19. Kapitel

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Der Entschluss stand. Mein Herz schlug im Takt meiner zitternden Finger, die auf der zerkratzten Tischplatte rum tänzelten. Alles was ich wollte war, dass er sich an diese Nacht erinnerte und die Küsse, die er mir aus Verzweiflung schenkte nicht vergaß. Er war doch wirklich so süß und selbstlos, dass er dachte ich merke es nicht, wenn er die Küsse aus Mitleid erwiderte, die ich ihm auf seine zarten Lippen zwang. Ich hatte ihn gar nicht verdient und das wusste auch jeder unserer Jungs, die von Anfang sagten, dass er zu einem hübschen, süßen, unschuldigen Mädchen gehörte, welches ihm später ein niedliches Kind schenken konnte, welches er als stolzer Vater selbst gezeugt hatte. Meine Fingernägel bohrten sich in die raue Oberfläche voller Splitter, welche mir half meinen Frust ein wenig abzulassen, welcher sich aufbaute, weil ich nie die richtigen Worte aufs Papier bringen konnte. Der Papierkorb des Krankenhauses war schon überfüllt mit Briefpapier, welches zerknüllt seinen Platz auf dem Boden und im kleinen Mülleimer fand. Dieser eine letzte Brief war doch wirklich anstrengender zu schreiben als jede Klausur in der Oberstufe, die mir unendliche Kopfschmerzen bereiteten. Je tiefer meine Nägel ins Holzgedrückt wurden, desto mehr Ideen kamen mir und ich schrieb alles auf, was aus meinem Gedankenbrei entstand, anstatt auf das Gefühlschaos in meinem Magen zu hören. Meine Hand glitt langsam zu dem weißen Krankenbett neben mir und strich meinem besten Freund ein paar Strähnen aus dem Gesicht, die in seiner niedlichen Stirnfalte störten. Er sah so krank und abgemergelt aus, aber dennoch genau so hübsch, wie damals als ich im Krankenhaus war. Seine rosigen Wangen und leicht brüchigen Lippen, welche sich trotzdem so weich wie meine Kuscheldecke anfühlten, die ich ihm gestern mitgebracht hatte. Er war so eine sanfte Seele, aber ihm musste sowas trotz allem widerfahren. Mich darüber aufzuregen brachte jetzt anscheinend nichts, allerdings gab mir die Berührung mit ihm Sicherheit und ich schrieb mit viel mehr Selbstvertrauen an meinem Abschiedsbrief weiter, welcher letztendlich doch besser wurde als am Anfang vermutet. Vorsichtig schob ich ihn unter das kleine Paket, welches ich für ihn vor Monaten gekauft hatte und setzte mich auf den knarzenden Stuhl zurück, der mir beim Schreiben des Textes Gesellschaft leistete. Neben mir, der Tisch mit den Abschiedsgeschenken auf der einen und den zuckersüßen Empfänger für diese auf der anderen Seite. Gar nicht zu fassen, dass dieser wundervolle, lebensfrohe Mensch mir das Herz brechen konnte, aber es war wahr, auch wenn er es nicht mit Absicht tat, was den Schmerz etwas linderte, aber er wahrscheinlich nie ganz wegging. Ein letztes Mal seine Stirn mit meinen Lippen vereinen und schon erhob ich mich um den friedlich schlafenden Keonhee und alle anderen für immer ohne mich Leben zu lassen. Auf keinen Fall wollte ich mich jetzt umbringen oder so, aber weggehen war die einzige Lösung für mich diesen Schmerz zu ertragen und zu heilen. Wie soll eine Wunde auch heilen, wenn immer weiter drauf eingestochen wird. Die schwer bepackte Reisetasche schleppte ich unten in mein Auto und sah noch einmal zurück auf das Fenster, wohinter mein kleiner Engel einen sorgenlosen Schlaf genoss. Die Autotür schlug ich dann schweren Herzens zu und war auf dem Weg Richtung Autobahn und raus aus Seoul.

Auf dem Schreibtisch weilte immer noch der Brief mit dem Worten des Schmerzes, was Hwangwoong nicht ahnen konnte.

Brief:
Guten Morgen Leben,
Ja richtig gelesen, du bist mein Leben und nicht mehr und nicht weniger. Du bist das beste was ich habe und ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ich dir dein Leben verbaue. Du kannst dir jetzt bestimmt schon denken wer ich bin, oder? Genau, der Trottel, der durch sein verworrnes Gefühlschaos unsere Freundschaft gefährdet und sie jetzt versucht irgendwie zu retten. Ich werde für ein paar Monate nach Japan gehen, aber keine Sorge! Nicht nach Aokigahara! So weit bin ich noch nicht, da es dir jetzt besser geht als im Koma. Meine Gefühle und Liebe zu dir sind echt und ich kann nicht vor der Realität fliehen. Je mehr du bei mir warst, desto mehr habe ich es tief in meiner Brust gespürt. Was als erstes nur ein kleines Kitzeln und Stechen im Brustkorb war ist jetzt ein unverwechselbares, warmes Gefühl an Liebe und Leidenschaft. Dieses Wort. Liebe! Es sind doch nur fünf Buchstaben und trotzdem sind sie grade sehr schwer für mich schön zu schreiben und ohne ein zittern. Ich gehe dir grade durch dein wunderschönes, dunkelbraunens Haar und warte nur darauf, dass du mir ein kleines Lächeln schenkst... Da! Da war es! Deine wunderschönen Grübchen, die mich schmelzen lassen und... Naja vielleicht sollte ich jetzt nicht mehr zu schwärmen und dich nerven, aber du bist mir viel zu wichtig, als dass ich dir nicht einmal sagen kann, wie wunderschön du bist. Vielleicht verhalte ich mich vor dir ab und zu wie ein Idiot, aber ich hoffe du kannst es mir jetzt in den paar Monaten verzeihen. Das alles passiert doch nur, weil ich mich so in dich verschossen habe und immer nervös in deiner Nähe bin, dass ich das falsche mache. Ich verspreche dir, dass es anders sein wird, wenn ich zurück komme, aber jetzt Schlaf ein wenig weiter oder mach dich fertig, wenn du genug ausgeschlafen bist. Ich wünsche dir viel Glück mit Moonkyung, du bekommst das hin! Fighting~! ♥︎

In Liebe,

-Hwangwoong-

One of us (Oneus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt