pick me up when i'm down II

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Um neun Uhr wurden alle von Lunas Wecker geweckt. "Mach den shit aus.", brummte Ardy in sein Kissen.

Luna machte ihren Wecker aus und setzte sich in ihrem Bett auf. Alle Vorhänge der Schlafkabinen waren zugezogen, nur Simons nicht. "Scheiße, wo ist Simon?", fragte sie, woraufhin alle bis auf Taddl ihre Vorhänge aufzogen und sich geschockt umsahen. Mehrere Gedanken gingen ihnen durch den Kopf. Was ist, wenn das Gespräch mit Taddl gestern überhaupt nicht gut ausgegangen war? Simon könnte jetzt sonst wo sein.

Ihre Gedankengänge wurden aber sofort wieder unterbrochen, da Taddls Vorhang aufgezogen wurde und ein verschlafener Simon hinaussah. "Ich bin hier.", murmelte er und rieb sich die Augen.

"Simon, was-", setzte Luna an, unterbrach sich aber selbst sofort wieder. "Seid ihr wieder zusammen?"

"Wir haben gestern ja noch bisschen geredet und naja, ich denke schon.", erwiderte Taddl. "Endlich," kam es von John. "Irgendwann hätte man euch getrennt auch nicht mehr ertragen."

"Was soll das denn heißen?", fragte Simon. "Euch beiden ging's scheiße und das war echt nicht angenehm mitanzusehen."

Kurz darauf standen alle auf und machten sich fertig. Der Bus war bereits in Münster, ihrem nächsten Tourstop, angekommen, da sie eh immer über Nacht fuhren.

Nach einem gemeinsamen Frühstück beschlossen sie erstmal noch etwas durch die Stadt zu laufen. Sie teilten sich etwas auf, sodass sie nicht als eine allzu große Gruppe unterwegs waren. Lu ging mit Ardy, Mokuba mit John und Simon mit Taddl.

Die letzteren beiden wussten nicht so wirklich, wo sie hinwollten, sie gingen einfach etwas durch Münster spazieren. Da sie in der Öffentlichkeit waren, trauten sie sich nicht die Hand des jeweils anderen zu nehmen, genossen aber trotzdem die Zweisamkeit.

Es war noch recht früh, weshalb die Stadt noch nicht komplett überfüllt war.
"In die Richtung soll irgendwo ein Park sein, lass uns da lang gehen.", schlug Simon vor und Taddl nickte.

Wenige Minuten später erreichten sie den Park. Dort war es wirklich angenehm ruhig, sie sahen die ganze Zeit nur wenige Leute, entweder Jogger oder Leute mit ihrem Hund.

Als sie etwas geschützter waren griff Taddl nach Simons Hand. "Wir haben noch nie darüber gesprochen, auch damals nicht, wollen wir eigentlich irgendwann mit unserer Beziehung an die Öffentlichkeit?", fragte Taddl.

Simon schluckte. Natürlich hatte er darüber schon nachgedacht, war aber nie wirklich zu einem Entschluss gekommen. Beides hatte Vor- und Nachteile, sowohl das Geheimhalten aber auch das Veröffentlichen.

"Ich weiß es nicht. Natürlich schon irgendwie, aber... ich weiß es wirklich nicht. Ich würde wahrscheinlich einfach noch etwas warten, aber irgendwann bestimmt."

Taddl nickte nur. Eine Weile gingen sie noch weiter, bis Taddl auf sein Handy sah, um zu gucken wie spät es war. "Wir sollten langsam mal zurück, bald ist Soundcheck und Lu hat mir gerade auch schon geschrieben und gefragt, wo wir bleiben."

"Ich will im Moment nicht zurück. Es ist einfach wunderschön gerade alles - der Park, die Stille, die Zeit mit dir. Ich will nicht, dass das jemals endet.", sagte Simon und wurde zum Ende hin etwas rot, da ihm Gesagtes schon ziemlich kitschig vorkam. Taddl lächelte ihn an und küsste ihn kurz.
"Ich genieße das hier auch sehr, Simon, und nach der Tour können wir ja gerne öfter spazieren gehen, aber jetzt müssen wir wirklich zurück, sonst kommen wir zu spät."

Simon nickte und die beiden machten sich auf den Weg zurück. Als sie ankamen wurden sie schon von den anderen erwartet. "Da seid ihr ja endlich.", meinte Luna. "Ja, wir haben nur etwas die Zeit vergessen, sind aber doch jetzt noch pünktlich hier.", erwiderte Taddl.

In der Halle war alles schon soweit aufgebaut, sodass sie sofort mit dem Soundcheck starten konnten. Anfangs gab es einige Probleme mit den Mikrofonen, welche aber schnell behoben werden konnten, sodass danach alles glatt lief.

Da der Soundcheck heute extra früher angesetzt worden war hatten sie jetzt noch etwas Zeit, weshalb alle nochmal in den Bus zurückgingen.

"Es sind einfach nur noch sechs Konzerte jetzt, irgendwie kann ich nicht glauben, dass die Tour schon bald wieder vorbei ist.", meinte Ardy. Und er hatte Recht, es waren wirklich nur noch sechs Konzerte, darüber hatte Simon noch garnicht nachgedacht. Er war zwar schon immer ein sehr zurückgezogener und in sich gekehrter Mensch gewesen, trotzdem würde er das hier defintiv vermissen, denn es war wunderschön jeden Abend vor hunderten Fans singen zu können.

Egal wie schlecht es ihm ging, die Fans machten ihn immer wieder ein Stück glücklicher.

Sie unterhielten sich noch eine Weile, bis sie zurück in die Halle mussten. Also zogen sie sich alle um und gingen dann in den Backstagebereich der Stage.
Simon setzte sich vor den Spiegel und fing an sein Make-Up zu machen. Auch wenn Lu das wahrscheinlich viel besser hinbekommen würde, liebte er es, sich selbst zu schminken. So konnte er immer nochmal in seinen Gedanken versinken, wie jetzt auch.

Das letzte Jahr war für ihn einfach verrückt gewesen. Es gab unglaublich viele Hoch- und Tiefpunkte. Seine Freundin hatte ihn mit seinem jetzigen Freund betrogen, er hatte ihn zufällig kennengelernt, sich verliebt, wurde dann von ihm mit seiner Ex betrogen, hatte Monate lang gelitten und war letztendlich wieder mit ihm zusammen. Außerdem hatte er unglaublich viele neue Leute kennengelernt, die er nun seine Freunde nennen durfte. Er konnte endlich gut von seiner Musik leben und musste sich nicht immer Gedanken darum machen, was wäre, wenn die Musik mal 'nen Monat nicht so laufen würde.

All das klang so unglaublich surreal und Simon war sich sicher, dass nahezu alle anderen Menschen seine Entscheidungen, gerade im Bezug auf Taddl, niemals verstehen würden, doch das war okay. Denn das, was in ihm vorging konnte wohl keiner verstehen, nicht mal er selbst.

Er seufzte auf und sah sich im Spiegel an, sein Make-up war ihm wirklich gut gelungen. "Es geht gleich los, bist du so weit?", fragte Mokuba, der gerade den Raum betreten hatte. Simon nickte nur und stand auf, machte sich fertig um auf die Bühne zu gehen.

Als ihm bescheid gesagt wurde, dass es losging, ging er mit seiner Gitarre auf die Bühne, welche noch von einem Vorhang verdeckt wurde und stellte sich an das Mikrofon.

Simon war aufgeregt wie immer, schloss die Augen und atmete tief durch.

Er hatte das vergangene Jahr viel gelitten und wahrscheinlich auch die schlimmsten Phasen seines Lebens durchlebt, doch eins war ihm klar:

Ab jetzt würde alles besser werden.

Und damit fing er an die ersten Chords auf seiner Gitarre zu spielen und zu singen.

Als er hörte, wie die Fans anfingen zu kreischen, musste er lächeln.

Ja, alles würde besser werden.

kiss me slow || slowbrickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt