Gilde half mir in mein Kleid. Es hatte ein orangenes Oberteil mit Blumen in der gleichen Farbe, weiße mit orangenen Ranken verzierte, eng anliegende Ärmel und einen weißen sanft fallenden Rock. Am besten an diesem Kleid gefielen mir die orangenen Blumen in der unterenHälfte des Rockes und das orangene Band, welches ich mir um die Taille schnüren konnte und dessen Enden herunterfielen. Gilde kämmte mir das Haar, so dass es glatt über meine Schultern fiel. Ich schloss die Augen während Gilde mich schminkte und mir den Schmuck anlegte. Als ich die Augen wieder öffnete, schaute mir aus dem Spiegel eine wunderschöne Prinzessin entgegen. Ich wusste, dass ich schön war, ich kam nach meiner Mutter, die als die schönste Königin im Königreich Alabae galt. Sie lehrte mich schon in frühen Jahren,wie ich mich schminken konnte und wie ich auftreten musste, um diese Schönheit auszunutzen.
„Heute Abend steht ein Essen mit den Fürsten Eures Landes an. Außerdem habe ich Euch in der Schule angemeldet, Ihr wollt da doch sicher mal wieder nach dem Rechten sehen." informierte mich Gilde. Ich nickte bestätigend: „Können wir vorher noch im Waisenhaus vorbeischauen?" Gilde schaute mich sanft an: „Natürlich."
Nachdem meine Eltern gestorben waren, erst mein Vaterbei einem Jagdunfall, dann nur kurz danach meine Mutter durch eine schlimme Krankheit, hatte ich es mir zur Gewohnheit gemacht, einmal in der Woche in das Waisenhaus zu gehen. Ich fühlte mich einsam, ohne meine Eltern, blieb mir nur noch mein Bruder. Ein Bruder, der mir die Unschuld rauben wollte. So einen Bruder wollte ich nicht. Also verleugnete ich ihn. Im Grunde fühlte ich mich genauso einsam wie sie. Diese Verbundenheit, so seltsam sie auch war, brachte mich dazu, dass ich jeden Tag einen Boten zu dem Waisenhaus schickte um den Kindern Essen und manchmal auch etwas Kleidung zu bringen.
Ich stand auf und verscheuchte diese traurigen Gedanken.
„Ihr seht toll aus." Gilde strahlte mich an. Ich lächelte. Es war noch früh am Morgen. Das Essen mit den Fürsten würde am Abend stattfinden. In der Schule wurde ich nach dem Mittag erwartet. Soblieb mir noch genug Zeit. „Ich werde zu Fuß zum Waisenhaus gehen." Gilde nickte und hielt mir die Tür auf. Als wir die Vortreppe heruntergingen, atmete ich tief ein. Die Luft war kühl und leicht feucht, aber die Sonne schien und gegen Mittag würde es warm werden. Ich fühlte mich frei und machte große Schritte. Langsam vergingen die Anspannung und die Angst der vergangenen Nacht.
Die Besuche im Waisenhaus und in der Schule waren viel zu kurz und der Abend rückte immer näher. Für das Essen mit den Fürsten zog mir Gilde ein weißes, leicht gelbliches Kleid an. Mir gefiel der Schnitt des Kleides: Um die Brust lag der Stoff eng an und fiel dann sanft ab. Der Rock wurde durch einen mehrschichtigen Unterrock etwas aufgebauscht. Am besten gefielen mir allerdings die Ärmel: Sie waren sehr weit und dadurch sehr luftig. Zwei kleine Schlaufen an der längsten Spitze sorgten dafür, dass die Ärmel mich beim Essen nicht behindern würden. Ich streifte die Schlaufen jeweils über meine Ringfinger, der Stoff schmiegte sich wunderbar an meine Handrücken. Ich fühlte mich in dem Kleid einfach wohl.
Gilde frischte den Rouge auf meinen Wangen auf und kämmte mir das Haar.Dann flocht sie es mir zu einer sehr kompliziert aussehenden Frisur, die ich leider in dem Spiegel vor mir nicht genau betrachten konnte. Zum Schluss setzte sie mir noch meine Krone auf. Es war eine wunderschöne kleine Krone die aussah, als hätte man wild wachsende blätterige Zweige vergoldet, die in der Mitte einen Rubin umrankten. Gilde machte sie in meinen Haaren fest ohne meine Festfrisur zu zerstören. Jetzt war es für jeden sichtbar und auch ich konnte nicht mehr so tun als wäre ich keine. Ich war durch und durch eine Prinzessin.
DU LIEST GERADE
Unter der Haube goldenes Haar
Ficção Histórica„Ich muss weg" Gilde hielt in ihrer Bewegung inne: „Entschuldige Hoheit, wie war das?" „Ich kann nicht mehr im Schloss meines Bruders bleiben. Ich kann mit dieser Angst nicht leben. Ich werde fliehen." Gilde sah mich unendlich traurig an. „Wie könnt...