Kapitel 8

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„Prinzessin!" rief Gilde erschrocken aus, als die Wache die Tür aufstieß und mit mir in den Raum trat. Gilde hatte noch die brennende Kerze in der Hand, mit der sie gerade die Kerzen in meinem Zimmer angezündet hatte. Ich löste mich von der Wache, drehte mich zu ihm und nickte ihm zu. „Vielen Dank, meine Zofe wird nun für mich sorgen." Der Wachmann verbeugte sich und machte beim Hinausgehen die Tür hinter sich zu. Ich war in meinem Schlafgemach bei meiner Freundin. Es war, als hätte mich alle Kraft verlassen. Nur mit Mühe schaffte ich es, zu meinem Bett zu stolpern. Ich setzte mich hin und ließ es zu, dass meine Muskeln nachgaben und ich mit dem Oberkörper nach hinten auf das Bett fiel. Nur am Rande bemerkte ich, wie meine Krone mir dabei vom Kopf fiel und irgendwo zwischen meinen Kissen verschwand. Gilde stieß einen kleinen Schrei aus, stellte die Kerze zur Seite und eilte zu mir. Ich merkte wie unbequem meine Position war, mein Oberkörper lag auf meinen Kissen, aber meine Beine hingen noch seitlich am Bett runter. Doch mir fehlte die Kraft meine Beine zu heben und mich bequemer hinzulegen. Gilde bemerkte meine Position und hob meine Beine auf das Bett, nachdem sie mir die Schuhe abgestreift hatte. Als sie meine Füße berührte, keuchte sie auf und murmelte „Eiskalt". Nachdem nun meine Beine mit mir auf dem Bett lagen, zog ich mich zu einer Kugel zusammen und Gilde legte eine Decke über mich, wobei sie darauf achtete, dass meine Füße auch ja bedeckt waren. Dann legte sie sich von der anderen Seite zu mir ins Bett und ich drückte mich mit meinem Rücken gegen ihren warmen Körper. Sie strich mir über das Haar und sagte nichts. Erst als ich mit der Hand an mein Gesicht fasste, merkte ich wie mir Tränen über das Gesicht liefen. Gilde strich mir immer noch über das Haar. Ganz leise und bestimmt nur sehr undeutlich erzählte ich von den Ereignissen, die gerade mal eine Stunde gedauert hatten. Während ich erzählte, musste ich immer wieder unterbrechen, weil ich unkontrolliert zu zittern anfing. Die ganze Zeit sagte Gilde kein Wort, sondern strich mir nur weiter sanft über das Haar.

Erst lange nachdem ich mit meiner Erzählung geendet hatte schaffte ich es den Kopf zu heben. Gilde sah mich an. „Würdest du mir ein Bad einlassen? Mir ist kalt und ich fühle mich schmutzig." Sie nickte und kroch dann langsam aus dem Bett. Ich blieb noch liegen. Meine Tränen waren getrocknet und ich spürte plötzlich Entschlossenheit. Der Plan, der in mir am Anfang dieses schier unendlichen Tages Gestalt angenommen hatte, schoss mir erneut durch den Kopf. Jetzt wusste ich, dass ich ihn umsetzen würde und zwar so bald wie möglich. Während des Bades im warmen Wasser, welches erst schmerzte, dann aber eine Welle der Entspannung durch meinen Körper schickte, schwieg ich. Erst als Gilde mich in ein weiches Laken wickelte, um mich abzutrocknen, machte ich dem Mund auf: „Ich muss weg" Gilde hielt in ihrer Bewegung inne: „Entschuldige Hoheit, wie war das?" „Ich kann nicht mehr im Schloss meines Bruders bleiben. Ich kann mit dieser Angst nicht leben. Ich werde fliehen." Gilde sah mich unendlich traurig an. „Wie könnt Ihr fliehen, Ihr seid die Prinzessin von Alabae und Ihr werdet es immer bleiben. Es gibt keinen Ort an den Euch der König nicht nachreisen könnte." Ich atmete einmal tief durch und sagte dann fest: „Dann darf ich keine Prinzessin mehr sein."

Unter der Haube goldenes HaarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt