1. Kapitel

575 28 0
                                    

Jedes Jahr fuhr ich an Weihnachten zu meinem Bruder nach Korea und verbrachte dort die schönste Zeit meines Lebens. Ein erneutes Jahr war vergangen seit meinem letzten Besuch in Seoul und ich saß im Zug, der mich direkt zu seiner neuen Wohnung brachte, in der ich noch nie war. Die Schneeflocken flogen mit einer rasenden Geschwindigkeit gegen die Scheibe und eine kleine Schicht aus Eiskristallen bildete sich in den Ecken der Plexiglas Scheiben. Ich sah nach draußen über die tolle, winterliche Landschaft, welche sich mir noch bot, bevor sie zu einer eintönigen Stadt mit matschigem Schnee auf den Straßen wechselte. Allen Passagieren war total kalt, weil die Klimaanlage und die Heizung mal wieder spontan ausgefallen sind und der ganze Zug auch innen drin fast vereiste. Jede Person in meinem Abteil hatte seinen dicken Wintermantel anbehalten und machte es sich mit einer warmen Tasse Kakao aus dem Thermo Behälter gemütlich. Die Familien waren enger zusammengerückt und fühlten sich geborgen. Doch ich hatte niemanden da, denn ich fuhr dieses Jahr ohne unseren kleinen Bruder, der bei mir in Thailand wohnte, wo ich nach meinem Abschluss hinzog. In meiner Schulzeit haben sich meine Eltern schon immer gestritten und kurz vor meinen Prüfungen kam dann das aus und sie trennten sich. Mein kleiner Bruder verkraftete dies nur mäßig und kam also mit mir nach Thailand, wo ich mein Studium anfing und grade mitten in meinem zweiten Semester steckte. Nun waren aber Semesterferien und ich saß im Zug auf dem Weg zu meinem großen Bruder, der mich wieder zu seiner alljährlichen Weihnachtsfeier bei sich in Seoul eingeladen hatte. Ein paar andere Leute in dem Abteil waren auch ohne ihre Liebsten, worunter auch ein Junge fiel, der ungefähr in meinem Alter zu sein schien und Musik hörend aus dem Fenster sah. Er sah nicht so aus als würde die Großstadt ihn beeindrucken und er einfach nur auf dem Weg nach Hause ist. Ein neuer Kessel mit heißem Kakao wurde in das Abteil gebracht und dieses Mal entschloss ich mich auch etwas davon zu nehmen. Ich stand auf und holte mit einen kleinen Pappbecher, den ich mit Kakao auffüllte, dabei hatte ich unterschätzt wie heiß dieses war und als ich auf dem Rückweg den Kakao umgreifen wollte verbrannte ich mich der Art stark, dass mir der Kakao aus der Hand rutschte und sich auf dem Boden verteilte. Alle im Passagiere starrten mich an und warteten auf die Reaktion des wütenden jungen Mannes vor mir, dem der Kopf ganz rot wurde und seine Ader an der Schläfe so sehr heraus guckte, dass man dachte sie platzte. »M-Mianhae...« murmelte ich leise und versuchte den Kakao vom Boden und den Schuhen des Jungens zu bekommen, weil bei diesem allmählich der untere Wimpernkranz zu zucken begann. Seine hübschen Schuhe waren zum Glück aus hochwertigem Leder und so konnte ich den Kakao einfach abwischen und alles war wieder gut, oder? Falsch Gedacht! Der Fremde zog mich am Oberarm hoch und zog mich wütend mit in ein leeres Abteil, wo er mir eine Standpauke gab. »WAS FÄLLT DIR EIN MEINE DESIGNER SCHUHE MIT KAKAO ZU ÜBERGIESSEN?! WEISsT DU EIGENTLICH WIE TEUER DIE WAREN?! DAS WIRST DU MIR ALLES ZURÜCK ZAHLEN!« motzte er mich an und nannte mir den unverschämt hohen Preis. Das konnte ich niemals bezahlen und ich denke dessen war er sich auch bewusst. »E-Es war ein Versehen...« nuschelte ich in mich hinein und sah auf meine Füße, die nervös umher tippelten. »UND?! DIR SCHUHE BEZAHLEN SICH NICHT VON SELBST!« Er streckte seine Hand aus und verlangte nach dem unglaublich hohem Betrag. »S-So viel Geld hab ich nicht...« murmelte ich nochmal in einem sehr leisen Ton und hoffte dafür jetzt nicht eine noch größere Strafe zu bekommen. »Das dachte ich mir schon...« brummte er und schien zu überlegen. Eine ganze Weile herrschte eine peinliche Stille und ich war kurz davor mich davon zu schleichen, als er die Tür wieder zuschlug und mich an diese presste. »Ich hab ein Angebot...« er hielt meine Handgelenke über meinem Kopf fest, sodass ich überhaupt keine Chance mehr hatte abzuhauen. »Wie wäre es ... Wenn du ... Mir einen kleinen Gefallen tust...?« Sein Grinsen wurde dreckiger und er biss sich gierig auf die Unterlippe. »Was?! Nein du Perversling! Ich bin nicht käuflich!« Ich schlug mit den Beinen wild um mich, bis er diese auch fixierte und mich aggressiver gegen die Glasscheibe der Tür drückte. »Lassen sie mich gehen!« gluckste ich mit einem Kloß im Hals und Panik stieg in mir auf. »Nein Süße... Ich lasse dich noch lange nicht gehen!« Meine Augen füllten sich mit Tränen und meine Beime zitterten vor Angst. »Bitte! Ich werde ihnen das Geld bringen! Ich kenne ja noch nichtmal ihren Namen!« Der Größere stoppte kurz und drehte ihr Gesicht an ihrem Kinn zu sich. Ein perverses Grinsen zierte noch immer seine trocknen, rauen Lippen und er flüsterte ein kleines »Seoho« in mein Ohr, welches danach eine Gänsehaut bekam und einen unangenehmen Schauer über meinen Körper laufen ließ.

One of us (Oneus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt