22

628 21 1
                                    

Noch immer übermüdet falle ich gegen Mittag in mein eigenes Bett, da wir gestern während der Übernachtung wirklich unerwartet lange aufgeblieben sind. Wir haben eigentlich hauptsächlich nur Filme geguckt, geredet und währenddessen uns mit Süßigkeiten aller Art vollgestopft, bis uns allen schlecht war. Chiara und Finn sind dann vor ungefähr einer halben Stunde nach Hause aufgebrochen, als ich Sophia noch geholfen habe aufzuräumen, bevor ich dann endlich auch mich auf den Heimweg gemacht habe. Ich habe zum Glück den kürzesten Weg über ein paar Seitenstraßen und die Wiese, deren Grashalme mir nun bis an den Knöcheln reichen. Joelle war nicht Zuhause, genauso wie Paddy, der heute Abend wieder kommt. Also kuschele ich mich erstmal in meine Decke und schlafe auch schon kurz darauf ein.

Ich werde von meinem Handy, das auf meinem Schreibtisch wie wild vibriert geweckt, sodass ich mich mit Mühe aufraffe und mein Bett verlasse. Auf dem Bildschirm leuchtet Sophias Name, weshalb ich schnell abnehme.

"Hallo!", begrüße ich sie mit noch kratziger Stimme.

"Hey, hast du geschlafen?"

"Ähm... vielleicht?"

"Also hast du geschlafen!"

"Ich bin nicht dran gewöhhnt so lange aufzubleiben!"

"Tja, solltest du aber werden. Du wärst gersten Abend schon fast die ganze Zeit weggepennt."

"Jaja.", brumme ich nur, während ich mich wieder zurück in mein Bett fallen lasse und mich in meiner Decke verheddere.

"Was machst'n du jetzt?"

"Weiß nicht. Paddy und Joelle sind beide nicht da und kommen erst heute Abend wieder. Eventuell Hausaufgaben."

"Also du könntest  ja deine Hausaufgaben machen, du könntest aber auch mit mir ins Cafe meiner Oma gehen. Du bist schon über zwei Wochen hier und warst noch nicht da und hast sie auch noch nicht kennengelernt."

"Na schön, das ist eine bessere Option als Hausaufgaben. Die kann ich morgen ja auch  noch machen."

"Super! Dann treffen wir uns in zehn Minuten dort?"

"Zehn Minuten? So schnell bin ich dann doch nicht. Gib mir dreißig!" rufe ich noch schnell, bevor ich auflege. Ich zeihe mir schnell wieder meine unbequeme Jeans an und kämme meine Haare, bevor ich meinen Geldbeutel einstecke und die Treppe nach unten gehe. Auf einen Zettel ritzele ich schnell eine Nachricht, falls Joelle oder Paddy nach Hause kommen und hinterlasse sie auf dem Küchentisch. Ich lasse meine Jacke im Flur hängen und höre schließlich die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Es ist tatsächlich angenehm warm, die Sonne brennt leicht auf meine Haut. Ich habe noch eine Viertelstunde, als ich vom Hof laufe und mich kurz darauf auf der Wiese befinde. Manchmal meine ich einen kleinen Trampelpfad dort erkennen zu können, wo ich sie täglich zwei Mal überquere. 

Ich stolpere über das Kopfsteinpflaster des Dorfplatzes, während ich um die Kirche herumgehe. Die Bäume werfen lange Schatten über den Platz, bis hin zum Cafe. Ein paar Tische stehen davor, in der Sonne und teilweise im Schatten. Einige sind besetzt, auf anderen Tischen steht eine Vase mit bunt leuchteten Blüten, die zum niederlassen einladen. Ich gehe durch die Tischreihen hindurch und durch die geöffnete Tür des Cafes. Es ist klein, aber gemütlich eingerichtet. Auf den Bänken stapeln sich Kissen und die Wände sind mit Bildern, welche noch teilweise schwarz-weiß sind, geschmückt. Hinter dem hohen Tresen mit einer enormen Kuchentheke, in der sich alle erdenklichen Torten befinden, steht eine kleine, alte Dame, die weißen Haare hochgesteckt und eine filigrane Brille auf der Nase. Sie unterhält sich mit Sophia, als ich langsam vor den Tresen trete.

"Da bist du ja endlich! Jessica, das ist meine Oma.", stellt sie uns einander vor. Sie reicht mir kurz die Hand und lächelt mich an. 

"Ich hab schon viel über dich gehört!", sagt sie höflich, bevor sie sich einem jungen Mann, der plötzlich neben uns aufgetaucht ist, zu, um ihn zu bedienen. 

Sophia streicht sich ihre Haare hinters Ohr, bevor sie auf die andere Seite der Theke kommt und mich hinter ihr herausführt. 

"Komm, ich zeig dir unseren Stammplatz im Sommer. Im Winter sind wir natürlich drinnen, da hinten neben dem Kamin." Sie streckt ihren Arm auf die genannte Stelle, bevor wir nach draußen auf den Platz gehen. Das Licht blendet mich zwar, aber ich folge Sophia trotzdem zu einem Tisch, der halb im Schatten steht. Sie lässt sich auf einen Stuhl in der Sonne fallen, während ich mich auf die Schattenseite zurückziehe. 

"Du musst unbedingt den Eiskaffee probieren! Das Trinken wir eigentlich meistens. Und Kuchen können wir uns dann auch noch aussuchen.", schlägt sie mir direkt vor. 



Als ich nach Hause komme stehen beide Autos wieder vor dem Hof. Joelles, alls auch Paddys. Ich gehe schnell die Stufen der Veranda herauf und schließe mir anschließend die Tür auf. 

"Ich bin Zuhause.", rufe ich, als ich meine Schuhe ausziehe, woraufhin aus dem Wohnzimmer nur ein 

"Ich auch!" von Paddy ertönt. Anstatt mich sofort in mein Zimmer zu verziehen, beschließe ich erst zu ihm zu gehen, da ich ihn seit Tagen nicht mehr gesehen habe. Er und Joelle sitzen aneinander gekuschelt auf dem Sofa und gucken Fernsehen, als ich das Wohnzimmer betrete. 

"Ich dachte schon, dass ich dich heute gar nicht mehr zu Gesicht bekomme!", begrüßt mein Vater mich, als ich mich neben ihn ins Sofa sinken lasse. Er legt umständlich einen Arm um mich. 

"Und wie war das Konzert?", frage ich interessiert.

"Wirklich gut! Ich möchte gar nicht, dass die Tour vorbei geht, auch wenn ich mich dann endlich wieder auf andere Sachen konzentrieren kann. Aber eigentlich wollte ich ncoh über was anderes mit euch beiden reden."

Joelle richtet sich etwas auf und auch ich sehe ihn erwartend an. 

"Nächstes Wochenende muss Iggi- dein Cousin-"

"Ich weiß wer Iggi ist."

"- nach München in ein Studio und ich habe Patriacia angeboten, dass sie ein, zwei Nächte hier bleiben können. Außerdem kommen Alex und Denis mit und die müssen ja nicht den ganzen Tag unnütz rumsitzen. Alos nur wenn ihr beide damit einverstanden seid."

"Ja, klar!", stimme ich sofort zu und auch Joelle nickt fröhlich.

"Na dann geh ich ihnen besser mal Bescheid sagen!", ruft Paddy, während er zwischen uns aufspringt und danach eilig verschwindet.

Bigger Life || Michael Patrick Kelly | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt