blister I

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"you're my ride or die baby, you're my ride or die
and i tell you keep going, keep, keep, keep, keep going, yeah."

Gerade als Simon diese Zeilen für seinen neuen Song eingesungen hatte, klingelte es an der Tür, woraufhin er die Kopfhörer abnahm und aufstand, um diese zu öffnen.

Vor ihm stand Finja, seine Freundin, und, wie kann man's am besten ausdrücken, sie sah nicht wirklich gut aus. Ihre Augen waren gerötet und angeschwollen und sie gab leise, schluchzende Laute von sich.
Simon nahm sie natürlich direkt in den Arm und zog sie in seine Wohnung. Als er die Tür geschlossen hatte sah er Finja in die Augen, welche immer noch leise weinte.

"Was ist los?", fragte er deshalb und Finja sah ihn nur traurig an. "Setzen wir uns, wir müssen reden.", sagte sie mit zitternder Stimme. Simon ahnte sofort, worum es höchstwahrscheinlich ging, so fingen immer alle 'Break-Up-Scenes' in Serien und ähnlichem an. Trotzdem versuchte er stark zu bleiben und nicht zu sehr Panik zu schieben, während er mit Finja zu seinem Sofa ging, vielleicht war es ja etwas ganz anderes, was sie mit ihm besprechen wollte.

"Ich bin dir fremdgegangen.", kam es plötzlich von ihr. Simon stockte der Atem. Er hatte wohl doch recht gehabt mit seiner Vermutung. Ihm stiegen nun auch Tränen in die Augen, warum musste er auch hypersensibel sein? 
"Das ist ein Scherz, oder?", fragte er vorsichtig, doch Finja schüttelte nur den Kopf. "Es tut mir so leid, Simon, aber ich kann das mit uns nicht mehr, nicht nach dem, was ich getan habe. Es ist besser, wenn wir das jetzt hier beenden..." "Finja, bitte... Tu das nicht, ich kann nicht ohne dich!", sagte Simon verzweifelt, doch Finja stand auf und schüttelte den Kopf. "Es war eine wundervolle Zeit mit dir, Simon, aber es ist besser für uns beide, wenn wir uns jetzt trennen. Es könnte nie mehr so sein, wie es einmal war. Ruf mich bitte einfach nicht mehr an. Danke für alles, Simon." 

Mit diesen Worten verließ sie den Raum, kurz darauf hörte Simon nur, wie sich die Haustür langsam schloss.

Die nächsten Minuten war er nicht fähig sich zu bewegen. Er saß einfach nur zusammengekauert auf seinem Sofa, die beide an den Oberkörper gezogen, während ihm lautlos Tränen über die Wangen flossen. Immer wieder wiederholte sich die Szene in seinem Kopf, bis er es nicht mehr aushielt. 

Warum taten Trennungen so weh? Warum tat es ihm gerade so weh? Er sollte sauer sein, sauer auf Finja für das, was sie ihm angetan hatte. Doch das einzige was er wollte war, dass sie zurückkommt und einfach alles wieder normal wird. Simon wollte nicht alleine sein, er wusste ganz genau, dass er jemanden brauchte der für ihn da war, doch jetzt war er allein.

Wie sollte er das bloß schaffen ohne Finja? Sie war der wichtigste Bestandteil seines Lebens, sein Fels in der Brandung. Sie war es, die ihn immer wieder aufgefangen hatte, wenn er gefallen war. Die ihm immer die Richtung zeigte, ihm zeigte wie man lebt.

Doch all das hatte er verloren - in einem einzigen Augenblick war alles zerstört, woran er sich hätte festhalten können.

Simon stand auf und bewegte sich langsam in Richtung seines Zimmers, um dort zu einer Schublade zu gehen und sich eine Packung Tabletten, sowie eine Spritze herauszunehmen. Er ließ sich auf den Boden sinken und schluckte zuerst die Tabletten, es handelte sich dabei um Ecstasy. Dann fing er langsam an sich die Methamphetamine zu spritzen. Er wollte nichts mehr fühlen, er wollte all den Schmerz vergessen, den ihm Finja gerade zugefügt hatte. Sie hatte ihn betrogen und war einfach gegangen, sie hatte ihn sitzen lassen. Er war immer noch am weinen, doch er merkte, wie seine Gefühle durch die schnelle Wirkung des Crystals langsam abgeschwächt wurden.

Er kippte kaum merkbar immer weiter zur Seite, bis er irgendwann auf seinem Boden lag. Simon hatte jegliches Zeitgefühl verloren, weshalb er eine unbestimmte Zeit auf seinem Boden lag und die Beine seines Schreibtisches anstarrte.

Irgendwann raffte er sich aber doch auf und setzte sich an seinen Schreibtisch um seine Gefühle niederzuschreiben, so wie er es eigentlich immer tat, wenn er traurig war. Er nahm sich ein Blatt und schrieb das Erste, was ihm einfiel. So stand nun oben groß das Wort "blister". Mehrere Minuten saß er da und starrte er nur das Blatt an, ohne etwas aufzuschreiben, sein Kopf war wie leer gefegt.

Er stand mit wackeligen Beinen auf und ging mit dem Zettel und einem Stift nach draußen auf seinen Balkon, wo er in den mittlerweile dunklen Himmel starrte. Plötzlich überkamen ihn tausende Worte, die seine jetzige Situation beschrieben, welche er alle auf das Blatt niederbrachte. Schon bald hatte er die erste Songskizze von 'blister' fertig. 

"Ich geb' ein Shoutout an den Drugstore,
Hundertzwanzig Milligramm  Survival in nem Blister,
Fotos wie ein Mugshot,
wenn ich lache ist es fake,
weil es einfach keinen Sinn macht,
mein Kopf mit dir gleicht einem Liebesroman,
Sonne auf der Haut, ich glaub', ich sterbe daran,
ich sitz' schon wieder in meinem Zimmer,
schau auf uns're Bilder,
werf mir Survivalpills und schlaf den ganzen Winter"

Simon hatte gar nicht gemerkt, wie kalt es geworden war, während er draußen war, obwohl es bereits Ende Herbst war. So kam es, dass er sich vor Kälte zitternd zurück in seine Wohnung begab.

Nachdem er sich wieder etwas aufgewärmt hatte, blieben ihm nur starke Kopfschmerzen, die wahrscheinlich auf eine kommende Erkältung hindeuteten, er bereute es jetzt schon, so lange auf dem Balkon gewesen zu sein. Simon ging deshalb in sein Zimmer zu seiner 'Drogenschublade' und suchte sich Kopfschmerztabletten heraus, welche er nahm. Vielleicht nicht die optimalste Idee bei der Tatsache, dass er immer noch andere Drogen intus hatte, doch er war es ja nicht anders gewohnt.


kiss me slow || slowbrickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt