Kapitel 43

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Meine Angst hatte sich zu einem unangenehmen Klumpen in meinem Magen verdichtet. Doch ich fürchtete nun nicht mehr in Ohnmacht zu fallen. Erstaunlicher Weise schien ich mich bis zu einem gewissen Grat mit der Situation abgefunden zu haben. Ich konnte nicht fliehen oder mich unsichtbar machen. Wenn er mich also entdecken sollte, dann konnte ich nichts dagegen tun. Es blieb mir nichts anderes übrig, als ruhig und möglichst so unbeteiligt wirkend wie die anderen hier zu stehen und zu hoffen, dass er es nicht würde.

Der Hauptgang war beendet und während die Diener abräumten und den Nachtisch deckten, wandten sich die Gäste ihren Sitznachbarn zu und es wurde fröhlich gequatscht und diskutiert. Und natürlich tuschelnd über die Sensation des Abends getratscht.

„Wir freuen uns sehr, über Euern Besuch Hoheit. Nur drängt sich mir die Frage auf, ob ihr einen besonderen Grund hattet uns vor Weihnachten aufzusuchen?" Johannes lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf die königliche Familie und auf meinen Bruder.

Sebald lächelte, doch ich kannte dieses Lächeln, es war ein berechnendes Lächeln. Er plante etwas und ich war mir ziemlich sicher, dass nur er einen Vorteil aus diesem Plan ziehen würde. „Natürlich freue ich mich vor Weihnachten meinen Nachbarn aufzusuchen und mich nach dessen Gesundheit zu erkundigen."

Seine kalte Stimme, die ganz und gar nicht so klang, als wolle er sich nach der Gesundheit eines bekannten Menschens erkundigen, jagte mir einen Schauer über den Rücken. An der steifen Haltung von Johannes, erkannte ich, dass er das ebenfalls so wahrnahm. Sogar Berenike legte skeptisch den Kopf schief.

„Der Zustand des Königs ist leider unverändert. Vielen Dank der Nachfrage." antwortete Johannes. Die aufgesetzte Höflichkeit des Gesprächs war einfach nur ekelerregend. „Mein herzliches Beileid. Ich wünsche Euerm Vater weiterhin eine gute Besserung." schleimte Sebald weiter.

„Vielen Dank." „Nun ich hatte noch einen weiteren Grund Euch aufzusuchen." Endlich schien Sebald zum Punkt kommen zu wollen. Auch die anderen lehnten sich nun interessiert nach vorne. „Die Verhandlungen bezüglich der Festigung unserer Reiche durch eine Hochzeit ist bedauerlicherweise durch die Krankheit des Königs ins Stocken gekommen. Daher kam ich zu diesem freudigen Fest um mit Euch direkt zu verhandeln."

Ich hob leicht den Kopf um die Reaktion von Johannes auf diese Worte nicht zu verpassen. Sein Blick wurde düster, doch er lächelte leicht und neigte verständnissvoll den Kopf: „Natürlich ist durch die Krankheit meines geliebten Vaters, die Angelegenheit etwas in den Hintergrund geraten. Ich beabsichtige noch immer zu heiraten und Eure Schwester scheint dafür am besten geeignet. Nun hoffte ich sie während der Verhandlungen einmal zu Gesicht zu bekommen."

Ein schmerzlicher Stich traf mich mitten ins Herz. Er hatte mir nichts davon gesagt, dass er nach wie vor beabsichtigte eine vollkommen Fremde zu heiraten. Mein Verstand brauchte etwas länger: 'Keine Fremde er will dich heiraten, nur, dass er nicht weiß, dass du es bist, weswegen es für ihn eine vollkommen Fremde wäre. Also bin ich jetzt verletzt, dass er mir nicht gesagt hat, dass er mich heiraten will?' Die Situation war zu verwirrend, also wandte ich mich wieder dem Gespräch zu.

„Meine Schwester konnte heute leider nicht mitkommen, die kalte Jahreszeit spielt ihrer Gesundheit nicht so gut mit. Sie befürchtete eine Verschlimmerung der Beschwerden durch die längere Kutschenfahrt." erklärte Sebald aalglatt. Also war ich wohl nie offiziell verschwunden.

„Ich verstehe!" Die Augen von Johannes waren immer noch kalt. Man sah ihm an, dass er meinen Bruder nicht mochte. Sein Lächeln kaschierte nicht mal ein Teil seiner Abneigung König Sebald gegenüber. „Ich habe ein Bild meiner Schwester mitgebracht." Sebald reichte Johannes ein kleines ovales Bild in einem schmalen goldenen Rahmen.

Ich erinnerte mich noch sehr gut daran, wie ich für das Bild Model gesessen hatte. Der Maler war sehr talentiert und hatte mich nicht als kalte Porzellanpuppe gemalt, sondern lebendig. Auf dem Bild gucke ich neugierig und interessiert. Ich weiß noch, wie überrascht ich war, als ich das Bild zum ersten Mal sah. Es zeigte nicht nur mein Aussehen, sondern spiegelte auch meinen Charakter wieder.

Mein Bruder reichte es Johannes mit großer Geste. Ich verfolgte das Bild mit den Augen, sah dann jedoch schnell zu Johannes um seine Reaktion nicht zu verpassen.

Unter der Haube goldenes HaarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt