Chapter 68

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(Bild: Alexander)

Alexander Malfoy P.o.V.:

Ich weiß, dass auch Selena Mittwochs keinen Nachmittagsunterricht hat, und diese Zeit deswegen perfekt wäre, um sich heimlich zu treffen. Aber ich kann mich nicht in jeder Freistunde und in jeder Mittagspause davonstehlen, das habe ich die letzten Tage schon viel zu oft gemacht. 

Meine Freunde ziehen mich inzwischen schon auf und fragen mich, wer meine mysteriöse Liebhaberin ist. Glücklicherweise sagen sie das nur zum Spaß. Sie glauben mir wirklich, dass ich meine Stunden in der Bibliothek verbringe - einen Ort, auf den keiner meiner Freunde besonders scharf ist. 

Also verbringe ich den Mittwoch Nachmittag mit Adalar, Blake und Rodolphus im Gemeinschaftsraum, wo wir in Teamarbeit die sich stapelnden Hausaufgaben erledigen. Da wir alle drei seit Ferienende keine Hausaufgaben mehr erledigt haben, dauert es auch entsprechend lange, bis wir schließlich die Federn weglegen und uns zurücklehnen können. 

"Wieso haben wir noch gleich Alte Runen gewählt?", murmelt Ad, während er mit seinem Stuhl kippelt und sich weit nach oben streckt. "Weil's besser als Arithmantik oder Wahrsagen ist.", antworte ich gähnend. Das lange Konzentrieren und Arbeiten hat in mir den Wunsch nach meinem schönen weichen Bett hervorgerufen. Einfach die Augen schließen und schlafen. Keine unnötigen Gedanken über längst vergessene antike Gegenstände, in die Runen geschnitzt worden waren, keine sich im Kreis drehende Ideen, wie man den nächsten Satz formulieren könnte. 

Ich packe die Pergamentrollen mit meinen Hausaufgaben für Kräuterkunde, Alte Runen und Pflege magischer Geschöpfe in meine Schultasche und komme dann mit gemächlichen Bewegungen zum Stehen. Ad sieht fragend auf und Rodolphus wendet seinen Blick sogar von Ella Wilson, der braunhaarigen Siebtklässlerin, ab. Ich sollte mich geschmeichelt fühlen, es kommt nicht oft vor, dass er seinen Blick von seiner Angebeteten nimmt. 

"Ich bring meine Schultasche weg, soll ich eure mitnehmen?" Ad nickt auf meine Frage hin, er scheint mir anzusehen, was ich vorhabe. Rodolphus wirft mich mit seiner Tasche fast um. "Holt ihr mich, wenn ihr zum Abendessen geht?", frage ich abgelenkt, weil ich mir die drei Taschen über die Schultern hieve. Wieder nickt Adalar. Zufrieden wende ich mich ab und verschwinde in den Sechstklässler-Schlafsaal. 

Auf meinem Bett liegt ein großes, schwer aussehendes Paket, das ich heute beim Frühstück der Eule meiner Eltern und der von Lucius abgenommen habe. Ich habe keine Ahnung, was sich darin befindet, aber ich bin auch nicht besonders scharf drauf, es herauszufinden. So wie ich mich kenne, wird der Karton noch mindestens bis der nächste Brief nach Hause ansteht ungeöffnet bleiben. Ich werde ihn jeden Tag in die Hand nehmen und in eine andere Ecke des Zimmers räumen, aber ich werde ihn nicht aufmachen. Erst wenn ich keine Wahl mehr habe. Seufzend wende ich den Blick ab.

Für die meisten Reinblüter-Kinder ist der obligatorische Musikunterricht etwas, das man hinter sich bringen muss, für mich war es immer schon mein liebstes und auch bestes Fach. Es lag mir einfach und deswegen mochte ich es auch. 

Ich ziehe den Geigenkoffer unter meinem Bett hervor, der als einziges nicht völlig verstaubt ist, und sobald ich die Schulterstütze neu justiert habe, lege ich mein Kinn an den kühlen Kinnhalter aus Ebenholz. Ich genieße einen Moment lang allein das Gefühl der Violine in meiner Hand, erst dann, als ich jeden Zentimeter des Instruments bewusst wahrnehme, hebe ich die Hand mit dem Bogen in der Hand und spiele den ersten Ton. Es ist, als würde ich in eine andere Welt gezogen, eine Welt aus sich aneinanderreihenden Tönen, die alleine nicht außergewöhnlich sind, aber zusammen eine berauschende Melodie ergeben. 

Mit geschlossenen Augen spiele ich als erstes mein Lieblingslied. Das ist inzwischen zu einer Art Tradition geworden. Doch Merlin gönnt mir nicht lange das Glück, allein die Musik zu genießen und ansonsten alles andere auszublenden. Die Schlafsaaltür wird einen Spalt breit aufgeschobene und Bailee schiebt sich mit einem verstohlenen Grinsen in den Raum. Am liebsten würde meine Augen, die sie sofort wahrgenommen haben, einfach wieder schließen und ihre Anwesenheit verdrängen, aber das geht kaum, wenn sie anfängt, sich an mich zu schmiegen und mich mit ihren Armen umklammert, als wäre ich ihr Lieblingskuscheltier. 

𝐁𝐥𝐚𝐜𝐤 𝐓𝐰𝐢𝐧𝐬 (ʰᵃʳʳʸ ᵖᵒᵗᵗᵉʳ/ʳᵘᵐᵗʳᵉⁱᵇᵉʳ ᶠᶠ)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt