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"...also wozu sollte ich mich auf jemanden einlassen? Damit ich noch mehr kaputt gehe?"

Stumm sehe ich ihn an.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht mit sowas gerechnet.
Er hat seinen besten Freund verloren. Ihm wurde und wird unterstellt, er habe ihn getötet.
Er hat einfach Angst, dass er noch mehr zerstört wird, wenn er sich wieder auf jemanden einlässt.

„Okay...", fange ich leise an. „Ich verstehe warum du Angst hast, dich wieder auf jemanden einzulassen. Aber du kannst nicht für immer so sein. Also, so bösartig und einsam."

„Bisher klappt es aber."

„Das glaube ich dir nicht. Ich sehe dir an, dass du es hasst, alleine zu sein. Ja, du hast Angst wieder jemanden zu verlieren, aber ich verspreche dir, dass das nicht passieren wird."

Ein Lachen von ihm. Jedoch kein echtes. Eher ein zweifelndes und ungläubiges. „Achja? Und wie gedenkst du, dieses Versprechen einzulösen?"

„Indem wir jetzt Freunde sind", sage ich standhaft.

„Ich hasse dich."

„Nein, tust du nicht. Sonst hättest du mich schon längst ins Krankenhaus verfrachtet", grinse ich und kneife provozierend in seine Wange. „Hässchen."

„Weißt du, meine Mum ist bis heute Abend auf Arbeit, also kannst du gerne mit zu mir kommen. Zur Schule zurück zu gehen lohnt sich jetzt eh nicht mehr", schlage ich vor.
Tatsächlich willigt er ein und so gehen wir nun zu mir nach Hause.
Dort angekommen gehen wir in mein Zimmer. Wir setzen uns beide auf mein Bett, allerdings mit ein wenig Abstand.

Es herrscht Stille zwischen uns. Diese ist aber eher weniger unangenehm.
Ich nehme mein Handy und checke meine ganzen Nachrichten ab. Nach einiger Zeit lege ich es wieder weg und schaue zu Jungkook. Dieser kratzt sich die ganze Zeit schon am Nacken und das nicht gerade leicht.

„Hast du irgendwas?", frage ich. Erhalte aber keine Antwort, weswegen ich einfach näher zu ihm rücke. Ich packe seine Hand, mit welcher er sich kratzt und nehme sie weg. „Du blutest!", stelle ich fest.

„Warte hier", befehle ich und gehe aus dem Zimmer. Ein paar Minuten später komme ich mit einen nassem Tuch und Verband wieder.

„Darf ich?", frage ich und er nickt. Das genügt mir, um zunächst das Blut weg zu tupfen, ehe ich seinen Hals verbinde. „Warum hast du deinen Nacken aufgekratzt?", frage ich, nachdem ich fertig bin.

„Ich mach das öfter... ist ein Tick von mir", erklärt er.

„Hast du deswegen überall solche seltsamen Narben?"

„Ja. Unter anderem."

„Unter anderem?"

„Du musst nicht alles über mich wissen", meint er genervt.

„Was kann ich dafür, dass du so interessant bist? Ich meine, du bist überall mit Wunden übersehen, handelst direkt körperlich und dann noch deine Vergangenheit. Man will einfach alles über dich wissen", rechtfertige ich mich und erhalte ein schmunzeln seinerseits.

„Ich bin interessant, ja? Du auch. Du hast keine Angst vor mir, wie alle anderen."

„Warum sollte ich auch? Im Endeffekt bist nur ein trauriges Hässchen."

„Ha ha."

„Tut mir leid. Hass mich nicht."

„Tue ich eh schon."

Schmollend sehe ich ihn an. „Wie kannst du jemanden, wie mich, hassen?"

„Du nervst."

„Ich nerve doch gar nicht!"

„Doch und jetzt sei still."

„Bring mich doch dazu still zu sein", grinse ich.

„Okay", kommt es entschlossen von ihm und kurz darauf spüre ich seine Lippen auf meinen, was mich geschockt meine Augen weiten lässt. Er küsst mich. Der Hase küsst mich. Jungkook küsst mich.

Ist das sein Ernst?

Er löst sich wieder von mir. Wie in einer Komplettstarre sehe ich ihn einfach nur an. Ich schaffe es nicht, auch nur ein Wort rauszubringen.

„So jetzt bist du still. Ich nehm mir dann mal was zu Essen aus der Küche. Bis gleich", sagt er und lässt mich allein zurück, abet nicht allzu lang, denn er kommt mit einer Karotte wieder.
Er kann gerne öfter herkommen. Dann würden diese Karotten auch mal gegessen werden. Mum holt die immer, aber keiner von uns isst die.

Okay, jetzt schweifen meine Gedanken tatsächlich von dem Kuss auf Karotten. Und jetzt denke ich wieder an den Kuss.
Ich spüre wie Blut in meine Wangen strömt.

Grinsend sieht mich Jungkook an.
„Du siehst aus wie eine Tomate", lacht er und setzt sich neben mich.

„Es war doch nur ein Kuss. Warum so geschockt?"

„NUR EIN KUSS? WILLST DU MICH VERARSCHEN? DU HAST MICH GERADE EINFACH GEKÜSST! WIE KONNTEST DU-"

„War das falsch? Tut mir leid... ich mach das nicht nochmal", unterbricht er mich ängstlich. Seine Hasenohren haben sich auch nach unten geklappt.

„Nein... Ja... Nein... Vielleicht.... also... ah! Ich bin grade überfordert. Es war nicht falsch. Du musst keine Angst haben, erst recht nicht vor mir. Aber das war so plötzlich, verstehst du?", versuche ich zu erklären und er nickt. „Ja..."

„Ist jetzt auch egal."

Bad Hybrid 「jikook」 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt