Simon verbrachte noch einen Tag im Krankenhaus, da die Ärzte nur noch beobachten wollten, ob irgendwelche Spätfolgen der Tabletten auftraten, wurde dann aber mit dem Rat, einen Therapeuten aufzusuchen, entlassen. Doch das hatte er natürlich nicht vor, immerhin war es ja nur ein Unfall, aber das traute er sich nicht zu sagen, als der Arzt mit zwei Schwestern auf ihn einredete. Genervt verließ er dann das Krankenhaus.
Bei sich in der Wohnung war es nicht besser. 24 Stunden am Tag war jemand da, um auf ihn "aufzupassen". Mit Taddl hatte er seit dem Krankenhaus auch nicht mehr geredet. Die Situation war also, trotz der Tatsache, dass er bereits eine Woche wieder zuhause war, alles in allem sehr angespannt.
Im Moment war es Kim, welche bei ihm auf dem Sofa saß, einen Film guckte und Chips in sich hineinfutterte. Simon saß auch auf dem Sofa, allerdings etwas abseits, doch er schenkte dem Film eh keine Beachtung. Er wollte einfach nur, dass Kim nach Hause fährt, er wollte wieder alleine sein. Er hatte nichts gegen Kim, nein, er hatte etwas dagegen, dass er nun weder Privatsphäre, noch Zeit allein hatte. Simon wollte nicht weiter wie ein kleines Kind behandelt werden.
"Wie lange wollt ihr das noch machen?", fragte er
"Hm?" Kim schaute vom Fernseher auf.
"Mich wie ein kleines Kind zu behandeln und mir meine Privatsphäre wegzunehmen."
"Simon, es ist doch alles nur zu deinem Besten.", antwortete Kim. "Zu meinem Besten? ZU MEINEM BESTEN? Wie würdest du dich fühlen 24 Stunden am Tag lang überwacht zu werden? Ich bin ein erwachsener Mann, verdammt! Denkst du nicht, dass das überflüssig ist? Ich habe nicht versucht mich umzubringen! Ich weiß, dass ihr mir alle nicht glaubt, denkt ihr ich bin komplett zurückgeblieben? Es war ein verdammter-", sagte Simon aufgebracht, es grenzte schon an Schreien, als er unterbrochen wurde. "Nein, Simon, wir-"
"Lass mich verdammt nochmal ausreden, Kim! Ich will nicht mehr wie ein Kind behandelt werden, ihr macht mich damit mehr kaputt, als wenn ihr mich einfach alleine lassen würdet! Ich kann alleine auf mich aufpassen, es schadet mir nur noch mehr, es gibt mir das Gefühl, hilflos zu sein."
"Simon, du bist doch nicht hilflos. Wir-", wollte Kim einwerfen, doch Simon hatte gerade wirklich keine Lust sich irgendwelche Beschönigungen seiner Situation von Kim anzuhören. "Natürlich bin ich hilflos, ich bin das wohl hilfloseste Wesen auf dieser Erde. Ich komme nicht klar, ohne dass jemand sich um mich kümmert, ich verhalte mich wie ein zehnjähriges Kind! Aber ich habe ja auch keine Möglichkeit irgendwie selbstständiger zu werden, wenn ich den ganzen Tag überwacht werde. Wenn ich 24 Stunden lang Unterstützung wollen würde, würde ich mich selbst einweisen lassen, so wie es mir jeder dieser Hobbypsychologen aus dem Krankenhaus geraten hat, verdammt!"
Kim war etwas geschockt von Simons Verhalten, er war nie ein Mensch gewesen, der sonderlich laut wurde.
"Simon, ich weiß du willst das nicht hören aber willst du nicht wirklich mal darüber nachdenken, dir helfen zu lassen?", fragte Kim daraufhin vorsichtig, doch Simon schüttelte nur den Kopf. "Ich hab' darüber nachgedacht, natürlich hab' ich das, aber nein, ich kann das nicht. Wie soll ich mit einer fremden Person über meine Probleme reden, wenn es mir selbst bei Leuten, denen ich vertraue wie euch, schwer fällt?""Häufig ist es einfacher sich Leuten zu öffnen, die man nicht kennt und die einem im Grunde nichts bedeuten. Probiers doch einfach mal aus, Simon, und wenn's nichts für dich ist kannst du's ja immer noch lassen.", schlug Kim vor.
"Nein, tut mir leid. Ich bitte dich jetzt einfach zu gehen, Kim, ich habe noch zu tun und muss auch noch 'nen Song fertig machen."Kim seufzte und nickte, im Grunde hatte sie keine Wahl, es war Simons Wohnung und er durfte sie rausschmeißen wann immer er wollte. Also verabschiedete sie sich und war dann keine 5 Minuten später aus der Wohnung verschwunden.
Simon lehnte sich auf dem Sofa zurück und schloss die Augen, endlich war er wieder alleine. Er seufzte, stand auf und ging in sein Zimmer um sich daran zu machen, 'coupé' fertigzumachen.
Er startete seinen PC, setzte sich die Kopfhörer auf und fing an das Instrumental zu machen. Mehrere Stunden arbeitete er ohne Pause, erst kurz vor 10 am Abend wurde er aus seiner Arbeit gerissen, als er merkte, dass sein Handy dauernd vibrierte.
T: hey simon
[21:56]T: was machst du so?
[21:56]T: muss bisschen komisch kommen dass ich dich jetzt so random anschreibe
[21:57]T: tut mir leid
[21:57]T: aber mir ist langweilig haha
[21:57]hey T
[21:57]habe bis eben an einem neuen song gearbeitet
[21:57]bekomme nur irgendwie kein gutes instrumental zustande...
[21:58]T: soll ich dir vielleicht helfen? ich könnte vorbeikommen, ich hab eh nichts zu tun
[21:58]T: haben uns ja nicht mehr gesehen seit du im krankenhaus warst, wie geht's dir eigentlich?
[21:59]T: und ist eigentlich jetzt wirklich alles okay zwischen uns?
[21:59]wenn du willst kannst du gerne noch vorbeikommen, klar
[21:59]und joa mir gehts ganz gut denke ich, keine ahnung, ich denke wir müssen auch einfach gucken, ob das zwischen uns jetzt funktioniert oder nicht
[22:00]würde mich auf jeden fall freuen...
[22:00]T: ja, mich auch
[22:00]T: gut, ich komm dann gleich rum, bis gleich
[22:00]kannst du vielleicht was zu essen mitbringen? ich hab hunger
[22:00]T: klar, irgendwelche wünsche?
[22:00]mir eigentlich egal, fahr einfach irgendwo ran, danke
[22:01]T: mach ich, bis gleich
[22:01]War es richtig sich jetzt mit Taddl zu treffen? Natürlich hatten sie beschlossen einfach zu versuchen, wie normale Freunde zu handeln, aber war das wirklich möglich nach allem, was passiert war?
Simon wurde unruhig. Er war gleich mit Taddl, seinem Ex, alleine und das wahrscheinlich bis zum Morgen. Denn selbst er wusste, dass 'Vorbeikommen' nach 22:00 eine indirekte Einladung zum über-Nacht-bleiben war und er wusste defintiv nicht, wie er damit umgehen sollte.
Um seine Unruhe zu vertreiben nutzte er die Zeit bis Taddl kam und lenkte sich damit ab, aufzuräumen; seine Wohnung hatte es wirklich nötig.
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kiss me slow || slowbrick
FanficSimon Vogt - ein hypersensibler junger Mann mit einem leichten Drogenproblem, unfähig sich selbst als das zu akzeptieren, was er ist. Ein gebrochenes Herz und einige Nächte voller Verzweiflung und Drogen später scheint es Rettung aus all dem zu gebe...