Kleine Kälte Wolken verließen meinen Mund und ich trat ungeduldig von einem auf das andere Bein.
Es war 04.21uhr Morgens und noch dunkel.
Ich stand ganz allein am Bahnhof und wartete auf Tony, der schon seit 21 Minuten hier sein sollte.
Mein ganzer Körper zitterte, und ich vergrub meinen Kopf so gut es ging in dem Schal den ich trug, so dass nur meine Augen nicht bedeckt waren.Ich verabscheute Winter.
Vor allem aber Winter in Strickjacke und Converse, die definitiv für Temperaturen über - 3° gemacht wurden.Wieder griff ich zum Telefon, vielleicht hatte ich ja einen Anruf von Tony verpasst.
Mein Handy Display verabscheute Kälte genauso wie ich, und ließ sich nur mühsam entsperren. Entweder reagierte es erst gar nicht, oder ging einfach wieder aus.
Wenn nichts von dem beiden, dann fiel es mir runter dank meiner zitternden und steifen Finger.Als ich es nach unzähligen Versuchen doch schaffte, überlegte ich Liam anzurufen.
Vielleicht würde er ja mitkommen wollen.
Doch so vernünftig wie er ist, würde er wollen dass ich zur Polizei gehe, was bekanntlich ja nicht in Frage kommt.
Also steckte ich mein Handy wieder weg, und gerade als ich den Kopf hob sah ich Tony auf mich zu kommen.
Er rieb sich seine Hände.„Man scheiße ist das kalt“
„Ja ich warte hier seit 20 Minuten in dieser Kälte. Warum kommst du so spät zur Hölle?!“
„Wurde aufgehalten von meiner Mum die wissen wollte wo ich um 04uhr Morgens hin will“
Er sah mich mit diesem anklagendem Blick und dem passenden Lächeln dazu an.
Ich rollte nur mit den Augen.„Tja gut, da du ja endlich hier bist können wir jetzt Richtung Highway gehen“
Damit ging ich los und Tony folgte mir.„Super. Also fahren wir nicht mit dem Zug?“
Ich drehte mich zu ihm und schnaufte amüsiert.„Wenn du so viel Geld hast dann bitte, ansonsten wäre Trampen die günstigere Variante“
Tony sagte nichts weiter dazu, sondern brabbelte nur irgendwas in sich hinein, was ich nicht verstehen konnte.
Wir standen nicht lange am Highway, schon bald lud uns ein netter Mann in seinen Truck ein.
Er war ungefähr Mitte vierzig und trug einen Schnauzer. Der Rest war mehr so Drei - Tage - Bart mäßig und seine Haare hatte er zu einem kleinen Zopf zusammen gebunden der ihm im Nacken hing.
Sein Name war Chris, und er erinnerte mich an einen alten Rocker; was ihn mir durchaus sympathischer machte.
Seine Kassetten Sammlung die quer durchs Auto verteilt war verriet mir, dass er wohl auch keinen so schlechten Musik Geschmack hatte.
Außerdem redete Chris gerne.
Ich hielt gerade das Album „Superunknown“ von Soundgarden in meinen Händen, da fing er an, mir von sich zu erzählen.„Tja Kleine das waren damals Zeiten, die 90' er. Die guten 90' er ja... Da hatte ich grade das College geschmissen weils mir irgendwie dämlich erschien dort weiter hinzugehen, ich mein, ich hatte meinen Highschool Abschluss oder nicht? Da muss ich mich ja nicht noch weiter mit Schule quälen. Also habe ich lieber Musik gemacht mit meinen Jungs, in der alten Garage von meiner Gra'ms. Ich glaube wir hätten ihr einem Hörsturz verpasst, wenn sie nicht schon so gut wie taub gewesen wäre, aber naja, ich glaub ihr Kater ist es jetzt definitiv“
Er lachte kurz herzlich und ich lächelte ebenfalls.
Die Falten und die Grübchen welche sich bildeten, waren sehr niedlich anzusehen.
Am liebsten würde ich ihm noch Stunden lang zuhören und bis ins Nirvana fahren, Hauptsache, wir würden niemals wieder anhalten.Eigentlich mochte ich nicht wirklich Leute, die so viel redeten. Meistens wollten sie dann nur erzählen, wie toll sie sind und große Töne spucken, damit sie Achtung bekommen.
Doch Chris ist anders, er erzählte seine Geschichten auf eine angenehme und ehrliche Weise.
Und vor allem stellt er sich nicht in den Mittelpunkt.Ich hatte die Soundgarden Kassette in meiner Hand fast vergessen, doch Chris deutete plötzlich auf diese.
„Weißt du meine Kleine, das Leben ist schon manchmal echt eine verrückte Wundertüte, ich mein, das College hab ich eigentlich aus einem anderen Grund geschmissen, das war nämlich nur schuld von einem doofen Zufall.“
Ich zog die eine Kassette raus und steckte die andere rein, dann drückte ich auf play, lehnte mich wieder zurück und sah zu Chris, der von sich nicht weiter zu erzählen schien.
„Warum hast du dann aufgehört mit Studieren?“
Die ersten Klänge von „Let Me Drown“ dröhnten durch die alten Boxen des Trucks, die bestimmt so alt waren, wie das Lied selbst.
Er machte eine abwinkende Handgeste.„Ach das ist eigentlich so eine richtig dämliche Geschichte. Da war so eine scharfe Braut, die war echt eine Nummer für sich, das sag ich dir. Aber wir schienen auf einer Wellen Linie zu sein. Na ja, also das dachte ich, aber dazu später. Jedenfalls standen die Kerle Reihenweise schlange doch die hat sie alle abblitzen lassen, sie schien sich nur für mich zu interessieren, da es so schien als würden wir miteinander gehen, weißt du. “
Er machte eine Pause.„Und was ist dann passiert?“
„Waren wohl doch nicht so eng miteinander wie ich dachte“
„Oh, hat sie dich betrogen?“
„Jap“
Ich wandte meinen Blick ab und starrte eine Weile auf das Armaturenbrett vor mir.
„Das ist scheiße, aber warum deswegen das College wegwerfen?“
Er seufzte kurz, dann fuhr er fort.
„Es war nicht irgendeine Person, an die sie sich rangemacht hat, sondern unsere nette Kurs Leiterin“
Ich runzelte die Stirn.„Kursleiterin?“ fragte ich nach.
Chris nickte.„Genau. Und ich hatte eigentlich keine Lust den beiden jeden Tag über den Weg zu laufen, deswegen hab ich aufgehört und lieber Musik gemacht. Und wie du siehst, hat sich das ja auch irgendwie ausgezahlt. Sonst hätte ich dich jetzt vielleicht nicht neben mir zu sitzen“
Er sah zu mir rüber und schenkte mir wieder ein herzliches Lächeln.
Normalerweise wäre ich jetzt auf Distanz gegangen nachdem mir jemand sowas gesagt hätte, doch bei ihm fand ich es charmant und nicht aufdringlich.
Ich fühlte mich ein wenig, als wäre er mein Onkel und ich seine Nichte.Als ich aus dem Fenster schaute, bemerkte ich dass es schon hell war.
Ich warf einen Blick in den Rückspiegel, und sah Tony der schlafend den Kopf an die Scheibe gelehnt hatte.„Da sind wir, willkommen in New Orleans“ sagte Chris plötzlich.
Die Häuser der Vorstadt zogen an mir vorbei.
Endlich bin ich dir einen Schritt näher Ace.
Ich konnte es kaum erwarten, ihm vielleicht Heute schon wieder gegenüber zu stehen.
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And Her Heart Is Falling Apart
Teen Fiction„ Und ich wusste, dass dies gar keine kluge Idee war, doch ich wusste auch, dass es die Richtige war. Es war die einzige, wenn ich ihn nicht sterben sehen wollte. " Es ist Oktober. Als Elenas Bester Freund Ace in dieser Nacht zu ihr kam, änderte si...