Kapitel 36

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Die Tage vergingen und es wurde immer kälter und dunkler. Es hatte sich eine ständig präsente Traurigkeit über das Schloss gelegt. Die dunkle Jahreszeit machte ihrem Namen alle Ehre.

Der Zustand des Königs hatte sich nicht gebessert und die Sorge, dass er sterben könne, wurde immer realer.

Ich versuchte Berenike trotz der Stimmung zum Lachen zu bringen, obwohl ich es nicht mal selbst konnte.

Den Prinzen sah ich nur noch von weitem. Er war mir plötzlich so vollkommen fremd, wie er so steif und kühl neben seiner Mutter stand. Sein Gesicht zeigte keine Regung, während die Sorge das Gesicht der Königin deutlich gezeichnet hatte.

Bald war der 1. Advent, jedoch würde der Start in die Adventszeit ein sehr trauriger, wenn sich der Zustand des Königs nicht schnell änderte.

Ich versuchte alles um Berenike diese Zeit vor Weihnachten nicht zu traurig werden zu lassen. Mit Eifer bastelten wir Dekorationen, die wir in ihren Gemächern aufhängten. Wir gingen in die Küche und backten Plätzchen, die wir dann an die Waisenkinder verschenkten, nur um dann nochmal welche für die Familie zu backen. Zusammen mit Henriette gingen wir raus und verteilten Decken und Zündhölzer an die Armen und Obdachlosen.

Ich stopfte Berenikes Nachmittage und Abende so mit Aktivitäten voll, dass sie keine Zeit hatte um Nachzudenken. Jeden Abend fiel sie erschöpft von dem langen Tag ins Bett und schlief sofort ein.

Dennoch fragte Berenike oft nach ihrem Vater, aber da man ihn auch nicht besuchen durfte, blieben mir als Antwort nur die Informationen, die ich von Sofia bekam. Die Information, dass sich sein Zustand nicht verändert hatte. Auch Berenike hatte keine Chance sich selbst neue Informationen zu besorgen. Ihre Mutter hatte sich seit der Krankheit ihres Mannes zurückgezogen und tauchte nur noch bei offiziellen Terminen auf.

Prinz Johannes ließ sich auch nur noch selten sehen, gelegentlich tauchte er beim Abendessen auf. Wenn er nicht Gedankenverloren in die Gegend starrte, so starrte er auf Papiere. Jeder Versuch von seinen Schwestern ein Gespräch anzufangen wurde ignoriert.

Einmal war Berenike, als er zum Abendessen erschien, auf ihn zugelaufen und hatte ihn umarmt. Doch er schüttelte sie ab, wie einen lästigen Käfer und ging weiter zu seinem Platz. Diesen Abend verbrachte ich am Bett der Prinzessin, bis sie vor Erschöpfung vom Weinen eingeschlafen war. Ich traute mich nicht sie diese Nacht alleine zu lassen, daher schlief ich sehr unbequem ihn einem Sessel neben ihrem Bett.

Da sich weder ihre Eltern, noch ihr Bruder um sie kümmerten, taten sich die Prinzessinnen zusammen. Vivien fand sich plötzlich in der Position der Ältesten wieder, von der die beiden anderen Schutz und Halt brauchten. Sie versuchte so gut sie konnte für ihre Schwestern da zu sein, doch ich merkte schnell, dass ihr das langsam alles zu viel wurde.

Auch wir Zofen taten uns zusammen um die drei aufzuheitern. Die Adventszeit war nun angebrochen und wir Zofen wurden immer kreativer und aufwendiger beim Planen der Aktivitäten. Besonders, da wir nun im Schloss eingesperrt waren, dies engte die Möglichkeit an Aktivitäten extrem ein.

Ich verbrachte nun den ganzen Tag mit Planen, vorbereiten und dann mit dem Bespaßen der Prinzessinnen, sodass ich nur noch spät abends Zeit für Gilde fand. Sie war mein Ruhe-Pol, bei dem ich meine ganze aufgesetzte Fröhlichkeit und die Anspannung fallen lassen konnte. Sie gab mir die Kraft am nächsten Tag die gleiche Fröhlichkeit und Ausdauer an den Tag zu legen wie am Tag davor.

Ich hatte Gilde nichts von meinem Verhältnis mit dem Prinz erzählt, doch trotzdem tat es mir unglaublich gut Abends in ihren Armen zu liegen. Jeden Abend hielt sie mich nun, während mir stumm die Tränen über die Wangen liefen. Sie murmelte mir beruhigende Dinge zu oder sang mir Lieder, die sie mir früher immer zum einschlafen gesungen hatte. Als wäre ich noch ein Kind, ließ ich mich von ihr in den Schlaf singen, für eine Sekunde vor dem Einschlafen glücklich.

Unter der Haube goldenes HaarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt