Das warme Licht der Öllampe erhellte den Planwagen. Draußen begann die Sonne ihren Weg hinab und der Himmel färbte sich rot. Ich hörte die Gesetzlosen leise am Feuer schwatzen, doch ich wollte mich nicht zu ihnen gesellen. Womöglich wollten sie mich nicht einmal bei sich haben, aber ich wollte bei Clintch bleiben. Ich hatte Amanda dabei geholfen seine Wunden zu versorgen. Nun lag er neben mir, eine große, warme Decke über ihn gelegt. Sein Gesicht war blass, doch sein Atem ging wieder ruhig und gleichmäßig. Ich lauschte dem leichten Rauschen der Blätter, als ich hörte wie Clintch neben mir plötzlich stark nach Luft schnappte. Er schreckte hoch, als sei er von einem bösen Traum erwacht, doch sogleich erstarrte er und stöhnte vor Schmerz, als seine Wunden sich bemerkbar machten. Ich berührte ihn sanft an der Schulter. ,,Es ist alles gut, Clintch.", beruhigte ich ihn, ,, Wir haben ein Lager am Rande des Waldes aufgeschlagen. Michah hält für die Nacht Wache. Leg dich wieder hin und ruh dich aus." Clintch hielt meinem Blick eine Zeitlang stand, er sah aus als wolle er mir widersprechen. Doch dann sah er es ein und legte sich stumm wieder nieder. Ich wandte mich zu den Holzkisten die am Rand standen und kramte ein Becher hervor. Ich spürte Clintchs Blick auf mir. Schließlich sprach er mit leiser Stimme:,, Mary, sag was geht dir im Kopf herum?" Ich füllte ein wenig Wasser in den Becher und runzelte die Stirn. ,,Wie meinst du das?", fragte ich ihn zurück, wandte mich wieder zu ihm herum und reichte ihm den Becher. Er nahm ihn entgegen, trank drei Schlücke und stellte ihn dann beiseite. ,,Du musst Fragen haben.", entgegnete er und sah mich an. Ich lachte kurz. ,,Oh ja.", gab ich mit belustigter Stimme zu, ,,Viel zu viele." Wie kam er auf dieses Thema? ,,Ich habe festgestellt..", begann Clintch, ,,das wir uns in letzter Zeit, immer weiter in Gebiete hineinbewegen, die meistens irgendetwas mit mir zu tun haben und du weißt eigentlich noch gar nichts über mich." ,,Du weißt doch auch nichts über mich.", erwiderte ich lächelnd und sah in neckend an. Er erwiderte mein Lächeln leicht und widersprach:,, Doch. Ich weiß das du Mary Tailor heißt. Ich kenne deinen Vater. Du bist mit drei Brüdern aufgewachsen und hast als Kopfgeldjägerin, mit einem Jim Cartwright zusammen, Verbrecher gejagt. Du bist in manchen Fällen unglaublich hochnäsig, aber tief in dir drin, sitzt ein ängstliches Häschen das eigentlich von nichts eine Ahnung hat." Ich verschrenkte beleidigt die Arme vor der Brust. ,,Das ist gar nicht wahr!", rief ich aus, ,,Tief in deinem Innern da hockt ein riesengroßer Lügner und ein Angeber noch dazu! Der wirklich keine Ahnung hat wie man mit einer Dame umgeht!" Clintch umfasste meine Hand und murmelte spielerisch:,,Da hast du wohl Recht, verzeih." ,,Ich vergebe dir.", entgegnete ich ihm gnädig und hielt seine große Hand fest, ,,Aber du hast auch Recht, ich kenne dich wirklich sehr wenig. Ich würde gerne mehr von dir wissen." Er lächelte sanft. ,,Es ist an der Zeit dir von mir zu erzählen. Leg dich zu mir, es wird eine lange Geschichte." Ich schlüpfte unter die große, warme Decke und kuschelte mich an den Bären. ,,Wir machen ein Deal, okay?", schlug ich vor, ,,Du erzählst mir deine Geschichte und dann erzähle ich dir meine Geschichte." Clintch nickte und stimmte zu:,, Einverstanden." Dann legte ich zufrieden meinen Kopf auf seine Schulter und lauschte seiner dunklen Stimme. Clintchs Blick wanderte zur Decke hinauf und er schien noch weiter hinaus zu führen, in eine ferne Zeit. Dann erhob er erneut die Stimme und begann seine Erzählung...
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In The West
RomanceDer wilde Westen hat Schattenecken und Lichtseiten. Doch die junge Mary Tailor scheint lediglich in die ,,Schattenecken" geraten zu sein. Denn ihr Vater hat genug von ihr und verlobt sie an den nächst besten. Doch Mary selbst geht es schrecklich mit...