Drei Monate waren vergangen, seit sich Taddl und Simon dazu entschieden hatten, sich erstmal aus dem Weg zu gehen. Viel war passiert - sie hatten einige Songs released, hatten einen Auftritt in Köln (Impact 1) gehabt und waren im Moment dabei ihr erste und wahrscheinlich einzige gemeinsame Tour mit dem Rest von Cyber Gen zu planen.
Zu Sechst saßen sie bei Taddl, Lu und Ardy und besprachen einige Sachen. Die Planung an sich war schon fertig; die Locations, sowie der Tourbus waren über das Management gebucht, nur die Fans wussten noch nichts. Die Community war seit Impact 1 rasend schnell gewachsen, sie waren alle etwas überwältigt von ihrer plötzlichen Bekanntheit.
"Welche Songs willst du eigentlich singen?", fragte Taddl an Simon gewandt, als sie gerade dabei waren zu besprechen, wer was performen wollte.
"Weiß ich noch nicht, ehrlich gesagt. Wollte auf jeden Fall überall 'nen noch nicht veröffentlichten Song vorneweg singen, wie ich das bei Impact 1 auch gemacht hatte. Zum zu gucken, wie der bei den Leuten so ankommt und so."
Dadurch, dass sie jetzt abgesehen von den Treffen mit dem Rest von Cyber Gen nichts mehr miteinander zu tun hatten, konnten sie wieder besser miteinander umgehen.
Nach außen hin schien es, als würden sich beide wirklich nur noch als Freunde sehen, doch war das wirklich so? Niemand wusste es, nicht einmal sie selber. Nur Kim hatte er erzählt, dass er häufig noch über genau diese Frage nachdachte. Tief im Inneren waren seine Gefühle wahrscheinlich immer noch da und es brauchte wahrscheinlich nur einen kleinen Auslöser, um diese wieder an die Oberfläche zu holen.
Mehrere Stunden hatte er mit Kim über dieses Thema diskutiert. Sie war immer für ihn da gewesen und hatte ihm sehr durch die ersten zwei Wochen geholfen. Es war für Simon vielleicht nicht so schwer gewesen, wie die Trennung an sich, trotzdem war er einfach dankbar, dass Kim sich immer alles von ihm anhörte und ihm half. Vielleicht würde er ja irgendwann sogar unabhängig von allen leben können und nicht mehr so abhängig von seinem Umfeld sein?
Simon hatte gar nicht mitbekommen, wie das Gespräch schon weitergegangen war. Sie waren gerade dabei, sich auf die Reihenfolge der Artists zu einigen. Im Moment diskutierten sie darüber, wer das ganze eröffnen sollte.
"Simon, wie wär's, wenn du mit deinem unveröffentlichten Song anfängst?", fragte Ardy ihn. "Ich weiß nicht, mir macht es irgendwie Angst direkt am Anfang alleine auf der Bühne zu stehen..."
"Aber bei Impact 1 hast du's doch auch geschafft? Also wir werden dich defintiv nicht dazu zwingen, aber ich denke, dass es schon gut angekommen ist, als du das Konzert eröffnet hast."
"Ja... Ja, irgendwie hast du ja Recht, aber ich weiß nicht... Ja, du hast Recht, ich fang wieder an."
Die Sechs redeten und planten noch bis spät in die Nacht, bis Mokuba aufstand und meinte, dass er müde sei und nach Hause fahren würde. Daraufhin machte sich auch John auf den Weg nach Hause und auch Simon war dabei zu gehen. Er verabschiedete sich von allen und setzte sich in die Bahn, um zu seiner Wohnung zu gelangen.
Mit seinen Kopfhörern in den Ohren saß er an einem Fensterplatz und war komplett in Gedanken, bis er merkte, dass sich jemand neben ihn gesetzt hatte.
Warum sollte sich jemand neben ihn setzten; die Bahn war doch fast vollständig leer? Er drehte aus Instinkt den Kopf zur Seite und blickte in das Gesicht seiner Ex.
"Finja?", fragte Simon, während er sich einen Kopfhörer aus dem Ohr zog. "Ich hab' dich hier so sitzen gesehen und, keine Ahnung, ist wahrscheinlich komisch, aber ich hatte irgendwie den Drang mich neben dich zu setzten. Ich meine, wir haben schon ziemlich lange nichts mehr voneinander gehört." "Ist schon okay, wolltest du über irgendwas reden oder was?"
"Wie läuft es mit Taddl? Ist jetzt auch schon bisschen her, dass er dich naja, betrogen hat. Seid ihr wieder zusammen?"
Simon seufzte. Was interessierte es sie eigentlich? Klar, sie war kein schlechter Mensch, auch wenn es immer so rüber kam. Es tat ihr unglaublich leid, was alles passiert war. Eigentlich war sie wirklich ein herzensguter Mensch und auch, wenn die beiden nicht mehr zusammen waren, wusste Simon, dass sie auch so noch eine gute Freundin sein könnte - hätte sie ihn damals nicht so verletzt.
"Wir sind nicht wieder zusammen gekommen. Wir haben drüber geredet und sind beide zu dem Schluss gekommen, dass es keinen Sinn mehr machen würde. Es ist zu viel passiert, auch noch nachdem ich euch beide zusammen gesehen hatte. Und ich denke es ist wohl auch das Beste, dass wir uns jetzt wirklich nur noch bei unserem Musikprojekt sehen."
Finja sah ihm direkt in die Augen. "Deine Gefühle existieren noch, oder? Auch, wenn du es dir nicht eingestehen kannst, ein Teil von dir will diesen Abstand nicht. Denn ich kenn' dich Simon, auch wenn du sagst, dass du denkst, dass das jetzt das Beste ist, weiß ich, dass du innerlich ganz anders fühlst."
Simon seufzte und senkte den Blick. "Na und? Mag sein, aber ich kann da nichts dran ändern. Und auch, wenn ich vielleicht innerlich anderer Meinung bin, weiß mein gesunder Menschenverstand, dass Taddl Recht hat."
Finja schwieg und sah nach vorne. Es machte keinen Sinn da mit Simon zu diskutieren. Er lag ja irgendwie auch nicht falsch, es war wohl das, was normalerweise das Beste war - doch nicht für Taddl und ihn. Sie hatte zwar Ewigkeiten keinen Kontakt mehr zu Taddl gehabt, trotzdem ging sie davon aus, dass es ihm wahrscheinlich ähnlich ging.
"Wie läuft's bei dir zur Zeit so?", fragte Simon aus Höflichkeit und auch, um keine peinliche Stille entstehen zu lassen. "Ganz gut, denke ich. Ich bin seit knapp zwei Monaten mit einem ehemaligen Schulfreund zusammen und habe endlich einen Job als Redakteurin gefunden."
Die beiden unterhielten sich noch eine Weile, bis Simon aussteigen musste. Sie verabschiedeten sich noch und er machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung. Müde schloss er die Tür auf und ging dann eigentlich auch sofort schlafen.
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kiss me slow || slowbrick
FanficSimon Vogt - ein hypersensibler junger Mann mit einem leichten Drogenproblem, unfähig sich selbst als das zu akzeptieren, was er ist. Ein gebrochenes Herz und einige Nächte voller Verzweiflung und Drogen später scheint es Rettung aus all dem zu gebe...