(Bild: Dunkles Mal über London)
Selena Black P.o.V.:
Ich wache vor Sirius auf. Sogar noch vor der Sonne, denn draußen ist der Himmel gerade einmal dunkelrot. Es kann nicht später als fünf Uhr sein.
Mit einem Seufzen stemme ich mich hoch. Sirius, der einen Fuß auf den Boden hängen lässt und eine Hand in einem seltsamen Winkel über den Kopf gestreckt hat, sieht aus, als würde er bei der kleinsten Bewegung aus dem Bett fallen. Also nehme ich seinen Fuß und werfe ihn mit sanfter Gewalt wieder aufs Bett. Sirius grunzt und dreht sich im Schlaf um. Jetzt streckt er irgendwie den Hintern in die Höhe.
Auf dem Weg ins Badezimmer frage ich mich, ob ich ebenfalls so schlafen. Nein, sage ich mir, bestimmt nicht.
Die zügige Dusche, zu der ich mich zwinge, ändert kaum etwas an der frühen Uhrzeit und so sitze ich um halb sechs bereit für mein Praktikum in der Küche und beiße in eine trockene Scheibe Brot. Auch der Frischkäse darauf ändert nichts an der fest schon unverdaulichen Konsistenz, weswegen ich es in den Mülleimer werfe und mich in der Küche umsehe. Es sieht aus wie auf einem Schlachtfeld. Dreckige Töpfe, Geschirr mit angetrockneten Essensresten, Gläser mit undefinierbarem Inhalt. Sind wir nun Zauberer, oder nicht? Wieso kann nicht jeder einfach kurz den Zauberstab heben und sein Zeug aufräumen?Mein Bauch knurrt und ich sehe mich nach einer freien Küchenplatte um. Doch alles ist vollgestellt. Mit einem Augenverdreher ziehe ich den Zauberstab aus meinen beigen Sommerstiefeln und schwinge ihn einmal durch die Luft. Sofort erklingt das zischende Geräusch meines Zaubers und das Geschirr beginnt damit, sich in der Spüle selbst abzuwaschen. Mit ein paar Handgriffen räume ich mir eine Ecke frei, wo ich innerhalb von ein paar Minuten einen Muffinteig zusammenrühre, den ich seit unserem Amerikaurlaub schon mindestens zwanzig Mal gemacht habe.
Zwanzig Minuten später, die ich damit verbracht habe, die aufgehende Sonne zu betrachten, nehme ich mir zwei Schokomuffins und verlasse das Haus, um für meinen Tag im Minsterium anzutreten.Vielleicht habe ich Glück und Alejandro ist schon da, sodass ich heute schon um 13 Uhr wieder Zuhause bin.
Er sitzt tatsächlich in seinem Büro, mit müdem Blick und Haare, die aussehen, als hätte er vergessen, sie zu kämmen.
Ich wünsche ihm einen Guten Morgen, was er auch zurückgeben würde, wären sein Blick nicht an den Muffins in meinen Händen hängengeblieben.
"Oh", meint er mit großen Augen.
Mit einem Grinsen stelle ich einen der Schokomuffins vor ihm auf den Schreibtisch.
"Danke.", meint er erstaunt. Dann betrachtet er den kleinen Kuchen eingehend. Als er offensichtlich zu dem Entschluss kommt, dass dieser nicht vergiftet aussieht, fragt er:"Womit habe ich den verdient?"
"Du siehst fertig aus. Das reicht als Grund."
Er lächelt mit seinen müden Augen. "Ich war die halbe Nacht wegen der Kinder wach. Und als meine Frau heute früh auch aufgewacht ist, hat sie mich zur Arbeit geschickt, damit ich früher nach Hause gehen kann. Die Kinder übernachten heute bei ihren Großeltern." Ein kleines Lächeln schleicht sich auf seine Lippen.
"Wie alt sind die beiden denn?", meine ich, nicht sicher, ob das eine angebrachte Frage am Arbeitsplatz ist.
Doch Alejandros Lächeln wird breiter. "Der Kleine 15 Monate und Sophie wird nächsten Monat fünf."Bevor ich etwas sagen kann - ich weiß sowieso nicht, was - wird die Bürotür aufgerissen und ein abgehetzter Arthur Weasley kommt in den Raum gelaufen. Er trägt die neuste Ausgabe des Tagespropheten, was ich sofort erkenne, weil ich das Titelbild in den letzten Tagen und Wochen noch nicht gesehen habe. Nur die Ausgabe des heutigen Morgens ist mir unbekannt. Doch was ich sehe, bereitet mir Übelkeit.
Das dunkle Mal über der Tower Bridge, aus der ein risiges Stück herausgebrochen war. Oder herausgesprenkt?
Ich beuge mich sofort über den Schreibtisch, als Arthus, ein entfernter Onkel oder so von mir, den ich aber noch nie auf einem der Reinbluttreffen gesehen habe, weil schon seine Großeltern als Blutsverräter galten, die Zeitung darauf ausbreitet.
"Der Tagesprophet...", keucht der Rotschopf völlig außer Atem und mit einer Spur Entsetzen in der Stimme, "...er schreibt, dass Greyback auf der Brücke gesehen wurde."
"Wurde er?", will Alejandro mit seiner typischen Bürostimme wissen. Etwas liegt in seiner Stimme, das ich nicht zuordnen kann. Ist es Wissen, das er zurückhält? "Gibt es Zeugenaussagen?"
"Nein, die magische Polizeibrigade hat davon keine Kenntnis und auch die Muggelpolizei nicht. Moody will noch einmal alle Überlebenden befragen."
Alejandro schüttelt den Kopf. "Nicht nötig. Greyback wird seit zwei Wochen beschattet. Er befindet sich im Ausland und schmuggelt Goldbarren aus dem zweiten Weltkrieg."
Arthur, der beim Namen des Unnennbaren zusammengezuckt war, sieht Alejandro für einen Moment sprachlos an.
"Oh. Dann...", beginnt er.
"Dann sagen Sie Moody, dass er dieser Spur nicht nachzugehen braucht. Warten Sie.", fügt er hinzu. "Ich möchte, dass sie Selena hier", er winkt mich heran, denn ich war einige Schritte zurückgewichen, "für den Tag mit sich nehmen. Zeigen Sie ihr Ihre Arbeit, sie wird Sie heute unterstützen. Ich will, dass Sie auch den Öffentlichen Informationsdienst kennenlernt. Um 13 Uhr ist ihr Arbeitstag zu Ende."Arthurs Blick wandert eine Spur überfordert zu mir. Kein Wunder. So weit ich weiß, ist er selbst noch in der Ausbildung und nicht viel älter und kaum 25 Jahre alt.
Ich versuche ein Lächeln. Arthur erwidert es kläglich. Dann fängt er sich, richtet sich auf und hält mir die Tür auf.
Den Vormittag verbringe ich damit, wie mir Arthur mit einem entschuldigenden Blick mitteilt, das eingestaubte Büro eines Mannes auszuräumen, der ganze 94 Jahre hier gearbeitet hat. Die Aufgabe mag sich vielleicht einfach und mit Magie auch schnell zu erledigen anhören, doch bei all den fragwürdigen Flecken, die im ganzen Raum verteilt sind und in allen Farben leuchten, ist mein ganzes Zaubertrank- und Zauberkunst-Wissen erforderlich.
Möglicherweise sind dieses Unterrichtsfächer doch ganz nützlich.
Als ich das nächste Mal auf die Uhr schaue, ist es bereits 12:30 Uhr. Ein letztes Mal sehe ich mich in dem von Grund auf veränderten Büro um, ehe ich die Tür hinter mir schließe und mich auf zu Arthurs Schreibtisch mache, der vor dem Büro des Abteilungsleiters vom Öffentlichen Informationsdienst steht.
Als ich gerade um die letzte Ecke biege, höre ich ein hohes Kichern und gleich darauf kann ich die Frau sehen, zu der es gehört.
Sie hat wie Arthur rote Haare, allerdings sind ihre in Form von Korkenzieherlocken und umrahmen ihr rundliches Gesicht. Sie sitzt auf Arthurs Tisch, direkt vor ihm, sodass er nicht arbeiten kann. Ihm scheint das nicht im geringsten etwas auszumachen. Er schaut mit verliebten Augen zu ihr auf, die Hände auf ihrem leichten Babybauch gelegt, während er zu dem Baby redet, was sie erneut zum Kichern bringt.
Ich glaube, die Frau schon einmal gesehen zu haben. In Hogwarts. Sogar im Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Sie war einmal Vertrauensschülerin. Wenn ich mich nicht irre, dann zusammen mit Arthur. Und außerdem ist sie die Schwester von Fabian und Gideon Prewett. Meine Wangen werden rot, als ich an die Date-Einladung von Fabian zurückdenke. Doch das geschmeichelte Lächeln, das sich auf meine Lippen geschlichen hat, wird schnell von düsteren Erinnerungen vertrieben. An diesem Tag hat Alecs und meine ... Beziehungspause begonnen.Arthur schreckt zusammen und rutscht auf seinem Stuhl zurück, als er mich entdeckt. Seine Wangen werden dunkelrot. Auch die Frau schaut verlegen aus, als sie den Kopf in meine Richtung dreht.
"Kann ich dir noch irgendwie helfen?", frage ich an Arthur gerichtet. Er zwinkert ein paar Mal und scheint sich daran zu erinnern, dass er heute für meine Arbeitsaufträge verantwortlich ist. Er wirft einen hastigen Blick zur Uhr schräg über mir. Dann schüttelt er den Kopf.
"Wenn das Büro leergeräumt ist, kannst du für heute gehen. Vielen Dank für deine Hilfe."
"Gerne. Bis bald.", ich hebe zum Abschied die Hand und lächle den beiden zu, mache mich aber schleunigst aus dem Staub.
Im Weggehen höre ich Molly Prewett leise sagen:"War das Selena Black? Arbeitet sie hier?"Arthurs Antwort verstehe ich nicht, etwas anderes hat meine Aufmerksamkeit erregt. Abraxas Malfoy kommt aus dem Büro von Gabriella Morrell, der Frau, die mich vor wenigen Wochen verhört hat. Er sieht sich um, und da er sich erst in die andere Richtung dreht, bleibt mir Zeit, mich gegen die nächste Tür zu pressen, sodass er mich nicht entdeckt. Sekunden später entfernen sich seine Schritte dumpf aufgrund des Teppichs, der in allen Fluren dieses Stockwerks den Boden bedeckt.
Hinter Gabriellas Bürotür fällt etwas zu Boden. Ohne nachzudenken reiße ich die Tür auf. Doch gegen alle Erwartungen liegt keine schwer verletzte Ministeriumsbeamte am Boden. Und auch von Einschüchterung ist nichts in Gabriellas Gesicht zu sehen, als sie mich verwundert ansieht.
"Entschuldigung.", murmle ich hastig. "Falsches Büro." Bevor sie etwas sagen kann, habe ich die Tür wieder hinter mir zugezogen.
Ich bemühe mich, wieder zu Atem zu kommen, noch gegen das kalte Holz gelehnt.
Seltsam. Sehr seltsam. Was macht Abraxas Malfoy bei Gabriella Morrell? Welchen Grund hatte sein Besuch? Und noch viel wichtiger: Ist Alexander Malfoy auch hier?Meine Beine tragen mich automatisch den Flur entlang und Abraxas hinterher. Doch als ich im Atrium ankomme, steigt er gerade in einen der Kamine und verschwindet in den grünen Flammen. Von Alec keine Spur.
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(Bildquelle: https://i.pinimg.com/564x/05/15/15/0515154d13a89bb84cae7fc7a86385ed.jpg)
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𝐁𝐥𝐚𝐜𝐤 𝐓𝐰𝐢𝐧𝐬 (ʰᵃʳʳʸ ᵖᵒᵗᵗᵉʳ/ʳᵘᵐᵗʳᵉⁱᵇᵉʳ ᶠᶠ)
FanfictionSelena und Sirius Black. Die größten Blutsverräter der Rumtreiberzeit. Um die Black Zwillinge zu beschreiben würden wohl vielen Menschen die unterschiedlichsten Wörter einfallen. Stark. Nervig. Selbstständig. Kindisch. Lässig. Attraktiv. Impulsiv...