Kapitel 17 Die Krux mit Stolz und Vorurteil...und Rothaarigen
Beschäftigt mit meinen rasenden Gedanken schiebe ich die Flaschen auf der Küchenanrichte hin und her. Rum. Gin. Tequila. Es ist der Braune, den ich nicht mag. Ich finde den Wodka und fülle das Glas zur Hälfte mit dem klaren Alkohol. Ich nehme einen großen Schluck, spüre, wie das Brennen in meiner Kehle beginnt und erst in meiner Brust endet. Es folgt keinerlei Befriedigung. Sina stellt sich neben mich. Ich bemerke sie erst gar nicht, da ich zu sehr damit beschäftigt bin, dieses grässliche Gefühl aus meinem Körper zu bekommen. Erst, als sie direkt neben mir steht und ihre Schulter gegen meinen Arm neigt, beachte ich sie. Zunächst blicke ich auf ihre schmalen Finger, die sich über das funierte Holz bewegen. Spielend. Fast tänzelnd. Ich sehe sie direkt an und nehme einen weiteren Schluck der beißenden Flüssigkeit.
„Und hast du Kain gefunden?", fragt sie und wendet ihren Blick von mir ab.
„Der war beschäftigt...", antworte ich knapp.
„Du wirkst zerknirscht. Kann ich dich wieder aufmuntern?" Hätten ihre Worte eine Farbe, dann wären sie rosa. Ein sehr betrunkenes Rosa. Sie lallt etwas. Ich hebe meine Augenbraue und mustere die Blondine. Auf ihren sanft glänzenden Lippen bildet sich ein verführerisches Lächeln. Sina dreht sich zur tanzenden Menge, lässt ihre blauen Iriden über die Körper der anderen wandern und wippt selbst im Takt der Musik mit.
„Sina, was willst du?" Ich kann mir nicht erklären, wo ihr plötzliches Interesse für mich herkommt. Zu dem fehlt mir gerade das Nervenkleid, um ihre Annäherungen in irgendeiner Form anzunehmen. Sie dreht sich wieder zu mir, stellt sich auf Zehenspitzen und kommt mir ein Stück entgegen.
„Das weißt du nicht?" Ihre Hand streicht über meine stoppelige Wange, weiter zu meinem Hals und bleibt dort liegen.
„Soll ich es dir zeigen?", flüstert sie mir mit rauer Stimme zu, legt mir ihre Arme vollends um den Hals und ich lasse sie für diesen Moment gewähren. Normalerweise hätte ich keine Sekunde gezögert. Sie entspricht zwar nicht meinem üblichen Beuteschema, aber sie ist willig und das hätte ich gnadenlos ausgenutzt. Heute nicht. Ich greife nach ihren Armen und schiebe sie beiseite. Unverständnis und Wut. Sie blitzen durch ihre Augen wie sekundenschnelles Gewitter.
„Autsch, das trifft mich trotz Alkohol", kommentiert sie knautschig, streicht sich durch die blonden Haare und leckt sich trotz alledem deutlich neckend über die Lippen. Sie will mich wissen lassen, dass ich etwas verpasse. Seltsamerweise interessiert es mich nicht.
„Du kommst drüber hinweg", sage ich und drehe mich wieder zur Küchenzeile, fort von der feiernden und zufriedenen Menschenmasse, die mich mehr und mehr abstößt. Die Blondine zieht sich ein Glas mit Salzstangen heran, greift sich drei und beginnt fahrig daran zu knabbern.
„Weißt du, ich frage mich, ob er dir meine Idee ausgerichtet hat", ergreift Sina erneut das Wort, vertilgt die Reste des Gebäckes.
„Wer?"
„Kain. Ich habe ihm vor ein paar Wochen einen Vorschlag gemacht." Augenblicklich denke ich an das Bild von ihm und der Blonde im Flur. Wie sie ihm etwas zu flüsterte. Sein verschmitztes Lächeln. Kains Gesichtsausdruck sprach damals für mich Bände.
„Einen Vorschlag?", hake ich nach und wende mich ihr unbewusst wieder zu. Ihre manikürten Finger streichen über den weichen Stoff meines Pullovers. Ihre Lider bleiben gesenkt, verdecken das klare Blau ihrer Augen.
„Ja! Ein Bett. Du und ich...und er..." Ihre Stimme ist nur ein leises Raunen und ihre schlanken Schultern bewegen sich rhythmisch hin und her. Bei jedem Wort. So als könnten sie dem Gesagten zusätzliche Spannung verleihen.
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Between the Lines - The wonderful world of words
Romance~Mein Name ist Robin Quinn. Gefühle sind nicht mein Ding und doch verdiene ich neben dem Studium meinen Lebensunterhalt damit, erfolgreich kitschige Liebesromane zu schreiben. Ein Widerspruch? Absolut! Doch darüber habe ich mir nie wirklich Gedanken...