Kapitel 4 Lieber drei Spatzen auf dem Dach als ein Angry Bird im Bett
Ich atme flach, während meine Augen suchend über das ruhige Gesicht des anderen Mannes wandern. Was ich suche, weiß ich nicht genau. Doch, was ich sehe lässt mich den Atem anhalten. Es ist ihm ernst. Kein Scherz. Kein Witz. Keine seiner häufigen Sticheleien. Mir kommt kein Wort über die Lippen und die Spannung zwischen uns scheint dick und schwer. Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll. Ich bin selten so sprachlos. Ein leichter Ruck und dann drückt sich die Türklinke in meinen Rücken. Die Tür öffnet sich ein paar Zentimeter. Ein leises, verwundertes Geräusch dringt durch den Schlitz und Kain macht endlich einen Schritt zurück. Ich trete an ihm vorbei zu meinem Schreibtisch bevor Jeff seinen Kopf durch die Tür stecken kann. Ohne ein weiteres Wort lasse ich mich an meinen Schreibtisch nieder, schiebe mir die Kopfhörer über die Ohren und höre dabei zu, wie mein Blut dumpf durch meine Venen rauscht. Kain bleibt neben unserem Kühlschrank stehen und setzt eines dieser unschuldigen Gesichtsausdrücke auf, während es Jeff endlich ins Zimmer schafft.
„Hey, war etwas mit der Tür? Sie ging nicht auf" Jeff sieht irritiert zum großen Schwarzhaarigen und entdeckt mich am Schreibtisch. Die seltsame Stimmung scheint von ihm unbemerkt zu bleiben. Zum Glück.
„Oh hey, du bist ja doch da. Sehr gut, ich habe dir..."
„Wieso hast du ihm unseren Türcode genannt. Er hat hier drin nichts verloren", unterbreche ich meinen Mitbewohner wütend.
„Kain hat mir geschrieben, dass du die Tür nicht aufmachst, also habe ich ihm den Code gegeben.", erklärt er schlicht und kramt in seinem Beutel rum. Er denkt, dass ich die gesamte Zeit über im Zimmer gewesen bin und Kain mutwillig ignoriere. Klingt ganz nach mir, aber diesmal ist es weit gefehlt. Und nichtsdestotrotz ist das kein Grund ihm, ohne mich vorher zu fragen, unseren Türcode zu geben. Das wird er mir büßen. Ich schiele auffällig zu Ficus Ben. In meinem Kopf formen sich Bilder, wie ich hysterisch lachend jedes Blatt einzeln vom Ast zupfe und sie wild kichernd ohne zu kauen hinunter würge. Während Jeff weinend und bettelnd vor mir sitzt. In meinen Fingerspitzen beginnt es bereits willig zu kitzeln. Ich beiße freudig erregt und immer noch deutlich sauer die Zähne zusammen. Als ich Kain kichern höre, wende ich mich um.
„Bei Robin bekommt das Spiel Angry Bird eine ganze neue Bedeutung."
„Du bist keine Hilfe, Kain." „Fick dich!", sage ich fast gleichzeitig mit Jeff. Wir sehen uns beide an und er macht mir deutlich, dass mein ausfälliger Ausruf unnötig war. Ich sehe es anders. Wie so oft.
„Oh man, klärt, dass unter euch, Jungs!" Kain hebt abwehrend seine Hände in die Luft und greift nach seiner Tasche, die ich bis eben gar nicht bemerkt habe, weil sie hinter Jeffs Papierkorb verborgen blieb. Jeff wirft den Beutel auf sein Bett. Ich bin immer noch sauer. Wie kann er Kain einfach unseren Zimmercode geben? Plötzlich spüre ich kühle Finger an meiner Wange. Kain zieht mir den Kopfhörer vom rechten Ohr und erneut merke ich, wie sein warmer Atem auf meine Haut trifft. Mein Körper reagiert verräterisch.
„Wer liegt eigentlich in deiner Fantasie oben? Du oder ich?", flüstert es vielsagend. Seine Worte sind wie ein blitzender Schauer. Heiß und verwirrend. Nichts anderes folgt. Nur ein kleines, leises Lachen. Dann spüre ich, wie das weiche Material des Kopfhörers auf meinem Ohr zurückkehrt. Kain macht sich einen Spaß daraus und das verursacht zwiespältige Gefühle in meiner Brust. Blitzschnell springe ich auf, gehe an Jeff vorbei und greife nach Kains Socken, die noch immer neben dem Bett liegen. Ich werfe sie ihm nach, treffe zu meiner Genugtuung direkt seinen Hinterkopf und wünschte sie wären ein Ziegelstein. Leider kann man nicht alles haben. Egal, denn ich würde Kain so lange mit Socken bewerfen bis er blutet. Egal, wie lange es dauert. Der Beworfene wendet sich überrascht um und blickt suchend nach dem Knäul. Als er wieder zu mir sieht lächelt er.
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Between the Lines - The wonderful world of words
Romance~Mein Name ist Robin Quinn. Gefühle sind nicht mein Ding und doch verdiene ich neben dem Studium meinen Lebensunterhalt damit, erfolgreich kitschige Liebesromane zu schreiben. Ein Widerspruch? Absolut! Doch darüber habe ich mir nie wirklich Gedanken...