühlte sich so an als würde jemand meinen Brustkorb zusammen ziehen.
Ace war irgendwo da draußen, und ich war hier.Ich bemerkte plötzlich dass Liam aufgehört hatte, den Verband abzuwickeln.
Ich sah auf meinen Arm.
Das Blut hörte nicht auf sich zu verteilen.
Der Schnitt war nicht lang, aber doch tiefer als Ace und ich dachten.
Ca. 1cm war die Wunde aufgeklafft und irgendwie erschrak ich, als ich sah was ich da getan hatte.„Das... Das hätte genäht werden müssen“
„Ich weiß“
Er fuhr sich nervös durch die Haare, sein Blick starrte auf meinen Schnitt.
Es war mir etwas unangenehm und so nahm ich meinen Arm nach unten.
Als ich auf den Boden sah, bemerkte ich wie mein Blut die ganze Zeit auf diesen getropft war.„Komm wir müssen zur Krankenstation“
„Nein“
Verwirrt sah er mich an.
Tränen stiegen mir in die Augen und ich schaute weg.„Du kannst nicht mit so einem Schnitt herum laufen als wäre es nichts. Das muss versorgt werden, sonst wird es immer wieder aufgehen oder sich entzünden“
Ich schüttelte heftig den Kopf.
Ich konnte da nicht hin.
Die Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich versuchte angestrengt nicht zu blinzeln.Seine weiche Hand legte sich auf meine Wangen und ich zuckte kurz weg, doch dann ließ ich es zu.
Er Strich mir sanft eine Haarsträhne hinters Ohr und ich traute mich ihn anzusehen.„Es wird alles gut werden, du kannst mir vertrauen, okay?“
Er lächelte vorsichtig.
Mein Kiefer zitterte, stärker als mir lieb war.
Und ohne dass ich es noch kontrollieren konnte, fing ich an zu weinen.Ich zeigte ihm meine zerbrechlichste Seite.
Meine Sicht verschwamm, alles wurde zu einem einzigen verwaschenen Farbspiel.
Ich spürte wie er seine Arme um mich legte.
Er sagte nichts, hielt mich einfach nur fest, und das war alles was ich wollte und brauchte.Manchmal sagen Taten mehr als 1000 Worte.
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And Her Heart Is Falling Apart
Teen Fiction„ Und ich wusste, dass dies gar keine kluge Idee war, doch ich wusste auch, dass es die Richtige war. Es war die einzige, wenn ich ihn nicht sterben sehen wollte. " Es ist Oktober. Als Elenas Bester Freund Ace in dieser Nacht zu ihr kam, änderte si...