[8] • Verwelkt

253 37 10
                                    

»Wow, das sieht toll aus!« Cleo lugte über Lars' Schulter und machte große Augen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

»Wow, das sieht toll aus!« Cleo lugte über Lars' Schulter und machte große Augen. Dieser ließ sich davon nicht wirklich beirren und arbeitete fokussiert weiter. Ich beobachtete die Szene argwöhnisch vom Sofa aus, auf dem ich mich langgezogen hatte. Zwar gefiel es mir, dass Lars nun zu seinem Leidwesen seinen Pflichten nachkam, allerdings war ich der Meinung, dass er dafür nicht durchgängig gelobt werden musste, wie ein Hund, der es schaffte auf die Worte »Gib mir Faust« seine Pfote anzuheben. Ich für meinen Teil hätte ihn lieber an die Leine gelegt. Das erschien mir deutlich sicherer aufgrund seines zwiespältigen Charakters. Mit der Ansicht stand ich allerdings allein, denn Mel und Cleo schmierten ihm Honig ums Maul, als hätte er sich nicht auf eine Wette eingelassen und verloren, sondern sich freiwillig nach Samaritermanier dazu bereit erklärt, der Schülerzeitung zu helfen. Hätte ich am Freitag nicht meinen verdienten Kakao mit extra Sahne und eine ganze Ladung Waffeln bekommen, wäre ich auf die Barrikaden gegangen. Gerechtfertigt war diese Hätschelei nämlich absolut nicht.

Gedankenverloren zuppelte ich an den Hautkrusten, die sich an meinem linken Arm entlang zogen. Entschuldigt für das Foul hatte sich Lars bislang immer noch nicht, aber das war mir auch nicht sonderlich wichtig, da ich nämlich absolut keinen Wert mehr auf die Worte legte, die aus seinem Mund kamen. Jasper und ich hatten gegen ihn gewonnen, ihm gezeigt, dass überheblich sein sich nicht immer auszahlte. Das hatte letztendlich meinen Ehrgeiz befriedigt, den ich während des Spiels entwickelt hatte. Dennoch hatte ich das ganze Wochenende lang versucht, das Ereignis einfach aus meinen Erinnerungen zu entfernen, so zu tun, als wäre das Ganze nicht passiert. Doch als ich heute Morgen das Schulgelände betrat, wurde es mir sofort wieder ins Gedächtnis gerufen. Alle Schüler, die das Trara mitbekommen oder durch stille Post davon gehört hatten, hatten mich angestarrt, getuschelt. Wie ich es hasste. Das war es, was mich störte, denn ich hatte schon vermutet, dass die Aufregung um die ganze Sache länger andauerte, als mir lieb war. Sehnsüchtig wartete ich darauf, dass die Aufmerksamkeit von mir abfiel und eine neue Sensation die Masse in Atem hielt. Doch bis jetzt hatte noch keiner das Bedürfnis verspürt, den Sticker mit der Aufschrift »hier bin ich - seht mich an!« von mir zu reißen und sich selbst auf die Stirn zu pappen.

Auch wenn ich mir sicher war, dass das, was die Leute über mich redeten, nicht von der schlechten Sorte war, bevorzugte ich die Stille um mich herum. Ich kam im Schweigen, ich ging im Schweigen und ich wollte auch, dass die Zeit dazwischen möglichst still verlief. Doch keine zwei Wochen und ich war schon in solch ein Chaos verstrickt. Das war nicht mein Stil und ich versuchte zu erörtern, ab wann ich die Kontrolle verloren hatte. Sonst war es mir immer gelungen, Menschen auf Abstand zu halten. Doch nun hatte ich Cleo an der Backe, Kontakt zu Streber-Mel und Sprachlos-Markus, Lars ging mir durch seine bloße Anwesenheit auf die Nerven und Jasper tauchte immer wie aus dem Nichts auf. Sie alle drehten sich jetzt mit in meinem Universum, in dem ich bislang allein meine Bahnen gezogen hatte. Doch ich war mir sicher, dass von ihnen bisher keiner einen besonderen Einfluss auf mich ausübte, niemand brachte mich von meinem Weg ab. Meine Strecke war vorbestimmt, der gleiche Kurs, der gleiche Kreislauf seit Jahren.

Und mit der Flut kamst duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt