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Die Woche verbringe ich zwischen Schule, dem Cafe mit meinen Freunden oder Zuhause, wo mir unbekannte Melodien aus Paddys Arbeitszimmer dringen. An der Schule finde ich mich immer besser zurecht und komme auch mit den meisten Leuten gut klar. Im Stoff bin ich nun nicht mehr voraus, aber diese Woche kann ich mich kaum auf das Lernen konzentrieren, da ich wegen Freitag viel zu aufgeregt war. Da wir nur ein Gästezimmer haben, das sich Patricia und Denis teilen werden, liegt bereits eine große Luftmatratze auf dem Boden meines Zimmers. Nach einigen Überlegungen haben wir entschieden, dass die Jungs bei mir schlafen sollten, da wir so unabhängiger waren, falls die Erwachsenen nachts das Wohnzimmer besetzen. 

Ich freue mich schon die ganze Woche darauf Patricia und ihre Familie kennenzulernen, besonders aber Alex und Iggi. Die Grashalme streichen an meinen Knöcheln entlang, als ich die Wiese überquere. Es war ziemlich warm geworden in den letzten Tagen, sodass ich meine Jacke um meine Hüfte geschlungen habe. Ich kann bereits von Weitem Paddy auf der Veranda erkennen, der mir schon zuwinkt. Ich winke kurz zurück und beginne unmerklich etwas schneller zu laufen, während mein Vater wieder ins Haus verschwindet. 

Als ich endlich die Tür nach drinnen öffne, begrüßt mich Joelle bereits aus der Küche, sodass ich mich zu ihr geselle.

"Wie war's in der Schule?"

"Ganz okay. Wisst  ihr schon wann sie ankommen?" 

"In ungefähr drei Stunden. Wir haben beschlossen heute Abend zu grillen.", sagt sie, während sie eine große Schüssel Salat in den viel zu kleinen Kühlschrank versucht zu befördern. Ich höre ein Rumpeln aus dem Gang, sodass ich aufspringe und direkt Paddy entgegenlaufe, der versucht einen Grill aus dem Keller nach oben zu befördern. 

"Kannst du mir kurz helfen?", grinst er mir von unten entgegen und fährt sich kurz durch die Haare. Ich stelle meine Tasche auf die Treppe und helfe den Grill auf die möglichst komplizierteste Weise auf die Veranda zu bugsieren. 

Nachdem auch die Betten im Gästezimmer frisch bezogen waren, springe ich noch schnell unter die Dusche. Da ich aber vor steigender Aufregung schon ganz hibbelig bin, werde ich in Rekordzeit fertig und föhne meine Haare, bevor ich mich noch an meine Mathehausaufgabe über das Wochenende setze. Ich versuche so wenig Schulsachen wie möglich übrig zu haben, da ich die Zeit lieber mit unseren Gästen als mit der Schule verbringen möchte.

"Jessi, sie sind in ungefähr einer Viertelstunde endlich hier!", ruft Joelle nach oben, sodass ich kurzerhand mein Mathebuch zuklappe und mich langsam auf den Weg nach unten mache.

"Soll ich noch mit irgendwas helfen?", frage ich sie.

"Ja bitte. Wenn du den Stapel Geschirr dort nehmen und draußen den Tisch decken könntest?"

Ich nicke nur kurz und gehe mit den Tellern und den Besteck auf die Veranda, wo schon eine verlockende Torte wartet gegessen zu werden. Als ich fertig bin, kommt Paddy gerade über den Hof gelaufen und Joelle stellt eine Kaffeekanne neben der Torte ab.

"Gut, dass wir endlich fertig sind!", sagt Paddy, während er die Stufen hochspringt und Joelle einen kurzen Kuss gibt.

"Es kann sich nur noch um Minuten handeln!" Er verschwindet nach drinnen, wobei er die Tür hinter sich zuzieht, gerade als Joelle und ich uns auch wieder ins Haus begeben wollen. Die Tür rastet hörbar ein und da Paddy nicht auf unser Klopfen und Rufen reagiert, stehen wir anschließend ratlos davor.

"Du hast nicht zufällig deinen Hausschlüssel dabei?", wendet sich Hölle an mich, aber ich schüttele nur den Kopf.

"Nope."

"Naja, dann müssen wir halt draußen bleiben.", stellt sie fest und dreht sich dem Hof zu, auf den gerade ein Auto gefahren kommt und den Schotter etwas aufwirbelt, bevor es neben Paddys Wagen zum Stehen kommt.

"Ah, sie kommen genau richtig!", freut Joelle sich, bevor sie noch einmal versucht, Paddy aus dem Haus zu befördern, der jedoch noch immer außer Hörweite zu sein scheint. Danach geht sie die Stufen der Veranda herunter und ich folge ihr, um unsere Gäste zu begrüßen. Ich kannte sie bereits von Bildern oder Videos, aber sie persönlich kennenzulernen, bringt einen erneuten Schub von Aufregung mit sich. Joelle fällt als erstes Patricia in die Arme, bevor sie auch Denis, Alex und Iggi herzlich begrüßt.

"Es ist schön, euch endlich mal wiederzusehen!", ruft sie, was die vierköpfige Familie nur erwiedert. Ich stehe etwas abseits und betrachte das Geschehen, als Patricia mich bemerkt und beinahe angerannt kommt.

"Jessi, so schön dich endlich wieder zu sehen! Das letzte mal warst du noch winzig klein!", freut sie sich, als sie mich ohne zu zögern in ihre Arme schließt, als wäre ich schon immer ein Teil der Familie gewesen. Da ich mich natürlich kein bisschen daran erinnern konnte, grinse ich sie einfach an, während die Jungs kommen und mich ebenfalls begrüßen, wenn auch nicht ganz so herzlich, worüber ich allerdings dankbar bin, da ich Umarmungen von mehr oder weniger fremden Leuten einfach nicht abhaben kann.

Zusammen gehen wir auf die Veranda und machen es uns am Tisch gemütlich, wo ich zwischen Joelle und Patricia sitze, welche sich immernoch merklich freut, mich wiederzusehen.

"Wo habt ihr denn Paddy gelassen?", fragt sie gleich nach, nachdem sie sich mehrmals nach ihrem Bruder umgesehen hat.

"Ach, der ist ein paar Minuten bevor ihr gekommen seit nach drinnen gegangen und hat uns ausgesperrt.", erzähle ich, worauf die anderen nur lachend mit dem Kopf schütteln.

"Das passt zu ihm!"

"Was passt zu wem?"

Ich drehe mich um, wo mein Vater gespielt beleidigt hinter uns steht.

"Nichts!", rufen Patricia und ich im Chor, während er sich auf seinen Stuhl setzt.

"Warum habt ihr nicht Bescheid gesagt, dass sie da sind?", wendet er sich daraufhin an Joelle und mich.

"Haben wir doch!"

"Nein, habt ihr nicht.", entgegnet er nur trotzig.

"Wer will Kuchen?"

Bigger Life || Michael Patrick Kelly | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt