20.Kapitel Das Ende?

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Als ich am Morgen des nächsten Tages auf meinen Hengst stieg, waren die Gesetzlosen bereits wach, doch keiner kam, um sich von mir zu verabschieden. Nicht einmal Amanda. Ich gab mir Mühe mir nicht weiter ansehen zu lassen, das ich gekränkt war. Bedrückt ritt ich aus dem Lager, hinter Clintch her. Er würde mich noch ein Stück begleiten. Ich wusste nicht weshalb, vielleicht wollte er einfach nur sicherstellen, das ich mich weit genug vom Lager entferne. Will er mir etwas Wichtiges sagen, sobald wir allein sind? Oder hat er einen ganz anderen Plan? Oder will er etwa doch noch Rache? Die Gedanken huschten durch meinen Kopf, aber ich kam dennoch nicht zu einer Lösung. Währenddessen ritt mein Hengst dem Schimmel Clintchs gelassen hinterher. Stille herrschte unter uns und wir trabten über die grüne Wiese. Unterdessen wanderten meine Gedanken umher. Ich dachte an unser erstes Treffen, als Clintch mir vor die Füße fiel. Damals wusste mein Vater vom Hörensagen, das sich der gefürchtete Bandenanführer Clintch McKay in dieser Bar aufhielt. Letztendlich war es kein Zufall, das Clintch in meinen Weg geriet. Doch als er mich zu seiner Bande brachte, hatte ich den Plan meines Vaters, noch genau im Kopf, wie eingebrannt. Wer hätte gedacht, das es einmal so enden wird?
Schließlich blieb Clintch stehen. Wir waren schon so weit gelaufen, das man das Lager von hier aus nicht mehr sah. Ich hielt mein Pferd neben seinem an und stieg von dem Tier herab. Doch Clintch machte keine Anstalten es entgegen zu nehmen, wollte er das Pferd nicht wieder mitnehmen? ,,Also, hier trennen sich nun unsere Wege.", murmelte er nur und wandte sein Pferd herum, ,,Lebewohl." Und das sollte es gewesen sein? Nach all der Zeit, wünschte man sich ein bloßes ,,Lebewohl" und dann wandte man sich gegenseitig den Rücken zu? Als wäre zwischen uns nie irgendetwas passiert. Kann er das einfach so akzeptieren? Ich sah zu ihm zurück. Die dunkle massige Gestalt, auf einem perlweißen Hengst. Mein Herz begann zu jammern. Würden wir uns jeh wiedersehen? Ich spürte wie das Band das uns verband, in Spannung geriet, als Clintch sich immer weiter von mir entfernte. Meine Glieder wurden weich und eine Sehnsucht breitete sich in mir aus. Eine Sehnsucht die an meinem Herzen zog, als wollte sie es mir aus dem Leib reißen und es Clintch in die Hand legen.
,,Clintch.", entfloh es mir plötzlich aus dem Mund und ich zuckte erschrocken zusammmen. Es war nur ein Hauch von einem Ton und ich glaubte nicht das er es, aus dieser Entfernung gehört habe, doch sein Schimmel blieb stehen. Was sollte ich nun sagen? Es gab tausende Wörter die ich hätte sagen können, mit tausenden Bedeutungen. Doch mir rutschte nur ein Satz aus der Kehle, der nur eine Bedeutung trug. ,,Ich liebe dich."
Ich zog erschrocken die Luft ein, das hatte ich doch nicht wirklich gesagt? Mein Herz pumpte laut in meiner Brust und die Zeit schien still zu stehen. Was würde er nun tun? Hatte er mich überhaupt verstanden? Doch plötzlich drehte er den Kopf und sprang vom Pferd herab. Mein Herz klopfte schneller, aber aufeinmal bremste etwas meine Aufregung. War es nicht egoistisch von mir? Ich lebte die ganze Zeit über in einer Lügenblase, bis ich sie selbst zum platzen brachte und damit sein Herz brach. Wollte er überhaupt noch etwas von mir wissen? Wird er mich jetzt anschreien? Mit großen Augen starrte ich ihm entgegen. Meine Lippen formten sich bereits schon zu einer Entschuldigung, da erhob er die raue Stimme:,, Mary..", er sah mich nicht an, er starrte auf den Sattel seines Pferdes. Sein Ton war ernst und leise. Oft holte er Luft oder stieß sie aus und manchmal bewegten sich einfach seine Lippen ganz leicht, ohne das er etwas sagte. ,,Es tut mir Leid..", er stieß die Worte heraus als sei er eben erst einen Marathon gelaufen. Ich runzelte die Stirn, da wandte er sich von mir ab und setzte seinen Weg zu Fuß weiter. Mein Herz verkrampfte sich. Ich stürzte nach vorn, streckte die Hand nach ihm aus, bei einem vergeblichen Versuch ihn von Weiten zu fassen. ,,Clintch..!", schrie ich außer Atem, als mir ein plötzlicher Schmerz durch meine Taille zuckte. ,,Willst du jetzt einfach gehen? Es tut mir Leid! Bitte, lass mich nicht allein." Tränen rollten mir über das Gesicht und ich stürzte zu Boden, fing mich mit meinen Händen auf, doch blieb auf der Erde sitzen. Verzweiflung bohrte sich ein Loch in mein armes Herz. Ich warf mein Gesicht Richtung Boden, während mir die Tränen von der Nase tropften. Ich sah Clintch nicht, doch ich glaubte das er sich mir langsam näherte. Ich schluchzte. ,,Ich habe mich in dich verliebt.", wimmerte ich leise. ,,Mary.", plötzlich hörte ich seine dunkle Stimme unmittelbar in meiner Nähe und ich erstarrte, ,,Wie kann ich deinen Worten noch glauben?" Ich schüttelte mit dem Kopf und entgegnete:,, Ich weiß es nicht... Ich weiß es wirklich nicht! Es tut mir schrecklich Leid!" Plötzlich spürte ich seine große Hand, die sich sacht auf meine Schulter legte und ich sah auf. Clintch hatte sich vor mich gehockt, doch er ließ den Kopf hängen, als wäre er ihm zu schwer. ,,Ich kann dir nicht glauben, Mary. Auch wenn ich es wöllte.", sagte er leise, hob schließlich den Kopf und sah mich an, ,,Verlasse dieses Land und wir beide können vergessen..." Ich umklammerte seinen Arm. ,,Ich weiß nicht wo ich jetzt hin soll!", meine Stimme brach beinahe und mehrere Schluchzer mischten sich in den Satz mit ein, ,,Jim ist tot! Mein Vater wird mich nicht mehr sehen wollen! Clintch, ich habe doch nur noch dich!" Mein verheueltes Herz quälte sich mit all dem Gefühl das in ihm pulsierte. ,,Bitte, glaube mir...", wisperte ich verzweifelt. Ich hörte Clintch schwer seufzen. ,,Woher weiß ich das du nicht wieder versuchst mich zu manipulieren? Woher weiß ich das du nicht schauspielerst?" Ich sah zu ihm auf. Ich konnte seinen Blick nicht deuten. Es gab nur eine Möglichkeit, ihm meine Ehrlichkeit zu beweisen. Sie wirkte einfach, doch es war einer der schwersten Taten die ein Mensch wagen konnte. Ich streckte mich zu ihm nach oben, sah ihm mutig in die dunklen Augen und küsste ihn.
Ein leichter Wind durchwehte mein Haar und das feine Gras um uns herum rauschte sacht. Der Zeiger der Uhr schien still zu stehen, für endlose Jahre. Doch dann ließ er von mir ab und sein dunkler Blick schaute in meinen. Mein Herz hüpfte vor Aufregung und Freude doch gleichermaßen bemerkte ich auch ein schweres Gut, das sich in meiner Magengegend nach unten drückte. Angst.
Clintchs harter Blick wurde sanft und durch diese Sanftheit vergaß ich die Angst. Er sagte nichts weiter, unsere Blicke waren Worte genug, als er mir auf die Beine half. Liebevolle Wärme strömte durch meine Adern, als ich mich an Clintchs Arm festhielt und er mich zurück zu seinem Schimmel führte. Ich würde zurück nach Hause kommen, zurück zu den Gesetzlosen. Für eine kurze Zeit schloss ich die Augen und genoss den Moment in Clintchs Nähe zu sein. Ich wusste nicht ob meine Kameraden sich freuen würden mich wieder zu sehen, aber ich wusste das ich  mich freute. Ich hatte nun bemerkt das ich gerne zu ihnen gehörte. Doch ihr Vertrauen hatte ich gebrochen und ich musste es erst wieder zusammenflicken, selbst bei Clintch waren noch nicht alle Wunden geheilt. Denn in seinen dunklen Augen, hatte ich hinter der warmen Sanftheit, den Schimmer des Zweifels wohl bemerkt.

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