4.Kapitel Der Zug

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Die Pferde schnauften als die Männer das Lager verließen. Die Sonne begann am Horizont hinab zu tauchen, nun war es Zeit ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Clintch hatte die Koordinaten des Zuges ausfindig gemacht. Ich wusste nicht genau wie ihr Plan war, den Zug anzuhalten, aber ich glaubte sie wollten etwas sprengen.
Die Frauen blieben im Lager, als die Männer fort waren, saß ich mit Sindy auf einen der Baumstämme. Trübselig starrte ich auf die Glut. Ich war enttäuscht das ich nicht mit ging, doch zum anderen war ich auch glücklich darüber, so lief ich nicht in die Gefahr selbst erschossen zu werden. ,,Schlaf doch ein bisschen.", schlug Sindy mir vor, ,,Morgen sind sie bestimmt schon wieder da." Ich stieß gelangweilt die Luft aus und stand schließlich auf. ,,Gut.", stimmte ich ihr zu und machte mich zu meinem Zelt auf, legte mich auf die Decke und versuchte einzuschlafen. Ich wälzte mich hin und her und nach einigen Minuten döste ich schließlich ein. Doch nach rund einer halben Stunde wachte ich wieder auf. Ich kann jetzt nicht schlafen. Ich muss zu diesem Zug, und wenn ich nur von weiten zuschaue. Ich erhob mich wieder von der Decke, durchquerte das Lager und schwang mich auf meinen Hengst. ,,Wo willst du hin, Mary?", fragte mich Amanda, als sie sah wie ich mein Pferd aus dem Lager lenkte. Ich antwortete ihr:,, Ich muss zu diesem Zug. Und wenn wir nur in der Ferne bleiben." Wie sonst hatten die anderen wohl so viel Erfahrung, weil sie in ihrer Jugend naive und dickköpfige Entscheidungen getroffen hatten. Das musste ich jetzt auch. ,, Warte, Mary!", rief Amanda mir nach und sprang auf ein Pferd, ,,Du kannst da jetzt nicht einfach aufkreuzen!" Ich hörte nicht auf sie, ich trieb mein Pferd an und galoppierte aus dem Lager. Hinter mir hörte ich Amanda etwas rufen und dann folgte sie mir mit Sindy im Schlepptau. Ich hatte Clintch gelauscht als er die Koordinaten des Zuges preisgab. Hinter der Bergkuppel, die vor mir aufragte, verlief eine Schiene auf die der Zug fuhr. Soweit ich das wusste würden einige der Gesetzlosen auf dem Berg warten, ehe die anderen in die Waggons einbrachen. Ich raste den Bergpfad hinauf, er war nicht sonderlich groß. Ich bog knapp nach links ab und raste über Heidekraut und an Büschen vorbei, am Abhang entlang. Unter mir sah ich schwach in der Dunkelheit die Bahnschiene. Ich verfolgte sie solange bis ich den letzten Waggon in der Ferne ausmachen konnte. Sie hatten sie tatsächlich zum Stehen gebracht, dachte ich erstaunt und verlangsamte mein Pferd. Ich ritt um einen herausragenden Felsen herum und stieg ab, um mich flach an den Rand des Abhanges zu legen und den ruhigen Zug vor mir zu betrachten. Amanda und Sindy hatten mich eingeholt und legten sich neben mich, flach auf den Boden. ,,Ich halte das für keine gute Idee.", murmelte Sindy und blickte an den Reihen der Waggons entlang. ,,Ich auch nicht.", gestand Amanda und warf mir einen Blick zu. Plötzlich erweckte wildes Getöse unsere Aufmerksamkeit. Laute Schüsse hallten durch die Nacht und eine Gestalt zwängte sich durch das Dachfenster von einen der Waggons. Sie rannte über das Dach und wollte herunterspringen, da sahen wir das ihr einer durch das Fenster gefolgt war und die Gestalt am Fuß packte. Sie knallte auf das harte Metall. Der Mann drückte den anderen zu Boden und schien ihm zu drohen. ,, Das ist John.", flüsterte Sindy leise und packte nach ihrem Revolver. Ein dritter Mann kletterte auf das Dach. Ich glaubte er wäre einer von uns, doch dann richtete er plötzlich seine Waffe auf John. Das Blut pumpte durch meine Adern, als John den Mann dem er gedroht hatte, erschoss und nicht bemerkte das hinter ihm ein zweiter stand. Amanda griff nach ihrem Revolver und zielte auf den Fremden. Eh dieser abdrücken konnte, erledigte sie dies für ihn und schoss ihm, aus dieser Entfernung, in den Bauch. Wir hörten ihn Aufschreien und wie er vom Zug stürzten. John wirbelte herum und drehte sich in die Richtung, von wo er glaubte den Schuss gehört zu haben. ,,He!", rief er in die Finsternis, ,, Amanda! Komm heraus." Frustriert stieß sie die Luft aus und stand auf, Sindy und ich taten es ihr gleich. Plötzlich fühlte ich mich schrecklich Unwohl, als wir zu John trotteten. Vielleicht hätte ich doch lieber im Lager bleiben sollen. ,, Was habt ihr hier verloren?", rief er uns zu, doch sogleich winkte er ab und fügte hinzu, ,, Das ist auch egal. Wir können jede Pistole gebrauchen." Er wirkte leicht gestresst. Er ließ sich auf der anderen Seite des Zuges hinab und war verschwunden. Amanda bedeutete uns ihr zu folgen und leise schlichen wir den Zug entlang, bis wir das Ende erreichten und ihn umrunden konnten. Erneute Schüsse drangen durch die Nacht und ein Mann stieß sich aus dem Wagen. Blut tropfte aus seiner Nase. als er die Gestalten von drei Frauen in der Dunkelheit ausmachen konnte, richtete er die Waffe auf mich. Mein Puls pochte in meiner Schläfe, nun befand ich mich erneut in solch einer Situation. Ich zog meine Pistole und zielte zurück. ,,W-wer immer ihr seit. I-ich kann euch geben was ihr wollt. N-nur lasst mir mein Leben.", wimmerte er. Mitleid machte sich in mir breit wie eine Krankheit. Für einen kurzen Moment lockerte ich mich, da schoss er plötzlich los. Amanda und Sindy drückten sich an die Wand des Waggons, doch er schoss zweimal an mir vorbei. Ich schoss zurück. Mein Herz pumpte. Doch der Rückstoß, stieß mich beinahe um und meine Patrone flog knapp an seiner Schulter vorbei. Meine Hände begannen zu zittern. Ich schoss erneut, doch traf nur den Boden. Ein drittes Mal schoss er. Ich spürte wie die Patrone an meinem Hut streifte, ich wich zurück. ,, Verdammt!", fluchte er und kam schnellen Schrittes auf mich zu, um mir seinen Pistolenlauf gegen die Brust zu drücken. Mein Atem rasselte. ,,Ich sage es Ihnen zum letzten Mal, lass mich in Frieden.", seine Stimme war drohend, mit großen Augen starrte ich ihn an. Panik packte mein Herz und trug es fort, weit über die Berge hinweg. Noch ein Knall ließ die Luft beben. Jedoch war es nicht der Mann gewesen der den Abzug gedrückt hatte und seine Patrone sich in meinem Körper vergraben hätte. Sein Körper erstarrte, er röschelte etwas unverständliches, dann brach er zusammen. Clintch stand hinter ihm, den Arm immer noch ausgestreckt. Er wirbelte seinen Revolver in der Hand herum und begegnete meinem Blick. Seine dunklen Augen glitzerten grausam. Er sagte nichts, bedachte mich nur mit einem Blick und dieser war mir schon genug. Er stieg zurück in den Zug und stieß kurze Zeit später einen Mann heraus. Dieser fiel zu Boden und winselte, wie ein verwahrloster Hund. Clintch packte ihn fest am Hals und drückte ihm seinen Revolver gegen die Schläfe. Der Mann hob zitternd die Hände, um Clintch zu zeigen das er keine Bedrohung sei, doch der Gesetzlose drückte seinen Hals nur noch fester. Ich sah wie Gustav und Karl eine Frau aus dem Zug zogen. Sie hielten ihre Hände hinter dem Rücken fest zusammen und drückten ihr ebenfalls den Lauf einer Pistole an den Kopf. Der alte Herbert lehnte sich gegen den Zug und sah dem Schauspiel ruhig zu, John trat neben ihn. Auch Albert und Frank sprangen aus dem Wagen. Beide trugen Taschen um die Schulter, in denen sich die gestohlenen Wertsachen befinden mussten. ,,Ich will Informationen und du wirst sie mir sagen, ist das klar?", Clintch's Ton war fest, ,,Ich weiß das du Kontakt mit Jack Garrett und seiner Bande hast. Du hast für sie geschmuggelt und spioniert." Schweiß rann dem Mann über die Stirn. ,,D-das ist schon v-viele Jahre her, Mister. Ich habe schon lange nichts mehr mit ihnen zu tun.", wimmerte er leise und starrte immer wieder zu seiner Frau. ,, Ich will das du mir antwortest. Ansonsten machen wir kurzen Prozess mit deiner Frau." Gustav packte sie fester. Mir zog es das Herz zusammen, als ich ihren runden Bauch bemerkte. Sie war Schwanger. ,,Clintch.", murmelte ich leise als Protest, doch er ignorierte mich. Panik stand in den Augen des Mannes geschrieben, wie auf weises Papier. Er schluckte und begann schwer zu atmen. ,,Ich will ihren Standort von dir wissen. Wo haben sie ihr Lager, was haben sie vor?", Clintch blieb kalt. Der Mann schien verzweifelt, er blinzelte schnell, sein Körper verkrampfte sich. Mein Magen drehte sich um, als der Mann stotternd begann nach Ausreden zu suchen:,, I-ich weiß es nicht, Mister. I-ich habe seit vielen Jahren kein K-kontakt mehr mit ihnen. I-ich weiß nicht.." Clintch unterbrach ihn, indem er ihm den Griff seines Revolvers fest über das Gesicht zog. Blut tropfte aus dem Mund des Mannes. ,,Meine Geduld läuft ab. Denk nach!", schrie Clintch ihm ins Gesicht. Der Mann stöhnte voll Schmerz. Nach einigen Minuten gab er schließlich das Geheimnis, außer Atem, preis:,, Im Norden! Im Norden, der Stadt... dort haben sie ihr Lager aufgebaut... Sie verfolgen euch.." Ich schloss erleichtert die Augen, als Clintch den Mann losließ. Nach Luft schnappend brach er zusammen. Doch Clintch blieb über ihm stehen, die Waffe in der Hand, und starrte auf ihn herab. Ohne weitere Zeit verstreichen zu lassen, schoss er dem Mann in den Kopf, schnell und schmerzlos. Ich zuckte zusammen. Die Frau kreischte herzzerreißend auf und brach in sich zusammen, sie weinte fürchterlich. ,,Nein!", schrie ich und stürzte vor. ,,Warum hast du das getan?!", schrie ich Clintch, vor aller Augen an, ,, Er hat dir gesagt was er weiß!" Clintch sah mich bitter an, steckte seinen Revolver fort und erwiderte kühl:,, Er hat gezögert." Und das war ein Grund ihn zu erschießen? Ich starrte ihn böse an, packte meine Pistole fester und ballte die Hand zur Faust. ,,Was wird mit ihr, Clintch?", fragte Gustav ihn und packte die Frau am Arm, um sie wieder auf die Beine zu ziehen. Clintch wandte sich von mir ab und antwortete ihm:,, Wir nehmen sie mit uns. Albert? Frank? Durchsucht den Zug, ob wir etwas übersehen haben und schaut nach weiteren Überlebenden." Clintch ging und nahm seine Leute mit sich. Ich drehte mich wutschnaubend zu ihm um, doch nur Amanda bemerkte meinen Zorn.
Während unserer Heimreise blieb die Mannschaft still. Ich trabte ganz hinten, neben Sindy hinter ihnen her.
Als ich im Lager ankam und von meinem Pferd stieg, griff Amanda nach meinem Arm. Sie sah sich um und vergewisserte sich kurz das jeder außer Hörweite war dann flüsterte sie mir zu:,, Mary, ich möchte dir nur einen weiteren, gutgemeinten Rat ans Herz legen. Sei immer auf Clintch's Seite, egal was es ist, dann wirst du leben. Wenn du etwas gegen ihn in der Hand haben willst, dann wirst du das nicht finden." Ich widersprach ihr, noch immer sprudelte Hass in meinem Innern:,, Selbst Clintch wird Feinde haben. Was ist mit diesem Jack Garrett?" Amanda packte meine Schultern, sah mir Ernst in die Augen. ,,Jack Garrett ist nur ein Rivale, aber kein Feind. Mary, die Feinde von Clintch sind Leute mit denen du nichts zu tun haben willst.", ernst versuchte sie auf mich einzureden. ,,Bitte tu nichts was du bereuen könntest." Ich atmete tief ein. ,,Ich werde nichts tun das ich bereuen könnte.", antwortete ich ihr und ging an ihr vorbei. Entschlossen ließ ich sie stehen. Ich bereue nicht, aber meine Opfer werden bereuen.

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