„Gilde!" Ich machte die Tür auf und strahlte meine Freundin an. Sie umarmte mich, dann trat ich zur Seite um sie in mein Zimmer zu lassen. Leise machte ich hinter ihr die Tür zu. Um diese Zeit war es ruhig und Sofia hörte fast jedes Geräusch auf dem Gang, was sie am nächsten Morgen dann mit einer Ermahnung vor versammelter Mannschaft kundtat.
Ich setzte mich neben Gilde auf Bett. „Dir scheint es besser zu gehen!" stellte sie fest. „Ja!" ich strahlte wieder „Der Prinz beschäftigt sich wieder mit seinen Schwestern. Die Traurigkeit ist fast wie weggewischt." Mit versonnenen Lächeln fügte ich noch hinzu: „Berenike lacht wieder." Vor meinem inneren Auge sah ich wieder, wie Berenike mich heute kurz vor dem einschlafen angelächelt hatte. Ganz und gar glücklich.
Ich verspürte erneut das warme Glücksgefühl, dass mich bereits heute Mittag, bei dem Anblick von Berenike zusammen mit ihrem Bruder, überschwemmt hatte. Gilde nahm mich wieder in den Arm: „Du weißt gar nicht, wie sehr mich das freut. Ich hatte schon Angst, dass du dir die Traurigkeit der Leute noch mehr zu Herzen nehmen würdest. Du bist viel zu Offenherzig. Als wir hier ankamen, warst du so glücklich. Ich glaube ich habe dich seit du 12 Jahre alt warst nicht mehr so glücklich gesehen." Gilde lächelte mich an, doch mein Lächeln erstarb mit einem Mal, als ich mich wieder an den Grund erinnerte, warum ich so lange unglücklich war.
Im Sommer nach meinem 12. Geburtstag, hatte mein Bruder zum ersten Mal bemerkt, dass ich schön war. Ab diesem Sommer wurden seine Annäherungsversuche immer aufdringlicher und offensichtlicher. Mit 13 Jahren wusste ich was er von mir wollte und wurde immer kreativer um dem zu entgehen.
Ein Schauder lief mir den Rücken runter und ich schüttelte mich. Kaum zu glauben, dass ich diese seelische Qual ganze 5 Jahre ausgehalten hatte. Gilde strich mir über den Arm: „Dieses Leben liegt jetzt hinter dir. Jetzt und hier bist du glücklich und in Sicherheit. Das ist alles was zählt." Ich versuchte wieder zu lächeln, doch so strahlend wie vorhin wollte es mir nicht gelingen.
„Wie geht es eigentlich deiner Familie?" wechselte ich abrupt das Thema. Für Gildes Familie war sie genauso spurlos verschwunden, wie ich. Jedoch wusste ich, dass sie Boten bezahlte, die sich unauffällig nach ihrer Familie erkundigten. „Vor zwei Tagen kam der Bote zurück. Mein Bruder ist vor ungefähr 5 Monaten Vater eines kräftigen Jungen geworden. Mutter und Kind sind beide wohlauf."
„Gratuliere, du bist Tante geworden." Fröhlich umarmte ich sie. Mit gemischten Gefühlen erwiderte sie die Umarmung: „Nur leider kann ich weder meinen Neffen, noch meinen Bruder oder meine Schwägerin besuchen um ihnen zu gratulieren und den Jungen im Arm zu halten. Auch kann ich kein Geld mehr schicken, da die Boten so viel kosten und es zu viel Aufmerksamkeit erregen würde."
„Es tut mir so leid!" Die Schuldgefühle, darüber dass Gilde alles für mich aufgegeben hatte, trafen mich nicht zum ersten Mal. „Du bist die Beste und ohne dich, hätte ich das alles hier nie geschafft. Wäre ich noch Prinzessin würde ich dich so ausbezahlen, dass weder du noch deine Familie je wieder arbeiten müssten. Du hättest das alles verdient, aber ich kann dir nichts davon geben."
Gilde fasste meine Hände und hielt sie mit festem Griff, der mich als Kind schon immer beruhigt hatte: „Es war meine Entscheidung. Ich wusste, dass es kein Zurück mehr geben würde. Mir war bewusst, dass ich damit meine Familie hinter mir lassen würde. Aber du bist für mich auch ein Teil meiner Familie und du hast dringend meine Hilfe gebraucht."
Ich drückte nun ebenfalls ihre Hände: „Wir werden beide hier ein neues Leben anfangen." sagte ich mit fester Stimme. Nach einer kurzen Pause, in der meine Worte noch durch den Raum zu hallen schienen, fügte ich mit neckender Stimme hinzu: „Vielleicht findest du hier ja endlich einen Mann."
Ihr Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen, als ich auf den alten Witz zwischen uns anspielte: „Schließlich muss ich ja vor dir einen finden." Ich lachte: „Ohja, aber pass auf, du konkurrierst mit einer Prinzessin!" Gilde sprang sofort darauf an: „Ha, Prinzessinnen müssen Prinzen heiraten und davon gibt es hier nicht gerade viele, aber Männer in der Unterschicht gibt es zu Hauf!" Gilde wartete auf meine Erwiderung, doch ich war zu abgelenkt durch die Erwähnung von Prinz Johannes.
Ein leises klopfen an der Tür ließ uns beide zu zusammenfahren, dass ich einen leisen Laut ausstieß
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Unter der Haube goldenes Haar
Historyczne„Ich muss weg" Gilde hielt in ihrer Bewegung inne: „Entschuldige Hoheit, wie war das?" „Ich kann nicht mehr im Schloss meines Bruders bleiben. Ich kann mit dieser Angst nicht leben. Ich werde fliehen." Gilde sah mich unendlich traurig an. „Wie könnt...