[7] • Körbe werfen

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Es war vielleicht das dritte Mal in meinem Leben, dass ich einen Basketball in der Hand hielt

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Es war vielleicht das dritte Mal in meinem Leben, dass ich einen Basketball in der Hand hielt. Ballsportarten waren nie mein Ding gewesen. Schwimmen, Laufen, jede Sportart, bei der ich keine zusätzliche Ausrüstung brauchte, war an sich kein großes Problem, sie machten mir sogar Spaß. Doch wenn mich mein Körper auf mehr konzertieren musste als auf die eigenen Bewegungen, gehörte Erfolg nicht mehr zu meinem Wortschatz. Es war eher der klägliche Versuch, nicht allzu dumm auszusehen, der eigentlich selbst schon zum Scheitern verurteilt war. Dass um mich herum eine Horde Menschen darauf wartete, etwas zu sehen, worüber sie sich das Maul zerreißen konnte, half mir dabei auch nicht weiter. Wie hatte diese Situation nur dermaßen aus dem Ruder laufen können? Wieso hatte ich nicht meine Klappe gehalten, so wie ich es sonst immer tat?

»Alles okay?«, vernahm ich Jaspers sanfte Stimme von der linken. Er stand dicht neben mir und sein Blick ruhte auf mir. Sein Zitronenduft stieg mir in die Nase. Er roch nach Sommer, nach Eistee.

»Ich bin mir da nicht so sicher«, gab ich ehrlich zu. Wäre Lars in Hörreichweite gewesen, hätte ich mir das niemals eingestanden.

»Du schaffst das, Leonie.« Wieder dieser melodische Klang bei meinem Namen. Ein kleiner Schauer lief mir über den Rücken. »Lars kann wirklich mal einen richtigen Dämpfer vertragen.« Er machte eine kleine Pause. »Er glaubt, du bist ein leichtes Ziel, aber das bist du nicht.« Was sollte das denn jetzt bedeuten? Doch bevor ich nachhaken konnte, redete er schon weiter. »Eigentlich danke ich dir für die Gelegenheit. Ihm sein Machogehabe vorzuhalten, ist mir jedes Mal ein Vergnügen.« Daraufhin hörte ich ihn das erste Mal lachen. Kurz, aber ehrlich.

Ich schaute zu ihm hoch und begegnete seinem amüsierten Gesichtsausdruck, woraufhin auch ich grinsen musste.

»Glaub mir, ich würde ihm auch gerne eins reindrücken, nur leider gehört Basketball echt nicht zu meinen Stärken«, gestand ich. »Das hatte ich mir irgendwie schon gedacht. Man hat dir angesehen, dass du selbst überrascht von deinen Worten warst.« Ich seufzte. Was mich da geritten hatte, konnte ich mir immer noch nicht erklären. »Lars hat deine Unsicherheit bestimmt auch bemerkt.« Jaspers schaute zu ihm hinüber. Seine Gesichtszüge verhärteten sich, was seine kantigen Linien intensiver zur Geltung brachte. Es schien, als würde er es Lars wirklich übelnehmen, dass er mich vor der Schule bloßstellen wollte. Mich juckte es unter den Fingern, ihm meine Hand auf den Arm zu legen und ihm zu sagen, dass es mich nicht sonderlich verletzte, von so einem Kerl vorgeführt zu werden. Doch der Moment war schon vorbei und Jasper richtete seinen Blick wieder auf mich.

»Kennst du die Regeln?« Ach stimmt, bei so einem Spiel gab es auch immer Richtlinien, an die man sich halten musste. Uff, noch etwas worauf ich achten musste. »Ich denke.« Wie war das noch? Nicht laufen, ohne zu dribbeln und nicht dribbeln, nachdem man beide Hände am Ball hatte? Aber was war jetzt nochmal erlaubt?

»He, ihr Turteltauben, braucht ihr noch 'ne Minute oder können wir jetzt endlich anfangen?« Ach, halt doch die Klappe, du Affe. Ich verdrehte die Augen. »Na los, lass uns die Sache schnell hinter uns bringen«, meinte ich zu Jasper. Oder vielleicht konnten wir es auch so weit hinauszögern, bis es zum Ende der Pause klingelte. Die alte Uhr über dem Haupteingang der Schule machte mir jedoch klar, dass ich dafür noch zwanzig Minuten hätte überbrücken müssen und solch ein lang andauerndes Ablenkungsmanöver konnte ich mir jetzt auch nicht aus den Ärmeln schütteln. Meine Kreativität war in Spontanität nämlich schlichtweg nicht geübt.

Und mit der Flut kamst duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt