Ich hatte glaube, ich hatte noch nie so ein Herzrasen wie heute. Dennoch betätigte ich die Klingel und wartete.
"Oh hey Ginger. Was war gestern eigentlich los?", fragte Jonas gleich. Ich war froh, dass er die Tür öffnete, nicht seine Eltern. „Du warst einfach weg."
"Ich bin nicht deswegen hier.", sagte ich und versuchte mich zu sammeln.
Es war schwer in diese schönen Augen zu sehen und zu versuchen, das was ich im Kopf alles dachte, zu Wort zu bringen."Komm doch rein. Dann können wir in Ruhe reden.", schlug er vor, doch ich befürchtete, dass er es nur schwieriger machen würde.
"Nein es geht ganz schnell."
Ich senkte meinen Blick, aber dann sammelte ich meinen Mut und schaute ihm direkt in die Augen.
"Du hast gesagt du willst wissen, wen Caro eifersüchtig machen wollte."
"Du weißt wer es ist?", fragte er neugierig.
"Ja." Komm schon Elena, dachte ich. Nur drei Wörter, ein Satz. Dann würde ich sofort wieder kehrt machen."Jonas...", stammelte ich. Doch ich musste es jetzt sagen. „ich war es."
Er hielt kurz inne. Schaute mich forschend an. Und langsam fing ich an zu bereuen, dass ich es ihm gesagt habe. Er war an Julia vergeben. An dem hübschesten Mädchen in town. Und er hatte sich nicht jemand wie mich verdient. Fett. Langweilig. Und von jedem und allen ausgenutzt worden.
Was habe ich mir gedacht wie er reagiert? Würde er sagen, 'hey, das tut mir leid, lass uns ein Paar sein'? Nein.
Dass er mich nur anschaute, machte es unerträglich und schrecklich. Ich wollte gerade einfach gehen, doch da hielt er mich fest, beugte sich zu mir und küsste mich ziemlich unerwartet. Ich war erst mal geschockt, aber ich sammelte mich schnell wieder und erwiderte diesen wunderschönen Kuss. Seine Lippen waren sehr weich und etwas salzig. Leidenschaftlich legte er seine Hand an meinen Rücken und zog mich näher zu sich.
Im nächsten Moment hob er mich leicht hoch und stieß mich gegen den Türrahmen."Warum hast du das nicht früher gesagt, Ginger?", fragte er dann.
Seine Lippen waren nun angeschwollen von dem Kuss und etwas rötlich aufgrund meines Lipliners. Ich legte meine Arme um seinen Nacken und konnte nicht fassen, was gerade geschehen ist.
"Es hat sich nie ergeben.", antwortete ich.
"Doch.", erwiderte er. "Genau jetzt."
Er küsste mich erneut, wanderte zu meinem Hals und dann wieder zu meinen Lippen."Lass uns zu meinem Zimmer.", sagte er.
Ich konnte es nicht fassen. Vielleicht war das auch nur ein sehr realer Traum. Wenn ja, war das der schönste den ich je gehabt hätte.
Jonas. Der Traum schon seit meiner Kindheit. Ich liebte ihn seit fast fünfzehn Jahren.
Sorgfältig schloss er die Tür seines Zimmers und kam zu mir.
Immer näher, immer näher bis ich sein Atem an meinem Gesicht spüren konnte.
"Du könntest jeden Jungen haben und willst mich?", fragte er und ich fragte mich daraufhin, ob ich mich vielleicht verhört habe.
"Ich kann nicht jeden Jungen haben.", erwiderte ich überrascht.
Er lachte leise. "Ach wirklich. Schau dich doch an."
Meine nervige Angewohnheit- ich lief rot an.
"Ich liebe dich Jonas. Schon seit immer."
Er lächelte mich an und legte seinen Kopf schief. "Was heißt seit immer?"
"Seit dem wir... klein waren."
"Wow. Das ist mir nie aufgefallen." Er zog mir eine Haarsträhne hinters Ohr. "Und Caro wollte ihre eigene Schwester eifersüchtig machen."Ich zuckte mit den Schultern. "Ja."
"Das ist jetzt egal. Was zählt ist, dass du jetzt mir gehörst."
Jonas küsste mich erneut und biss mir sanft die Unterlippe. Langsam löste ich mich von ihm.
"Was ist mit Julia?"
Jonas schaute mich verwirrt an. "Was soll mit ihr sein?"
Nun war ich an der Reihe verwirrt zu sein. "Gehst du ihr gerade nicht fremd?"
Er lachte. "Nein. Oder gibt es etwas, was du weißt und ich nicht?"
"Julia hat heute davon erzählt dich geküsst zu haben, auf der Party. Und dass ihr ein Pärchen wärt."
Jonas lachte erneut. "Okay, Stopp mal. Ich mag dieses Mädchen nicht. Ganz sicher würde ich nichts mit ihr anfangen".
"Ich hab aber gesehen wie ihr euch geküsst habt."
"Nein, dann hast du gesehen wie sie ihre Lippen auf meine gelegt hat. Ich hab sie danach etwas weggestoßen."
"... Echt? Warum erzählt sie dann sowas?"
"Um dich eifersüchtig zu machen? Keine Ahnung. Jedenfalls stimmt das nicht, ich habe ihr gesagt, dass ich dich will und sie gefragt, ob es jemanden gibt, den du liebst."
Wow. Er hat sie abgewiesen. Und das erklärte, warum sie so fies zu mir war. Sie würde zum einen abgewiesen, was sie nicht ertragen konnte und zum anderen hat Jonas ihr gesagt, dass er mich will. Das war ein doppelte Ohrfeige. Ich glaube er war der erste Junge der sich solch eine Tat getraut hat. Anscheinend wollte Julia ihn so sehr, dass sie Märchen erzählte um eine eigene Welt zu gelangen. Einer Welt, in der Jonas sie liebte. Nur leider war das nicht die echte Welt. Die echte Welt war hier und jetzt. Jonas Lippen an meinen, seine großen Hände an meinem Körper und seine Nähe.*
"Elena?", fragte Mama neugierig. "Wurdest du geküsst?"
Woran sah man das? An meinen Lippen? An meinem zerzausten Haar? An dem Lächeln im Gesicht"Mama, nein!", antwortete aber merkte selber, dass ich nicht so glaubwürdig klang. Erst reicht weil ich mir dieses blöde Grinsen nicht verkneifen konnte.
"Wer ist der glückliche?", fragte sie und grinste mich an.
Bevor ich antwortete tat es jemand anderes für mich. Caro war am Türrahmen der Küche gelehnt.
"Jonas ist der glückliche.", sagte sie genervt.
"Jonas?", fragte Mama und ignorierte Caros Kampfzug.
"Ja habe es gesehen. Von Elenas Fenster hat man ja den perfekten Ausblick."
Sie zog eine Braue hoch und schaute mich kritisch an. Dann kehrte sie den Absatz und ging wieder fort. Ich war leider zu gut gelaunt, um mich über sie aufzuregen. Mama lächelte mich an. „Du hast ihn schon immer geliebt, oder?", fragte sie und ich fühlte mich erwischt.
„Nein.", sagte ich und merkte selbst, dass es nicht glaubwürdig war.
„Ist gut.", sagte sie lachend. „Du brauchst nicht gleich rot werden."
"Hilfst du mir mit dem Abendessen?", fragte sie mich dann.
"Kommt Papa heute etwas früher?" Ich war froh wegen dem Themenwechsel.
"Ja, genau. Er wollte mal wieder mit uns essen. Als Familie." Letzteres betonte sie, denn es war eine indirekte Ansage.
Wann saßen wir das letzte Mal als Familie zusammen am Esstisch und alle aßen? Im März?
Das war die Zeit, bevor ich abgenommen habe. Seither gab es immer Streit am Esstisch, wenn ich überhaupt dabei saß. Und seitdem Papa seine Beförderung bekommen hat, war er auch immer seltener da. Die Beförderung machte sich aber auch sichtbar durch das erhöhte Taschengeld was Caro und ich bekamen.
Ich schaute in ihre wachen Augen, die zeigten, dass sie gefasst war auf alles was ich würde.
"Ja ich helfe dir.", sagte ich nur und setzte dies auch um. Ich würde mir den Tag nicht verderben lassen. Außerdem war ich immer noch voller Schmetterlinge im Bauch, und konnte mit meinen Gedanken um Jonas gar nicht stoppen.
Als Papa kam, sollte ich Caro zum Essen rufen. Bevor ich dies tat nahm ich das letzte Abführmittel was ich hatte. Ich würde später einfach Papa nach etwas Geld fragen, damit ich mir mehr davon kaufen konnte. Aber meine Sorgen galt eigentlich den Mitarbeitern der Apotheke.
Zwar besuchte ich schon die zweite Apotheke in der Stadt, aber mehr hatten wir nicht. Es sei denn ich würde eine Stunde, mit zwei Mal umsteigend mit dem Bus fahren, aber dafür würde ich lieber bei den Apothekern, die mich schon kannten, kaufen. Auch wenn sie prüfende Blicke hatten und mir meine Story mit dem Durchfall nicht glaubten. Jedenfalls nahm jetzt mein letztes Mittel ein und ging dann runter. Mama und Caro warfen mir die ganze Zeit prüfende Blicke zu. Bestimmt waren sie verwundert darüber, dass ich aß ohne Widerstand. Und ohne Streit.
Aber ich hatte so gute Laune, dass ich diesen Abend in Kauf nahm. Diese Kalorien. Und den elenden Schmerz der Abführmittel den ich später erleiden würde. Und den ekelhaften Geschmack des Erbrechens den ich später erleiden würde.
Schon schade, dass Jonas von all dem nichts wusste.
Er dachte er hätte eine normale Freundin, die sich normal verhielt und nicht stark abnahm.
Schade, dass er das nicht wusste. Und schade, dass ich es ihm nicht sagen konnte.
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Federleicht
Teen Fiction*bearbeiteter Reupload* Es fängt harmlos an. Elena möchte nicht mehr übergewichtig sein. Sie hat das Mobbing in der Schule satt und will endlich Aufmerksamkeit von dem süßen Nachbarn. Jedoch weiß sie nicht, dass sie in eine Krankheit fällt. Eine Kr...