Kapitel 7

4.7K 238 41
                                    

Joshuas PoV

Ich bin erstaunt, wie schnell er alles verarbeitet. Wir hätten uns fast geküsst, doch er macht einfach weiter, als sei nichts gewesen.

Und er setzt noch eins oben drauf: nachdem er sich, kurz bevor es zu einer Berührung kommen konnte, abgewendet hat, hat er sich wieder hinter den Schreibtisch gesetzt und einfach weiter gearbeitet.

Ich lehne mich über seine Schulter, um ihm dabei zuzusehen. Mit einer schnellen Bewegung schreibt er einige Zeilen auf ein wichtig aussehendes Dokument.

Als Unterschrift malt er eine verschnörkelte Linie, die unglaublich schön aussieht.

Als er umblättert, steht dort groß Johnson and Smith Lawyers als Überschrift.
Seine eigene Firma also. Und das in dem jungen Alter. Wie hat er das bloß geschafft?

Er ist in seinem Alter schon so erfolgreich, dass ich mich neben ihm wie ein Loser fühle.

Er nimmt sich einen Klebezettel und schreibt, dass er langweiligen Bürokram erledigt, welche ihn aber das meiste seines Geldes einbringt, aber er guckt dabei so gequält, dass ich laut auflachen muss.

Entschuldigend halte ich mir die Hand vor den Mund, aber Matthew nimmt sie sanft und schiebt sie mir wieder von meinem Mund herunter

,,Schöne Gesichter sollte man nicht verdecken."

Er hat mich schön genannt. Und das nun schon zum zweiten Mal.

Nur mit Mühe kann ich mir ein Grinsen verkneifen und als Ablenkung nehme ich mir seine Zigaretten aus seiner Jackentasche und klemme mir eine Kippe zwischen die Zähne und zünde mir diese an.

Ich muss echt aufpassen, dass ich nicht süchtig danach werde. Oder nach Matthew.

Ich lasse ihn in Ruhe weiterarbeiten und gehe zu dem großen Fenster, wo ich mich entspannt dagegen lehne und die wunderschöne Aussicht über London genieße.

Doch schnell wird mir langweilig, sodass ich den Zigarettenstummel in dem Aschenbecher, der auf seinem Schreibtisch steht, ausdrücke und wieder meine Position am Fenster beziehe.

Aber diesmal beobachte ich Matthews breiten, ziemlich muskulösen Rücken und immer wenn er sich bewegt - was zu meinem Glück ziemlich oft vorkommt - beobachte ich fasziniert, wie seine Muskeln zum Vorschein kommen.

Er ist einfach so heiß.

Er dreht sich herum. ,,Was machst du?", lese ich seine Lippen.

Gespielt desinteressiert zucke ich mit den Schultern, grinse ihn aber im nächsten Moment schelmisch an.

Fordernd kommt er auf mich zu und bleibt nur ein paar Millimeter vor mir stehen.

,,Teile sie wenigstens, die sind teuer.", sagt er und nickt in Richtung Zigarette, die ich lässig zwischen den Lippen halte.

Ach Mist, ich dachte er merkt es nicht, wenn ich mir noch eine nehme.

Langsam hebt er seine Hand und streichelt zart über meine Wangen. Ich hebe nur fragend eine Augenbraue und hoffe, dass er mir meine Unruhe nicht anmerkt.

Dann streicht er mir über mein Kinn und zieht anschließend leicht die Zigarette aus meinem Mund.

Er schiebt sie sich selbst zwischen die Lippen und lehnt sich plötzlich zu mir herüber, um etwas von der Scheibe zu wischen.

Oh mein Gott, er ist mir so nah.

Ich glaube, er hat Eau de Cologne als Parfum.

Nein, dafür riecht es zu sanft, zu natürlich.

Wie kann man solch einen tollen Eigengeruch haben?
Langsam glaube ich echt, dass alles, aber auch wirklich alles an ihn perfekt ist.

Ich nehme auch einen leichten Hauch von Kaffee und Minzbonbons wahr, welche den Duft perfekt abrunden.

Habe ich erwähnt, wie perfekt er ist?

Als die Scheibe wieder sauber ist, richtet er sich schnell wieder auf.

,Nein, bitte gehe nicht, ich möchte noch mehr.', flehe ich in Gedanken.

Ach scheiß drauf, einmal muss man selbst sein Glück in die Hand nehmen, also packe ich schnell den Saum seines Hemdes und ziehe ihn neben mich, bevor er sich weiter entfernen kann.

Ich weiß nicht, ob er etwas sagt, aber er lacht auf jeden Fall und reicht mir erneut die Zigarette.

Stumm schauen wir beide hinaus in das schöne London.

,,Alles gut?", frage ich ihn. Noch nie hat er so lange geschwiegen, ich kenne nur als neugieriges Plappermäulchen.

,,Alles gut.", zeigt er mir, ohne mich anzusehen.

Okay, hier ist definitiv was in Busch und streichel ihn beruhigend über seinen Rücken, bevor ich ihn in den Arm nehme

Sofort vergräbt er seinen Kopf in meinem Haar, aber schnell löst er sich wieder und tritt einen Schritt zurück.

Plötzlich knickt er zur Seite weg und er landet auf dem Boden, wo ich ihm gleich darauf folge, denn ich habe meine Arme noch um seinen Oberkörper geschlungen, sodass er mich mit seinem Gewicht nach vorne reißt.

Zu seinem Leid lande ich auf ihm, wodurch er schmerzhaft aufstöhnt, aber er hält mich weiterhin ganz fest an sich gepresst, sodass ich keine Chance habe, aufzustehen.

,,Bitte bleib.", fleht er mich, was ich ihm nicht verwehren kann.

Lange Zeit schauen wir uns einfach in die Augen, bis er immer müde wird und einfach einschläft.

Ich beobachte ihn noch eine Weile.
Das ist meine Chance, ihn ungestört anzusehen und diese nutze ich natürlich aus.

Langsam streichel ich seine zarten Wangen, welche leichte Bartstoppeln zieren, die ihn älter wirken lassen.

Einmal kann ich es mir nicht nehmen lassen, seine vollen Lippen zu berühren.

Holy shit, fühlen die sich weich an. Einfach atemberaubend.

In immer größer werdenden Abständen fallen meine Augen zu, sodass ich meinen Kopf gemütlich auf seine harte Brust bette und sanft in den Schlaf gleite.

Das ist definitiv der friedlichste Schlaf, den ich seit Langem habe.

Und das alles dank Matthew.

Meinem Matthew.

The Deaf and The Rich | Deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt