Kapitel 19

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Es war das zweite mal, dass ich erbrach. Pizza Teig, Tomatensoße, Käse. Ich führte meinen Zeigefinger wieder zum Gaumen und erbrach erneut. Diese Pizza war zu viel, es war ein riesiger Fehler, der sich auf der Waage bemerkbar machen würde. Ich öffnete frustriert meinen Laptop und wurde währenddessen von Paul angerufen, aber für ihn hatte ich gerade keine Zeit.
Denn ich googelte nach weiteren Methoden aufgenommene Kalorien wegzubekommen, außer natürlich mit Sport.
Und dann stieß ich auf etwas, was mich total neugierig machte.
Sogenannte Abführmittel.
Ich schlug dieses Wort in Wikipedia nach um mich genauestens zu informieren.

Abführmittel, Laxativa (Einz.: Laxativum) oder Laxanzien (Einz.: Laxans, veraltet: Laxantien, von lateinisch laxare = lockern) sind Arzneimittel, die die Stuhlentleerung beschleunigen und gegen Obstipation (Verstopfung) eingesetzt werden.

Es war hervorragend! Das war neben Brechen eine weitere Lösung! Wenn ich meine Verdauung beschleunigte und ich schneller auf Klo müsste, würde ich logischerweise abnehmen.
Ich ging gleich zu einer Apotheke und kaufte mir eine Packung. Die Nebenwirkung wollte ich mir nicht durchlesen, manchmal musste man einfach Prioritäten setzen. Als ich wieder zu Hause war, sah ich, dass Paul mich des Öfteren angerufen hatte.

Tut mir Leid, Schatz. Ich habe gerade keine Zeit- Schrieb ich ihm.

In dem Moment ging auch die Tür in meinem Zimmer auf.
"Elena, wir haben schon Mittag gegessen, aber ich hab dir noch was gelassen.", sagte Mama und versuchte so zu tun, als ob alles beim Alten wäre.
"Ich habe heute Pizza gegessen.", sagte ich und habe noch nicht einmal gelogen.
"Mit wem?"

"Julia, Anna und Bella. Wenn du mir nicht glaubst, dann frag eine von denen."
Mama würde es nicht tun. Aber das machte die Situation glaubwürdiger. Unabhängig davon, dass die Situation der Wahrheit entsprach.

"Alles klar.", sagte sie und war in Begriff rauszugehen, blieb aber an der Tür stehen.
Sie wollte noch etwas loswerden.
"Was ist Mama?", fragte ich sie.

Und dann wollte sie ein pädagogisches Gespräch mit mir führen.
Sie schloss die Tür hinter sich und setzte sich an den Rand meines Bettes.

"Ich weiß, was du durchgemacht hast.", sagte sie. Aber ich wusste nicht wovon sie spricht.
"Als du übergewichtig warst.", fügte sie hinzu als sie registriere, dass ich nicht verstand.
"Das Mobbing. Und natürlich auch Caro. Deswegen hast du so rasant abgenommen. Das hast du ja auch geschafft." Sie lächelte mich stolz an. "Und sieh dich an! Du siehst wirklich fabelhaft aus mit deiner roten Haarpracht, den Sommersprossen und deiner schönen Figur. Ich kann immer noch nicht fassen, dass du von... naja du weißt schon... extrem übergewichtig, zu deinem jetzigen Zustand geschafft hast! Aber findest du es nicht genug?"
Ich dachte, dass sei eine rhetorische Frage, also antwortete ich nicht.
"Ich hab dich ja heute unter der Dusche gesehen."
Ja danke, dass du mich erinnerst. Das war mir äußerst unangenehm.
"Und ich finde du hast genug abgenommen." Hier hat aber keiner nach deiner Meinung gefragt, dachte ich leise.
"Ich finde mich aber noch dick. Laut dem BMI bin ich gerade mal im Normalgewicht. Ich möchte in den mittleren Bereich.", sagte ich dann. "Dann habe ich mein Ziel erreicht und höre auf abzunehmen." Wenn ich 55kg wiege. Aber ich wog 68. "Das ist nicht ungesund.", fügte ich noch hinzu, um Mamas Gewissen aufzubessern.
"Aber manchmal isst du gar nichts."
"Erstens stimmt das nicht. Zweitens, würde ich davon nicht sterben."

Mama seufzte. "Gut. Aber für mich bist du immer schön. Auch schon jetzt."
"Danke.", murmelte ich.
Okay, ich musste zugeben, dass es schon echt nett war, was sie sagte. Aber sie konnte mich nicht daran hindern mein Traumgewicht zu erreichen.
Gerade richtig, da meine Bauchschmerzen auf Grund dieser Abführmittel unerträglich wurden. Es fühlte sich an wie Messer und Rasierklingen in meinem Magen. Es tat schrecklich weh.
Bevor ich schlafen ging, putzte ich mir die Zähne und legte mich dann auf den Bauch.
Auch wenn ich Hunger und schreckliche Schmerzen hatte, schlief ich ein.

*

Ich stand mitten in der Nacht auf.
Es stank.
Und ich hatte immer noch Bauchschmerzen.
Bis ich meine Nachttischlampe anknipste bemerkte ich was los war.
Die Abführmittel hatten gewirkt.

Alles was ich im Bauch hatte wurde anal entleert.

Und es war ein schrecklich ekelhaftes Gefühl.

Ich ging ins Bad und wollte gar nicht mehr in mein Zimmer, aber diese Schweinerei musste ich sauber machen. Erstmal öffnete ich die Fenster, auch wenn die Nacht etwas kalt war.
Und dann dauerte es insgesamt eine ganze Stunde bis ich alles sauber gemacht hatte.
Sofort kamen die Bettlaken in die Waschmaschine, die ich dann anschmiss. Am nächsten Morgen würde ich sie wegschmeißen, so viel stand fest. Und dann lag ich nach einer Stunde wieder in meinem sauberen Bett.
Neu bezogen. Frische Wäsche Geruch. Und ich war erschöpft. Aber dafür waren jetzt die Reste dieser blöden Pizza weg und der Schmerz hatte sich etwas gelegt.
Es war weniger unerträglich, jedoch stets unangenehm. Ich seufzte tief und war mir durchaus bewusst, wie viel ich machte um abzunehmen.
Wie viel Mühe, und Arbeit, und Leid, und Schmerz das alles kostete.

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