23.Kapitel Unerwartete Hilfe

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Nach einigem Wandern erreichte ich das Waldstück, an dem ich von meiner Bande getrennt wurde. Vorsichtig näherte ich mich den dunklen Bäumen. Doch eh ich's mir versah, schossen blitzschnell zwei Patronen an mir vorbei und ich stürzte mich zu Boden. Ich streckte die Arme aus und zielte mit der Pistole, aber ich konnte niemanden zwischen den Bäumen erkennen. Sie verstecken sich hinter den Bäumen. Mit scharfem Auge hielt ich sie im Blick. Man konnte es mit einer Jagd vergleichen, wenn man auf der Lauer lag und auf seine Beute wartete und ich wartete geduldig. Doch plötzlich ertönten Schüsse im Innern des Waldes und meine Schläfe begann nervös zu pochen. Da schaute der eine hinter dem Baum hervor. Darauf hatte ich gewartet. Denn sofort drückte ich ab und traf den Mann. Sein Kollege zog sich in den tieferen Wald zurück. Nach einigen Sekunden wagte ich es wieder aufzustehen und betrat nun den dichten Wald, die Leiche beachtete ich nicht weiter. Zwischen den Bäumen konnte ich nicht viel erkennen. Ich sah nur einige Schatten die unaufhörlich ihren Platz wechselten und ich hörte Schüsse. Ich konnte meine Kameraden unter ihnen nicht ausmachen. Ich hielt meine Pistole bereit, doch schon bald erkannte ich, das wir nicht nur gegen einen Feind kämpften. Hier trafen drei Mächte aufeinander. Ich sah vereinzelte Körper am Boden liegen und spürte Blut auf den Wurzeln der Bäume. Ich schlich voran, doch all die Geräusche, Rufe und Schreie verwirrten meinen Geist.
Plötzlich packte mich jemand von hinten am Genick und drückte mich mit Gewalt nach unten. Er hatte eine erstaunliche Kraft und ich ließ einen erstickten Schrei los. Er drückte mir eine Waffe gegen den Kopf und flüsterte mir ins Ohr:,, Gut das du noch lebst, Göre. So bist du für mich ein guter Köder." Ich erkannte Jack Garretts Stimme. Also wurden wir einmal von seiner Bande bedroht, aber zu wem gehörten die anderen Leute? Ich schnappte nach Luft, als Jack mein Genick fester zusammendrückte. Beinahe hatte ich Angst er würde es mir noch brechen. Doch plötzlich tauchte eine andere riesige Gestalt auf und schlug seine große Faust gegen Jacks Gesicht. Dieser taumelte zur Seite, konnte sich aber nicht mehr rechtzeitig fassen und Clintch packte seinen Hals und schlug Jacks Kopf, samt Körper hart auf den Boden, dort hielt er ihn fest. Durch die Wucht, die die zwei Männer ausübten, verlor ich den Halt und fiel hinten über. Mit dem Hintern landete ich auf dem Boden, mit dem Rücken an einen Stamm und schaute den beiden Bandenanführern mit großen Augen zu. ,,Wusst ich's doch.", krächzte Jack leise, mit einem leichten Lächeln und funkelte Clintch entgegen, ,, Du kommst tatsächlich sofort angelaufen, wenn dein kleines Hündchen in Gefahr ist." Clintch verengte den Hals Jacks fester. Er hielt seinen Mund und zog ein Messer aus dem Gürtel. Er holte damit aus, doch er traf nur die braune Erde, denn Jack hatte sich zur Seite gedrückt. Er stieß Clintch von sich, schnappte sich dessen Messer und hieb auf ihn ein. Clintch, der sich nun unter Jack befand, hielt den Arm seines Gegners fest in der Luft, damit dieser bewegungsunfähig blieb. Dann stieß er ihn mit gewaltiger Kraft zur Seite. Jack landete hart auf einer Wurzel, ließ ein schmerzhaftes Geräusch von sich hören und ließ das Messer fallen. Clintch stand wieder auf. Er wandte sich nicht zu mir um, sonder packte stattdessen Jack am Kragen und schlug ihn gegen einen der Bäume. Jack stöhnte leise vor Schmerz und wand sich in seinem Griff. Da schlug er Clintch plötzlich die Faust gegen den Hals und konnte den Riesen von sich fort schlagen. Ich zuckte erschrocken zusammen, als Clintch gurgelnd rückwärts stolperte. Er schien für kurze Zeit die Orientierung verloren zu haben. Da packte Jack ihn, mit festem Griff und drehte des Blatt flink um. Nun schlug er Clintch gegen den Stamm des Baumes und drückte ihn, mit all seiner Kraft dagegen. Die beiden Männer atmeten schwer, doch nur Clintch röschelte ungesund. Jack drückte ihm die Luftröhre zu. Mein Herz schlug schneller in meiner Brust und ich hob die Pistole, um Clintch zu helfen. Doch ehe ich Abdrücken konnte trat jemand mit seinem Fuß gegen meine Hand, ich schrie auf und meine Pistole flog zur Seite. Der Mann grinste mich höhnisch an und hielt seine Waffe auf mich. Auch über Jacks Gesicht streckte sich ein breites Grinsen aus. ,,Nun sind wir wieder an diesen Punkt gelangt, an dem ich meine Rache bekommen kann.", sagte er mit leiser Stimme, ,,Leide für mich, Clintch." Und dann ging alles viel zu schnell. Plötzlich stieß Clintch Jack, mit solch einer Macht von sich, das dieser mit seinem Kollegen zusammen stieß. Die beiden Männer fielen ineinander, doch Jack hatte sich schnell wieder gefasst. Kurzzeitig begegnete ich Clintchs dunklen Blick, als er nach seinem Revolver fummelte. Doch er war zu langsam. Jack streckte seinen Arm bereits aus und der Lauf seines Revolvers richtete sich auf Clintch. Mein Herz setzte aus. Jack ließ keine Chance mehr verstreichen, er feuerte zwei Schüsse ab. Ich stöhnte, als hätten mich die tötlichen Patronen selbst getroffen. Clintch verlor den Halt und kippt nach hinten um, doch er hielt sich noch rechtzeitig an einen Baum fest, bevor er mit dem Kopf auf einen der Wurzeln aufgeschlagen wäre. Ich tastete nach meiner Waffe, als Jack sich dem keuchenden und blutenden Clintch näherte. Er beugte sich zu ihm herab und murmelte triumphierend:,, Und wie ist es nun selbst das Opfer zu sein?" Ich schrie auf und ließ mehrere Schüsse in Jacks Richtung ab, doch ich verfehlte ihn jedes Mal. Jedoch konnte ich ihn dennoch verjagen. Ich ließ die Pistole fallen und drehte mich zu Clintch um. Dieser drückte sich schwach an den Stamm, schnappte immer wieder unregelmäßig nach Luft und rutschte immer weiter Richtung Erdboden. Ich hätte niemals gedacht das dieser Bär jemals niedergestreckt werden konnte. Ich eielte auf ihn zu und kniete mich vor ihm nieder. Seine Lider waren halb geschlossen. In seinem Bauch klafften zwei große Löcher. Ich drückte ihm die Hand darauf, so wie er es stets bei mir getan hatte, doch ich glaubte das er nicht mehr viel davon mit bekam. Tränen rollten mir über die Wange, er wird doch wohl nicht sterben? Die Erinnerung an meinen Traum blitzte plötzlich unangekündigt in meinem Geiste auf. Wie der tote Körper Clintchs verkrampft am Boden lag. Ich schüttelte ihn mir aus dem Gedächtnis. Doch dennoch packte die Angst mein Herz, wie der Adler seine Beute. Mit meiner anderen Hand klopfte ich auffordernd auf Clintchs Wange. ,,Schließe nicht deine Augen.", befahl ich ihm, mit zitternder, leiser Stimme, ,,Clintch." Er hob langsam den Kopf und legte seine große Hand auf meine, die ich gegen seine Schusswunde drückte. Sein Atem rasselte und das Blut tropfte ihm aus dem Mund. Ich schluchzte, hielt ihn an seinen großen Schultern fest und versuchte seinen Blick zu erhaschen. ,,Clintch.", flüsterte ich eindringlich, ,,Bleib bei mir." Seine dunklen Augen waren glasig. Seine Lider zitterten und er stöhnte mehrmals vor Schmerz, doch er hielt meinem Blick stand. Er krümmte sich und er verlor erneut den Halt. Doch ich packte ihn, mit all meiner Kraft die ich aufbringen konnte. ,,Komm.", keuchte ich vor Anstrengung, ,,Wir müssen hier weg." Ich sah mich im dunklen Wald um. Die Banden schienen sich zurück gezogen haben, die Schüsse und die Rufe waren verstummt. Ich wagte mit Clintch den ersten Schritt, doch seine Beine gaben nach. Mit zitternden Armen konnte er sich auffangen und sein rotes Blug tropfte auf den Erdboden. Seine Lider fielen ihm zu. ,,Nein! Nein!", rief ich verzweifelt, packte ihn und zog ihn wieder nach oben, ,,Bleib hier, Clintch! Geh nicht! Sieh mich an! Sieh mich einfach die ganze Zeit an!" Doch er wiegte den Kopf zur Seite und öffnete den Mund. Ein Rinnsal Blut lief ihm herab. ,,Ich kann nicht...", keuchte er heißer. Ich packte mit beiden Händen seinen Kopf und sah ihm ernst ins Gesicht, auch wenn mir die Tränen wie ein Wasserfall aus den Augen strömten. Ich schniefte. ,,Du musst. Lass die Augen auf! Bleib bei Bewusstsein! Das Befehle ich dir!", meine Stimme wurde immer schwäche und schließlich ging sie in ein Schluchzen über. Clintch schaute mich an, als sei er high. Seine Nasenflügel zitterten, aus seiner Kehle drang ein Ton. Er wollte wieder etwas sagen, doch ich ließ ihn nicht dazu kommen. Ich zwang ihn auf die Beine. Er krümmte seinen Rücken, aber zusammen schafften wir einige Schritte. Er schien sich wirklich zusammenzureißen und sich Mühe zu geben, die Augen offen zu halten. Jedoch wusste ich nicht wo wir eigentlich hin sollten. Von unserer Bande konnte ich niemanden ausmachen, wir schienen gänzlich allein in dem Wald zu sein. Doch wir brauchten Hilfe. Clintch brauchte Hilfe. Das einzige das ich für ihn tun konnte war ihn von hier fortzuschaffen und auf die Gnade Gottes zu hoffen oder auf ein Wunder. Wir schafften es bis zum Rand des Waldes, dort blieben wir eine Zeitlang stehen und schauten auf die helle, freie Fläche vor uns. Clintch lehnte sich, schwer atmend gegen einen Baum und schaute mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Wiese. Dort stand die Bande Jacks, ihr Anführer an ihrer Spitze. Er funkelte einem Mann entgegen, der ihnen gegenüber stand. Ich war überrascht als ich feststellte das es Monroe war. Der edle Herr stand der schmutzigen Bande Jacks gelassen gegenüber. Es war ein belustigendes Bild, das sich uns bot. Die Bandenmitglieder Jacks funkelten Monroe herausfordernd entgegen. Dich dieser ließ sich nicht groß davon beeindrucken. Waren es seine Leute gewesen die in die Schießerei miteingegriffen hatten? Doch nun stand er als einziger vor der Bande. Ich wurde aus diesem Kerl einfach nicht schlau. Lange gönnte sich Clintch keine Pause, als er Monroe dort stehen sah, stolperte er voran. Ich griff nach ihm, in der Erwartung das er sich selbst nicht halten konnte, doch ließ ihn auch sogleich wieder los. Mittlerweile hatten auch unsere Kameraden zu uns gefunden und als Clintch und ich auf Jack und Monroe zugingen, versammelten sie sich hinter uns. Auch sie sahen mächtig verbeuelt aus. Gustav blutete stark am Arm und seine Kleidung war teilweise zerfetzt. Sindy humpelte und Mitch hatte ein fettes, blaues Auge davongetragen. Ich sah an Karl, das ihm das halbe Ohr fehlte und seine Nase war gebrochen. Frank hatte eine schwere Wunde im Bein. Amanda und Becky versuchten die verletzten so gut es ging aufrecht zu halten. Von John, Michah und Grace fehlte jede Spur. Ich nahm an das sie bei den Wagen sein mussten, wenn man sie wiederfinden konnte. Als Jack uns sah stieß er ein kurzes Lachen aus. ,,Ihr seht aus wie gerupfte Hühner, wem habt ihr das wohl nur zu verdanken?", rief er, mit lauter, siegreicher Stimme. Als er Clintch erblickte zog er die Waffe. ,,Das du noch lebst überrascht mich ziemlich, wenn ich ehrlich bin. Ich hatte gehofft du würdest im Wald deine letzten qualvollen Minuten verbringen. Da muss ich wohl noch etwas nachhelfen.", sprach er spielerisch beleidigt und richtete die Waffe erneut auf Clintch. Ich spannte mich an. Clintch stand gekrümmt da, hielt sich die Hand auf die Wunde und begegnete Jacks Blick ohne Worte. Doch dann wanderte sein Blick plötzlich zu Monroe und beide schauten sich an. ,,Rache ist süßer als jeder Zuckerwürfel dieser Welt.", murmelte Jack und verkrampfte seine Hand. ,,Wenn ich kurz etwas dazu einwenden darf.", erhob Monroe plötzlich die feine Stimme, ,,Dein Name ist Jack Garrett, wenn ich mich nicht irre?" Jack lockerte seinen Griff und sah zu Monroe, hielt den Lauf aber trotzdem noch auf Clintch gerichtet. ,,Der bin ich.", bestätigte Jack, mit fester Stimme, Monroes Frage. Ein kurzes Lächeln zeichnete sich auf Monroes Lippen ab und er vollführte eine elegante, symbolische Verbeugung. ,,So, dann erlaubt mir mich vorzustellen. Mein Name lautet Monroe Frederik Dan Thomas Clanton, sehr erfreut.", er hielt kurz inne und hielt dem verwirrten Blick Jacks für kurze Zeit stand, dann fuhr er fort, ,,Wenn mich nicht alles täuscht dann willst du dich an ihm rächen, richtig?" Jack zog eine Augenbraue hoch und sah sich suchend um. In der Erwartung es sei irgendein Trick. Doch als er begriff, das er seine ganze Bande hinter sich stehen hatte, fasste er sich wieder. ,,Er hat meine Familie in Ungnade gestürzt. All der Ruhm und die Ehre die wir hatten, wurden durch diese Ratte zunichte gemacht! Wegen ihm wurden wir verachtet wie die Pest!" Monroe legte gelassen seine behandschuhten Hände auf seinem Gehstock an und sah Jack ruhig an. ,,Nun, da bist du bei ihm leider an der falschen Adresse, mein Lieber.", Monroes Stimme war sanft, doch ich konnte einen spitzen Ton daraus hervor hören, ,,Dein Vater war mir ein Dorn im Auge. Du musst verstehen weshalb ich dann kurzen Prozess machte und meinen besten Mann zu ihm schickte. Jack, mein Lieber, deine Wut richtet sich gegen mich." Erstaund riss ich die Augen auf. Monroe stand ganz allein, als ein feiner Herr, vor zwei aggressiven Banden und gab, ohne mit dem Schnurrbart zu zucken, zu, das er den Vater Jacks ermorden ließ und somit die Familie ins Unglück stürzte. Jacks Blick blieb verunsichert auf Monroe haften, während dieser auf eine Reaktion von ihm wartete. Konnte man der Aussage Monroes glauben? Aber er war ein feiner Herr, wenn er log würde es seine reine Seele beschmutzen. Also richtete Jack nun die Waffe auf Monroe. ,,Du hast meinen Vater ermorden lassen...?", Jacks Stimme war leise, aber mit solch einem rachedurstigen Ton gefüllt, das es mir Angst machte. Was wird Monroe jetzt tun? Sich einfach erschießen lassen? Er stand ganz allein vor der Bande und keiner würde ihm helfen wollen. ,,Was wirst du nun tun, dreckige Laus? Du bist ganz allein.", Jack lachte kurz, ,,Es wird einfach sein dich zu töten. So habe ich an diesem Tag zwei Fliegen mit einer Klatsche getötet. Einmal den Mörder meines Vaters und unserer Ehre und einmal den der es Befohlen hat." ,,Lass mich dir einen kleinen Rat mit auf den Weg geben, oder besser zwei.", Monroes Stimme war die Ruhe selbst und ich konnte nicht anders als darüber zu Staunen, ,,Ersteinmal sollte jemand niemals glauben, das der andere schutzlos und ganz allein ist und zum zweiten, möchte ich dir sagen, das ich mir selbst ungern die Hände schmutzig mache." Kurz nachdem Monroe seinen Satz beendete, ertönte ein lauter Schuss von weiter Ferne und Jack schleuderte seine Pistole fort. Blut tropfte ihm von der Hand. Mit großen Augen starrte er in die Richtung von der der Schuss kam und dann auf Monroe. Seine Bandenmitglieder erhoben die Waffen. Doch Jack wählte eine weiße Entscheidung. Er funkelte Monroe finster entgegen, drehte sich dann um und stapfte davon. Seinen Kameraden gab er ein Zeichen ihm zu folgen.
Nachdem Jack sich umwandte, brach Clintch neben mir in sich zusammen. Er atmete schwerer und schmerzverzerrte Laute brachen aus seiner Kehle. Becky eielte zu ihm herbei. Ich berührte seine Schultern und versuchte ihm sanft zuzureden, doch vorher warf ich Monroe noch einen letzten Blick zu. Er stand immer noch so da wie vorher und blickte kalt auf Clintch herab. In diesem Moment fragte ich mich was er dachte. Doch dann wirbelte er bereits kunstvoll seinen Stock herum und wanderte gelassen den Weg zurück, von dem er offenbar gekommen war, ohne sich noch einmal umzudrehen. Schnell verscheuchte ich Monroe wieder aus meinem Kopf und konzentrierte mich stattdessen auf Clintch. ,,John wartet auf uns mit den Wagen, auf der anderen Seite des Waldes, dort können wir ihn unterbringen.", schlug Becky vor und man half dabei Clintch wieder auf die Beine zu hieven.
Nun begegneten mir die Gesetzlosen mit gleichgültigem Blick und meine Hoffnung stieg das ich wieder ein Stück ihres Vertrauens gewonnen hatte.

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