mich zu wehren faellt mir schwer II

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Als Taddl am Morgen aufwachte, schien Simon noch zu schlafen, denn es war still in der Wohnung. Er stand auf und sah auf die Uhr, kurz nach halb Zwölf, er hatte wenigstens sechseinhalb Stunden geschlafen. Leise ging er in Richtung von Simons Zimmer, um nach ihm zu sehen.

Simon lag noch genau so, wie vor einigen Stunden. Das Kissen fest umschlungen und das Gesicht in dieses gepresst. Dieser Anblick sorgte dafür, dass Taddl lächeln musste, aber wer konnte es ihm verübeln? Simon war wirklich unglaublich niedlich, vor allem wenn er schlief.

Wie gerne sich Taddl jetzt einfach neben ihn gelegt und seinen Kopf in Simons Haaren vergraben hätte, nur um den Geruch des Jüngeren einatmen zu können.

Ihm war voll und ganz klar, dass Folgendes definitiv nicht gut war, weder für ihn, noch für Simon, doch er konnte sich nicht zurückhalten, egal, wie verrückt es klang, er wollte wieder Nähe zu seinem Ex.

Leise ging er auf Simons Bett zu und setzte sich auf die Bettkante, mit seiner Hand strich er durch Simons Haare. Taddl seufzte und legte sich vorsichtig neben den Jüngeren, legte einen Arm um seine Hüfte und zog ihn etwas zu sich. "Nur Zehn Minuten...", flüsterte er, schloss die Augen und vergrub sein Gesicht in Simons Haaren. Und - wie hätte es anders sein sollen - es wurden mehr als Zehn Minuten.

Simon erschrak, als er aufwachte und irgendjemand hinter ihm war. Vorsichtig sah er an sich herunter und erkannte ganz klar Taddls tätowierte Hände um seine Hüfte. Sein Herz setzte kurz aus, nur um dann mit doppelter Geschwindigkeit weiterzuschlagen.  Warum war Taddl bei ihm? Er war sich hundertprozentig sicher, vor einigen Stunden alleine eingeschlafen zu sein, wann war er also zu ihm gekommen? "Taddl?, fragte er leise, bekam aber keine Antwort. Simon drehte sich vorsichtig in Taddls Armen und konnte so nun sein Gesicht sehen, er schlief. Langsam beugte er sich über ihn, um nach seinem Handy zu greifen, um zu gucken wie spät es war.

Es war kurz nach Zwölf und er hatte einige Nachrichten von Mokuba, die Simon aber erstmal ignorierte. Er legte sein Handy wieder weg und ließ sich zurück ins Bett fallen, wovon wohl Taddl geweckt wurde. Er gab ein Grummeln von sich und öffnete langsam die Augen, bis er realisierte, wo er sich gerade befand. Schnell ließ er Simon los und setzte sich auf. "Simon, ich- es tut mir leid, das... das wollte ich nicht.", stammelte Taddl vor sich hin, er hatte keine Ahnung, wie er diese Situation Simon erklären sollte.

Dieser hatte sich auch aufgesetzt und starrte Taddl an. "Wann bist du hier hergekommen?", fragt er. "Vorhin. Vor einer Stunde oder so, keine Ahnung. Ich weiß auch nicht warum, das muss jetzt richtig komisch sein, tut mir leid."

"Warum?" "Warum was?" "Warum hast du dich zu mir gelegt?"

Taddl schluckte, was sollte er jetzt bitte antworten? Er konnte Simon schlecht sagen, dass er die Nähe zu ihm vermisste. "Eine Situation wird erst komisch, wenn man sie selbst komisch macht. Also rede jetzt und beantworte einfach meine Frage, bevor das ganze hier wirklich komisch wird.", sagte Simon und Taddl nickte.

"Als ich heute Morgen aufgewacht bin, naja, ich hab ja deinen Pullover an und er riecht nach dir und irgendwie habe ich wohl einfach deine Nähe vermisst... Ich weiß auch nicht, was mich dazu getrieben hat, mich einfach neben dich zu legen." "Es ist okay, denke ich. Vergessen wir das einfach, okay?", schlug Simon vor. "Ja, wäre wohl besser."

Die beiden machten sich fertig und saßen nun schweigend am Tisch und frühstückten. "Wann willst du coupé einsingen?", fragte Taddl um die Stille zu brechen. "Weiß ich nicht, nachher oder so denke ich." Damit war das Thema dann auch beendet und eine relativ unangenehme Stille entstand.

Simons Gedanken spielten verrückt, warum hatte Taddl seine Nähe vermisst? Er dachte sie hätten die Beziehung jetzt wirklich vollständig beendet? Er nahm so ziemlich allen seinen Mut zusammen und fragte, was ihm schon die ganze Zeit auf der Seele brannte.

"Empfindest du noch etwas für mich?"

Taddl verschluckte dich an seinem Brot. "Was?" "Empfindest du noch was für mich?" Simon wiederholte seine Frage, obwohl er sicher war, dass Taddl ihn schon verstanden hatte. Taddl seufzte.

"Ich weiß es nicht, okay? Ich weiß es wirklich nicht... Manchmal vermisse ich unsere Zeit einfach, ich wünsche mir dann nichts weiter, als bei dir sein zu können, aber dann denke ich darüber nach, wie falsch das ist. Denn sehen wir's ein, eine Beziehung zwischen uns beiden wird wohl nichts mehr, selbst wenn von deiner Seite aus auch noch Gefühle wären."

"Ich denke du kennst mich so weit, dass du weißt, dass ich mit sowas nicht so einfach abschließen kann. Egal was ich tue, es wird noch einige Zeit dauern, bis ich komplett mit der ganzen Sache abgeschlossen werden habe. Und damit werden wohl auch noch einige Zeit Gefühle da sein. Aber du hast wohl recht, ich glaube auch nicht, dass das mit uns noch funktionieren würde. Denn manchmal reichen Gefühle nicht aus, um eine Beziehung führen zu können..."

Mittlerweile hatten beide aufgegessen, trauten sich aber nicht einander anzusehen. "Ich denke, Simon, wir müssen jetzt einfach das Beste draus machen und abwarten, was anderes bleibt uns wohl auch nicht übrig... Es wird wahrscheinlich wehtun, aber das ist wohl der einzige Weg." Taddl seufzte, bevor er weiterredete.

"Das wird dir wohl genauso schwer fallen wie mir, aber ich glaube es wäre das Beste, wenn wir erstmal auf Abstand gehen, bis von beiden Seiten keine Gefühle mehr existieren, sonst werden wir nicht weiterkommen..."

Simon schluckte schwer; auch wenn er es nicht wahrhaben wollte, Taddl hatte recht. Auch wenn es immer teilweise zwischen ihnen als Freunde funktionierte, war es nicht möglich, dass so die Gefühle für den jeweils anderen jemals verschwinden würden. Und das war eben notwendig, gerade weil sie sich beide sicher waren, dass eine Beziehung unmöglich war.

"Ja, ja ich glaube das wäre wohl das Beste, auch wenn es erstmal weh tun wird...", ergriff Simon nach einigem Schweigen das Wort. Taddl nickte leicht.

"Dann, ich weiß nicht, stehe ich jetzt einfach auf und gehe und wir gucken, dass wir uns möglichst aus dem Weg gehen?", fragte Taddl, er hatte keine Ahnung wie er das hier beenden sollte. "Ja, ich komm' noch mit zu Tür...", sagte Simon mit gesenktem Kopf, während er versuchte seine Tränen zu unterdrücken.

Taddl stand auf und Simons tat es ihm mit geringer Verzögerung gleich. Schweigend bewegten sich beide Männer in Richtung der Haustür. Taddl zog sich seine Schuhe und Jacke an, öffnete die Tür und trat heraus, doch er hielt inne.

Er drehte sich zu Simon, welcher ihn mit Tränen in den Augen ansah. "Nicht weinen, Simi, es kann jetzt nur noch besser werden.", lächelte Taddl gezwungen, mittlerweile auch mit Tränen in den Augen. "Komm her."

Taddl trat nach vorne und öffnete seine Arme, um Simon zu umarmen. Dieser ließ sich sofort in Taddls Arme fallen und fing an zu weinen. Taddl strich vorsichtig mit seinen Armen über Simons Rücken, um ihn zu beruhigen.

"Versprichst du mir etwas?", flüsterte er, was dafür sorgte, dass Simons seinen Kopf von seiner Brust löste und ihn ansah. "Was?" "Wenn etwas ist, rede mit Kim. Oder mit John, Mokuba und wem auch immer. Versprich mir einfach nur, dass du deine Probleme nicht in dich reinfrisst und dich jemandem öffnest. Ich werde wohl auch etwas Hilfe von Ardy brauchen."

Zum Ende hin lächelte Taddl schwach, was Simon etwas erwidern musste.

"Ich versprech's dir.", flüsterte Simon und drückte sich wieder an Taddl.

Kurz umarmten sich sich noch, bis sie sich lösten. Sie sahen sich noch eine Weile in die Augen, bis Taddl das Wort ergriff.

"Dann, auf ein letztes Mal." Er beugte sich vor und küsste Simons Stirn. "Ich liebe dich."

Taddl ließ Simon keine Zeit zum antworten, da das alles nur schwerer gemacht hätte. Er drehte sich einfach um und ging, ließ Simon in seiner Tür stehen.

kiss me slow || slowbrickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt