Kapitel 3 Reden ist Silber und Schreiben ist Gold
'Let me do what I want to do with you. Let me tie you down, pick you up' dringt es vielsagend aus meinen Kopfhörern und nur dumpf vernehme ich Kains Stimme, die zusätzlich in Form seines warmen Atems über meine Wange streicht. Mein Herz prallt wild gegen meinen Brustkorb und ich muss schwer dagegen ankämpfen nicht zu erstarren. Ich neige meinen Kopf zu ihm und fixiere die Bewegung seiner Lippen. Ich brauche seine Worte nicht verstehen, denn egal, was er sagt, das Erste, was ich tue ist panisch das Dokument schließen. Im gleichen Atemzug ziehe ich mir die Kopfhörer von den Ohren und mache ein vermutlich dämliches Gesicht. Ich bin so überrascht, dass ich es nicht mal schaffe, böse oder verärgert zu gucken, so wie ich es sonst mache. Das Alles zusammen bescheinigt meine Unfähigkeit für Multitasking. Es wird eh überbewertet.
„Verdammt, Kain!", presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und sehe den dunkelhaarigen Mann neben mir mit viel Mühe und Konzentration verärgert an. Kain lächelt und ich weiß nicht wieso. Er steht nur in Shorts hinter mir und sieht abwechselnd von meinem Bildschirmhintergrund, einer Mischung aus Retrolandschaft und Musikplakat, zu mir. Er stützt sich auf die Rückenlehne meines Stuhls und neigt mich damit etwas zurück. Genauso, wie es Jeff letztens getan hat. Ich spüre seine warmen Arme in meinem Nacken und eine Berührung an meiner Schulter.
„Was schreibst du da?", fragt er unschuldig und geht nicht auf meinen erschrockenen Ausruf ein. Ich denke an den letzten Absatz meines Textes. Der Geschmack seiner Lippen und den stillen Wunsch sie zu kosten. Und plötzlich denke ich an die Ingwerbonbons in Kains Hosentasche und an die Tatsache, dass er in diesem Moment keine Hose anhat. Ob er irgendwas lesen konnte? Wie lange steht er schon hinter mir? Mein Puls klettert weiter nach oben und verursacht ein dumpfes Rauschen in meinen Ohren und das stetige Echo in meiner Brust lässt mich zusätzlich erschaudern.
„Wörter", sage ich flapsig und ausweichend. Ich sehe dabei zu, wie Kains linke Augenbraue nach oben wandert, so wie sie es seltsam oft macht. Es verleiht seinem Gesicht etwas Spitzbübisches, fast Kindliches. Ob ihm das bewusst ist?
„Wow, wäre ich nie draufgekommen", gibt er trocken von sich. „Und was für Wörter benutzt du? Lustige, wissenschaftliche oder vielleicht sogar schweinische?" Er lehnt sich zu meinem Bedauern noch mehr auf die Lehne meines Stuhls und nimmt mir damit jegliche Chance für einen schnellen Abgang. Ich fühle mich, wie ein Käfer, der es allein nicht schafft sich wieder aufzurichten. Passend dazu wackele ich unruhig mit den Beinen.
„Subjekt, Objekt und Prädikat. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Manchmal würze ich auch mit Adverbien und Adjektiven. Noch Fragen?", erwidere ich lapidar und bleibe meiner Spur treu. Leider hat es keinerlei dämpfende Auswirkung auf Kains Neugier.
„Du schreibst ziemlich viel, oder? Was schreibst du Schönes? Schweinskram? Bist du einer dieser stillen Perversen, die in ihrem Kopf lauter lüsternen Fantasien haben?" Genauso einer bin ich, sagen werde ich ihm das natürlich nicht. Seine letzten Worte sind nur noch ein leises Raunen, welches mir durch Mark und Bein geht. Ein weiteres Rätsel ist, weshalb er ständig nach versautem Zeug fragt. Langweile? Ich versuche mir gerade krampfhaft einzureden, dass das, was er gelesen haben könnte, nicht allzu sexuell gewesen ist und dass er garantiert an den wenigen Sätzen nicht herausgelesen hat, über wen ich geschrieben habe. Ich bin verdammt gut darin mir Dinge einzureden. Ohne zu antworten ziehe ich den Stuhl wieder dichter an den Tisch, sodass Kain Halt verliert und sich sein Griff lockert. Er dringt zu sehr in meine Privatsphäre ein und das kann ich nicht dulden. Jeff weiß, dass er, sobald ich an meinem PC sitze und schreibe, nichts mehr in meiner Nähe zu suchen hat. Jeff respektiert meine verquere Anweisung, aber Kain weiß es natürlich nicht. Nichtsdestotrotz hat er sich nicht einfach an mich heranzuschleichen.
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Between the Lines - The wonderful world of words
Romance~Mein Name ist Robin Quinn. Gefühle sind nicht mein Ding und doch verdiene ich neben dem Studium meinen Lebensunterhalt damit, erfolgreich kitschige Liebesromane zu schreiben. Ein Widerspruch? Absolut! Doch darüber habe ich mir nie wirklich Gedanken...