pick me up when i'm down I

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"Was sollte das, Simon?", fragte Taddl irgendwann.

"Keine Ahnung...", Simon traute sich nicht einmal Taddl überhaupt anzusehen. Es war ihm viel zu peinlich, was er getan hatte.

"Ich dachte das mit uns wäre endgültig vorbei? Deswegen haben wir das mit dem Abstand doch überhaupt erst gemacht.", sagte Taddl aufgebracht. In seinem Inneren herrschte im Moment ein komplettes Gefühlschaos. Bis eben war er sich sicher gewesen, mit Simon komplett abgeschlossen zu haben, doch nach dem Kuss war er sein Körper da irgendwie anderer Meinung.

"Es tut mir leid, aber ich kann das mit uns einfach nicht vergessen. Vielleicht brauche ich auch einfach noch mehr Zeit, aber- nein, so einfach ist das nicht. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich glaube, dass das jetzt einfach noch mehr Zeit braucht. Taddl, ich liebe dich. Und das wird sich wohl leider nicht so schnell ändern..."

Simon wollte Taddl nicht anlügen, was hätte es ihm gebracht? Lieber sollte Taddl jetzt seine Hoffnungen vollständig zerstören, als dass er für den Rest seiner Tage darunter leiden müsste. Vielleicht war das sogar die Chance, dass er wirklich irgendwann keine Gefühle mehr für ihn haben würde, wenn Taddl jegliche Hoffnung zunichte machen würde?

"Warum wolltest du den Abstand dann überhaupt? Es klingt so, als wäre dir von Anfang an klar gewesen, dass deine Gefühle nicht so einfach verschwinden werden.", sagte Taddl. "Ich weiß, mir war es wahrscheinlich auch von Anfang an klar, aber ich wollte es wohl einfach nicht wahrhaben. Denn auch, wenn wir nicht mehr zusammen sein konnten, wollte ich dich nicht als Freund verlieren, gerade weil du mir so unglaublich viel bedeutest. Es war wohl einfach die Hoffnung in mir, dass alles wieder gut werden würde, die mich der Sache mit dem Abstand zustimmen lassen hat."

Sowohl Simon als auch Taddl waren gerade mehr als verzweifelt. Beide hatten keine Ahnung, was in dem jeweils anderen vorging.

"Ich dachte wir könnten offen über sowas reden, Simon? Hättest du mir nicht einfach die Wahrheit sagen können? Von Anfang an? Wenn ich gewusst hätte, dass das eh nichts wird, hätten wir uns wahrscheinlich eine andere Lösung suchen können. Ich-" Simon unterbrach Taddl.

"Und diese Lösung wäre gewesen, dass du dich wahrscheinlich ganz von mir abgewendet hättest. Dass du wahrscheinlich dafür gesorgt hättest, dass wir uns selbst in Sachen Cyber Gen nicht mehr gesehen hätten. Und das alles zu 'meinem Wohl'. Es hätte mir einfach nur verdammt weh getan, viel mehr als es das getan hat, als ich trotzdem die Möglichkeit hatte, dich wenigstens ab und zu bei den Treffen mit der Clique zu sehen. Ich denke du verstehst mich einfach nicht und das ist der Grund, warum ich dir das nie gesagt habe."

"Ich verstehe dich und ich verstehe denke ich auch, warum du das getan hast, aber ich verstehe immer noch nicht, warum du mich geküsst hast. Und dann auch noch vor allen Leuten, warum gerade da?"

Simon seufzte, er wusste es doch selber nicht. "Ich habe keine Ahnung, ich habe verdammt nochmal selber keine Ahnung. Ich habe es einfach getan, bevor ich darüber nachgedacht habe. Ich bin wirklich müde und ich will mich jetzt auch nicht weiter drüber unterhalten." Mit diesen Worten stand Simon auf, was Taddl ihm aber sofort gleichtat und ihn am Arm festhielt.

"Warte Simon. Ich bin verwirrt okay? Ich weiß nicht was ich fühle, ich war mir so verdammt sicher, dass ich nichts mehr für dich empfinde, zumindest bis vorhin. Aber durch den Kuss und dem allen... Ich weiß einfach nicht was gerade in mir vorgeht."

"Ich kenne das Gefühl, gerade wenn es um Liebe geht. Gerade dann kann ich mich plötzlich selbst nicht mehr sehen, noch verstehen was in mir vor sich geht. Und gerade dann handeln viele so wie du, sie bauen um sich eine Stadt, nur um sich darin zu verbarrikadieren."

"Wow, das... Du klingst so unglaublich poetisch und lyrisch gerade. Tut mir leid, passte irgendwie nicht zum Thema. Zumindest... Ich hatte noch nie so ein Gefühlschaos in mir drin, aber ich glaube ich liebe dich noch. Ich vermisse uns, Simon, das tue ich wirklich..."

Simons sah zu Boden. "Ich auch, ich vermisse uns so unfassbar. Und auch, wenn ich mir geschworen habe, dass das zwischen uns für immer vorbei ist, will ich nichts mehr, als wieder bei dir sein zu können. Dich wieder jederzeit küssen zu können, mit dir kuscheln zu können, deinen warmen Körper sowohl beim Einschlafen, als auch beim Aufwachen neben mir spüren zu können."

Taddl ließ Simons Arm los, nur um ihn dann in seine Arme zu schließen. Er griff nach Simons Hand und legte sie auf sein Herz, welchen in einem unmenschlichen Tempo schlug.

"Spürst du das? Das ist nur wegen dir. Ich liebe dich und auch, wenn wir uns sicher waren, dass das mit uns nicht mehr funktionieren kann, würde ich uns doch trotzdem noch eine Chance geben. Denn wir beide leiden und dieses Leiden werden wir wohl anders nicht los."

Simon nickte, löste seine Hand von Taddls Herz und legte sie in seinen Nacken. Er hob seinen Blick und sah Taddl direkt in die Augen.

Taddls Blick schwankte immer zwischen Simons wunderschönen Augen und seinen mindestens genau so schönen Lippen. Langsam beugte er sich immer weiter nach vorne und verband schließlich ihre Lippen miteinander.

Sofort schloss Simon die Augen und erwiderte den Kuss. Beide legten alle ihre Gefühle in den Kuss und wollten sich am besten nie wieder voneinander lösen.

Taddl drückte Simon an eine der Wände des Ganges und lehnte seine Stirn an Simons. "Ich liebe dich und du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich das vermisst habe, auch wenn ich es nie bemerkt habe." Simon antwortete nicht, sondern lächelte nur und küsste Taddl erneut.

"Gehen wir schlafen? Du meintest du bist müde, was bei dem wenigen Schlaf, den du die letzten Tage hattest, kaum verwunderlich ist.", meinte Taddl und Simon nickte, er war wirklich unglaublich müde.

Sie gingen hoch und sahen, dass die anderen alle schon schliefen. Sie machten sich schnell fertig und legten sich dann in ihre Betten.

"Magst du nicht herkommen?", flüsterte Taddl leise. "Darf ich?", fragte Simon genauso leise, in der Angst die anderen zu wecken. "Natürlich, was dachtest du denn? Ich will wieder regelmäßig neben dir einschlafen und aufwachen können."

Leise stand Simon auf und schlich im Dunklen zu Taddls Bett, während er die ganze Zeit Angst hatte, hinzufallen, da er nichts sah. Vorsichtig legte er sich neben Taddl, welcher ihn sofort in seine Arme zog. "Gute Nacht, Simi.", flüsterte Taddl und gab ihm einen kurzen Kuss. "Gute Nacht.", flüsterte Simon lächelnd.

Das war die erste Nacht auf der Tour, in der Simon durchschlief.

kiss me slow || slowbrickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt