Kapitel 18 - Feindkontakt

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Adas Sicht

Seitdem die Visia verschwunden ist, ist hier die Hölle los. Der Meister ist sehr wütend. „Ada, geh zum Meister!“, schrie mich der Herr an. Der Herr, dessen Tochter jetzt eigentlich an meiner Stelle sein sollte. Ich senkte den Kopf und nickte ergeben, verdammter Mistkerl! Er sollte froh sein, dass nur das Blut des anderen Geschlechts einen Vampir befriedigen kann, ansonsten könnte er das jetzt übernehmen! Obwohl er doch nicht gut genug wäre, um den Meister zu befriedigen. Ich schritt zum großen Saal, wo der Meister auf mich wartet.

Ich wollte darauf hoffen, was er gestern zu mir sagte. Mit „er“ ist nicht der Meister gemeint, nein, sondern ein Gestaltwandler. Wir waren gestern kurz davor, ihn zu erledigen. Ich hatte allein seine Verfolgung aufgenommen, die Lakaien waren alle außer Gefecht gesetzt, und ich durfte ihn nicht entkommen lassen. Der Wandler und ich wussten beide, dass wir am Ende unserer Kräfte waren. Wir wussten, dass ein falscher Schritt etwas Schlimmes für uns bedeuten konnte. Ich rutschte aus – mein falscher Schritt. Keine Sekunde später war der Wandler auf mir. In seinem hübschen Gesicht spiegelte sich Grausamkeit wider. Er hatte vor, mich zu töten. Ich sah ihm fest in die Augen. Wenn ich sterbe, dann würde ich meinen Mörder dabei in die Augen sehen. Plötzlich verflog die Grausamkeit in seinen Augen, und sie leuchteten. Aus irgendeinem Grund sah er mich nun fasziniert an.„Jetzt töte mich schon, wenn ich ohne dich wieder zum Meister gehe, dann erwartet mich ohnehin Schlimmeres. Da sterbe ich lieber jetzt!“, zischte ich ihn an. Sein Blick wurde weich, dieser Mistkerl empfindet doch nicht in Ernst Mitleid mit mir! Dieser Idiot hatte glücklicherweise seinen Griff gelockert, sodass ich ihn mit einer schnellen Bewegung beißen konnte. Oh, wie gut das jetzt tat! Ich spürte, wie ich mit jedem Schluck stärker wurde und wie er schwächer wurde. „Kann … dir … helfen?“, brachte er schwach hervor. Ich ließ von ihm ab, drehte ihn aber um, sodass ich jetzt auf ihm lag. Misstrauisch sah ich ihn an: „Und wie willst du das anstellen?“ „Ich hole dich da raus. Wir. Wir von der Zentrale.“ Ich zog scharf die Luft ein. Wenn das stimmt, was er sagt, dann habe ich eine Chance. Ich würde nie allein von dort wegkommen, das wusste ich. Einmal hatte ich es versucht, es war der schlimmste Fehler, den ich begangen habe. Davor war ich nur eine untergeordnete Dienerin. Danach des Meisters persönliche Hure. Ich würde es nicht noch einmal alleine versuchen. In den Jahren hatte ich mir Privilegien erkämpft. Ich konnte mich frei bewegen, musste aber da sein, wenn der Meister es wollte. Noch ein Versuch und ich wäre wieder gekettet an des Meisters Thron – dieses Mal endgültig. Jeder würde sehen können, als was ich dem Meister diente, und er würde mich öfter und kräftezerrender benutzen als zuvor. Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. „Wie wollt ihr das anstellen?“, fragte ich. Ich versuchte, so unbeeindruckt wie möglich zu klingen, was mir wahrscheinlich nicht gut gelang. „Wir werden es schaffen, ich verspreche es“, sagte er vollkommen entschlossen.

Diese Worte schwirrten die ganze Zeit in meinem Kopf herum. Im Nachhinein frage ich mich wirklich, wieso ich ihn habe gehen lassen. Ich wusste, was mich erwarten würde. Genau darauf schreite ich jetzt zu.

Ich betrat den Saal. Der Meister wartete, wie vermutet, bereits auf mich. In seinem Blick war kalte Vorfreude zu sehen. Ich wusste genau, wieso. Ich senkte den Blick und ging weiter auf den Thron zu. Der Meister kam mir entgegen, ich hörte die schweren Schritte auf dem Boden. Er stand nun vor mir. Da mein Blick immer noch gesenkt war, konnte ich genau sehen, wie er zum Schlag ausholte. Der Schlag traf mich also nicht unerwartet, aber dafür mit einer Kraft, die mich taumeln ließ. "Du nutzlose Hure!", er schleuderte mich gegen eine Wand. Die Steine bohrten sich in meinen Rücken. Die Schmerzen waren so doll, dass ich schreien wollte, aber ich gab keinen Ton von mir. Diese Genugtuung wollte ich ihm nicht geben. Ich wusste, dass es dieses Mal schlimmer werden würde als je zuvor. Schmerzhaft verbiss er sich in meinen Hals. Er war schon dabei, meine Hose zu zerreißen. Ich wusste ganz genau, was jetzt folgen würde. Er ließ von meinem Hals ab. Er würde mich vergewaltigen und danach so leer trinken, dass ich gerade noch so überleben würde. Danach würde er mich in mein Zimmer schleppen lassen und mich seinen Dienern überlassen. Ich konnte nur hoffen, dass ich dem Wandler genug Informationen gegeben habe und dass er, wenn er kommen würde, mich mitnehmen wird.

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