Chapter 4

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(Bild: Alexander Malfoy)

Selena Black P.o.V.:

Schnell renne ich die Stufen des Astronomieturms hinauf und stütze mich Halt suchend am Geländer ab. Ich sehe auf den Boden, die Arme vor mir ausgestreckt und so fest um das Geländer geschlossen, dass sie ganz weiß werden.

Meine Haare hängen neben meinem Kopf völlig zerzaust herunter. Einzelne Tränen tropfen auf den Boden und ich schaue ihnen zu, wie sie auf dem Boden aufschlagen. Winzige Spritzer der Tränen springen in alle Richtungen und es erinnert mich in gewisser Weise an mein eigenes Herz.

Es ist jedes Mal so. Bei jedem Leid oder Schmerz zerspringt es in Tausende von Stücken und ich schaffe es nie mein Herz wieder ganz zusammenzusetzen, bevor es wieder zerspringt. Doch dieses Mal... Grace' Tod ist schlimmer als alles andere.

Die Tränen werden mehr und fallen nun schneller auf den steinernen, grauen Boden. Werde ich es diesmal schaffen? Oder will ich es überhaupt schaffen? Ohne Grace?

Ich hebe langsam den Kopf und sehe über das Geländer. Die Ländereien von Hogwarts. Mein Blick wandert vom Verbotenen Wald über die Gewächshäuser, bis hin zu dem Gras, welches direkt an der Mauer des Turmes wächst.

Ich gehe einen Schritt vor, den Blick wie in Trance auf den weit entfernten Boden gerichtet, und ein schrecklicher, doch zugleich unendlich befreiender Gedanke schießt mir durch den Kopf. Wieso nicht springen? Den Schmerz hinter mir lassen, die Probleme, meine Angst. Alles loslassen. Wieso nicht? Ich will nicht​ weiterleben ohne meine beste Freundin!

Ich stolpere langsam näher. Es schaut alles so verlockend aus, so einfach. Ich könnte bei Grace sein - mit einem Sprung. Doch als ich gerade meinen rechten Fuß heben will, um mich auf das Gelände zu setzen, stocke ich.

Das ist egoistisch. Bei Merlin, das ist verdammt egoistisch. Ich kann Sirius nicht alleine lassen, er würde daran zerbrechen, endgültig. Er würde es nicht überstehen! Genauso wenig wie James, Lily, Remus...

Außerdem ist es schwach aufzugeben, wo ich doch bereits so viel geschafft habe. Ich habe es fertig gebracht mich von einer der reinsten Zaubererfamilien Englands zu entfernen, ich bin kurz davor mich ganz von ihr zu trennen. Ich habe es verdammt noch mal geschafft - und ich werde auch das schaffen!

Schnell steige ich vom Geländer und laufe rückwärts, so lange, bis ich gegen etwas Hartes stoße. Ich blinzle so stark, dass alles vor meinen Augen verschwimmt. Erst denke ich, es ist die Wand, doch als ich die Arme spüre, die mich sanft umdrehen und in eine feste Umarmung ziehen, weiß ich, dass es ein Mensch ist.

Der männliche Geruch bestätige meine Vermutung. Doch trotz des Schams, dass mich jemand so schwach erlebt hat, schlinge ich meine Arme fest um ihn und fange wieder an zu schluchzen. Heftig zu schluchzen.

Sein Griff verstärkt sich sofort. Und während ich in seinen Armen liege, denke ich an Grace, die Momente die ich mit ihr verbracht habe, die vielen Stunden mit ihr...

Ich beruhige mich langsam, mein Atem normalisiert sich und meine lauten Schluchzer verebben. Doch ich bin zu feige, um mich von dem Jungen zu lösen und ihm ins Gesicht zu sehen.

Welcher Junge wohl nach Minze und auch irgendwie nach Wald riecht? Nicht dieser modriger Waldgeruch, sondern nach frisch gemähtem Gras und fallenden, bunten Blättern - sofern Blätter riechen können... Ich denke, ich werde langsam, aber stetig verrückt!

Ich habe aufgehört zu schluchzen, doch der Junge lässt mich nicht los. Er hält mich fest, im Hier und Jetzt und gibt mir Kraft. Sanft schiebe ich ihn von mir weg und wische mir mit dem Umhangärmel über die Augen. Ich muss wissen, wer er ist, wer mir gerade so eine Kraft gegeben und mir beigestanden hat.

𝐁𝐥𝐚𝐜𝐤 𝐓𝐰𝐢𝐧𝐬 (ʰᵃʳʳʸ ᵖᵒᵗᵗᵉʳ/ʳᵘᵐᵗʳᵉⁱᵇᵉʳ ᶠᶠ)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt