[3] • Zebrastreifen

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Es war erstaunlich, wozu der menschliche Körper in der Lage war

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Es war erstaunlich, wozu der menschliche Körper in der Lage war. Seit zehn Minuten beobachtete ich einen Kerl, gekleidet in Jeans und Hemd, allerdings nur noch mit einem Schuh am Fuß, wobei er zu meiner Überraschung da nicht der Einzige war. Schon zigmal hatte ich einen Partybesucher an mir vorbeilaufen sehen, der entweder einen Schuh zu wenig oder zu viel bei sich trug. Ich hatte die Vermutung, dass irgendeiner damit angefangen hatte, mit der Überzeugung, es wäre originell oder lustig oder sonst irgendwas. Um das Warum zu beantworten, war ich vermutlich zu nüchtern. Dennoch überprüfte ich hin und wieder, ob meine Schuhe noch dort waren, wo sie hingehörten. Jedenfalls war ich ganz fasziniert davon, wie gut der Blondschopf, der schon einiges intus haben musste, seinen Drink in der Hand halten konnte. Er tanzte, drehte und wendete sich, bewegte sich allgemein betrachtet vollkommen zuwider der menschlichen Voraussetzungen, behielt dabei jedoch die ganze Zeit den kompletten Inhalt in seinem kleinen Becher. Neben ihm entdeckte ich Cleo, die versuchte sich mit zwei vollen Bechern an ihm vorbeizuschlängeln. Da der Typ zwar sein eigenes Getränk beisammenhielt, aber keinen Blick für sein Umfeld hatte, rammte er Cleo im nächsten Moment seinen Ellenbogen in die Seite, die daraufhin ihr Gleichgewicht verlor und einige Schritte nach vorn stolperte. Dabei verschüttete sie mindestens die Hälfte unseres Bieres, was sich jedoch zum Glück auf dem Boden verteilte, statt auf ihrem olivfarbenen Sommerkleid, das sich an ihren Körper schmiegte wie eine weiche Moosdecke. Zu ihrem dunklen Teint passte es unglaublich gut. 

Als sie mich schließlich erreichte, streckte sie mir einen der Becher entgegen und zog dabei einen Flunsch. »Mehr konnte ich leider nicht retten.« Ich nahm ihr das Bier ab. »Schon in Ordnung«, versicherte ich ihr und fügte mit einem Seitenblick auf den Rambotänzer hinzu: »Gegen den hattest du einfach keine Chance.«

Sie drehte sich ebenfalls zur Tanzfläche. »Wo haben die denn alle ihre Schuhe verloren?«, fragte sie und zog die Augenbrauen nachdenklich zusammen.

»Das hatte ich mich auch schon gefragt«, antwortete ich Cleo. »Pass lieber auf deine Treter auf. Ich habe das Gefühl, dass sich das Klauen von anderer Leute Schuhe hier langsam zu einer Sportart entwickelt.« Ich nahm einen großen Schluck von meinem Bier, doch das Kratzen in meinem Hals wurde damit auch nicht besser. Es lag vermutlich daran, dass ich die ganze Zeit gezwungen war, gegen die laute Musik anzuschreien. Aber irgendwie musste ich mich ja mitteilen. Wir konnten ja nicht den kompletten Abend einfach nur starr nebeneinanderstehen und ein Getränk nach dem anderen leeren. Gut, das hätten wir schon gekonnt, aber ich musste zugeben, mit Cleo hier zu sein, war nicht ganz so schrecklich, wie ich mir das eigentlich vorgestellt hatte. Zumindest war sie gerade um einiges erträglicher im Gegensatz zu dem Verhalten, das sie in der Schule an den Tag legte.

»Kann ich nicht nachvollziehen.« Auf Cleos Gesicht zeichnete sich der Ekel ab. »Wer würde sich denn freiwillig an die Schuhe von fremden Leuten begeben.«

»Lass mich raten, du hasst Füße?« Ich musste lachen. 

»Und wie!«, kam es prompt von Cleo und sie schüttelte sich, als hätte sie sich gerade ein besonders übles Exemplar Quadratlatschen vorgestellt. »Die sehen immer so komisch aus und sie stinken, also zumindest bei den meisten Leuten.«

Und mit der Flut kamst duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt