Goodbye Lian-Yu

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 Leider gehören mir keinerlei Rechte an den verwendeten Personen und Orten. Ähnlichkeiten mit existierenden Personen sind rein Zufällig.

Ich kann es kaum glauben. Seit fünf Jahren lebe ich jetzt auf dieser gottverdammten Insel und plötzlich ein Boot – ein Fischerboot. Die Gefahr scheint also kalkulierbar. Die Entscheidung, die ich nun zu treffen habe, fällt mir relativ leicht. Bestärkt durch die letzten Wochen, in denen es fast permanent geregnet und ich mich mehr als einmal nach einem festen Dach über dem Kopf, Gesellschaft oder gar einer heißen Dusche gesehnt habe, beschließe ich alles auf eine Karte zu setzen. Ich lasse die Spitze des Pfeils über den harten Felsen schrappen, die Funken entzünden die brennbare Masse um den Pfeil Schaft und ich lege den Pfeil in die Sehne.

„Atme! Alles atmet! Atme! Ziele! Schieße!“ höre ich Yao Feis Stimme in meinen Gedanken und wie immer durchzuckte mich beim Klang dieser Stimme ein Stich der Reue. Ich habe weder ihn noch seine Tochter Shado retten können. Shado, die selbst dann noch an mich glaubte, als Slade mich längst aufgegeben hatte. Selbst nachdem ich nicht verhindern konnte, dass ihr Vater starb.

Mit dem nächsten Ausatmen lasse ich den Pfeil von der Sehne schnellen. Er findet sein Ziel und der schon lange präparierte Holzstapel geht in Flammen auf. Jetzt kann ich nur noch warten und hoffen, dass die Fischer sich entschließen diese verfluchte Insel anzusteuern. Und wenn sie es tun muss ich wohl beten, dass ich nicht soeben meinen letzten Fehler begangen und die nächsten Feinde nach Lian-Yu gelockt habe. Auf dem harten Felsen ausharrend, beobachtete ich das kleine Fischerboot. Es änderte tatsächlich seine Richtung und hält auf die Insel zu!

Rasch sammele ich meine wenigen Habseligkeiten zusammen. Köcher und Bogen trage ich sowieso immer am Körper und auch Shados Kapuze habe ich an. Die Kiste mit meinen anderen „Schätzen“ belasse ich zunächst im Wrack des Flugzeuges. Sollten mir die Männer auf dem Boot nicht wohlgesinnt sein, gilt es um jeden Preiß zu vermeiden, dass ihnen diese Dinge in die Hände fallen.

Als die Männer den Strand betreten, sind sie sichtlich geschockt, dass auf diesem wenig einladenden Eiland tatsächlich jemand lebt. Gefährlich wirken sie beide nicht. Es sind arme Fischer, die sich wohl verfahren haben. Vor allem sind sie allerdings meine Hoffnung von dieser Insel zu entkommen. Vorsichtig verlasse ich mein Versteck hinter den Felsen. Als der ältere der beiden Männer mich bemerkt wirkt er erschrocken. Er fragt mich wer ich sei und ich brauche einen Moment um meine Stimme wieder zu finden. In den letzten Wochen hatte ich kaum jemals ein Wort gesagt. Mit wem hätte ich auch reden sollen mit den Bäumen? Oder mit mir selbst? Beides hatte ich mich geweigert zu tun. Es war schwer genug gewesen in den fünf Jahren in dieser Hölle nicht wahnsinnig zu werden. Ich hatte Folter und schmerzhafte Verletzungen überstanden, war weit über meine eigenen Grenzen gegangen um zu überleben und hatte auch sonst mehr mitgemacht als ich jemals erwartet hätte. Trotz allem war ich nicht wahnsinnig geworden und ich weigerte mich das jetzt zu tun wo meine einzigen Feinde Einsamkeit und Kälte heißen.

„Mein Name ist Oliver Queen“, bringe ich schließlich heraus. Die ersten Worte die Shado mich auf Chinesisch gelehrt hat, ich bin so dankbar, dass sie sich bemüht hat mir die Sprache bei zu bringen, auch wenn ich wohl nicht der beste Schüler gewesen bin. „Ich bin Amerikaner und auf dieser Insel gestrandet, nachdem mein Boot gesunken ist“, erkläre ich meine Situation weiter „Können sie mich mit zum Festland nehmen?“

„Wie lange sind sie schon hier?“

„Zu lange.“

„Dann kommen sie wir nehmen sie mit, auch wenn wir nicht viel Platz auf unserem Boot haben.“

Ich bitte die Männer kurz zu warten, während ich meine letzten persönlichen Dinge hole. So schnell hatte ich den Aufstieg zum Flugzeug noch nie bewältigt und als ich mit der Kiste in der Hand wieder zum Strand hinunter laufe, glaube ich zu träumen. Ich sollte die Insel tatsächlich endgültig verlassen. Die Hölle hinter mir lassen. Endlich würde ich in der Lage sein den letzten Wunsch meines Vaters zu erfüllen. Meine Stadt zu retten.

Auf dem Boot angekommen geben mir die Fischer einen Becher heißen Tee und eine Decke. Während die Insel langsam am Horizont verschwindet, verabschiedete ich mich in Gedanken noch einmal von all den Menschen die ich dort getroffen und so oft auch lieben gelernt habe. Dieses Kapitel ist nun abgeschlossen und ob ich will oder nicht jeder von ihnen hat seinen Teil zu dem Menschen beigetragen der ich heute bin.

Die Männer versuchen immer wieder mich zum Erzählen zu bringen, aber ich kann nicht über all das Grauen sprechen, was ich erlebt hatte – noch nicht. Allerdings machen ihre Fragen mich auf ein anderes Problem aufmerksam: Wenn ich nach Hause zurückkehre, werden alle wissen wollen, was in den letzten fünf Jahren passiert ist. Sowohl meine Familie als auch meine Freunde und die Behörden werden eine Erklärung verlangen. Und ich werde sie ihnen Liefern müssen. Im Gegensatz zu den Fischern kann ich ihnen ja kaum vormachen, dass ich schon immer Wortkarg und verschlossen gewesen sein soll.

In diesen Stunden auf dem Boot werde ich mir darüber klar, dass ich, um den letzten Wunsch meines Vaters zu erfüllen und die Stadt von den Verbrechern, die sie zu Grunde richteten, zu reinigen, nicht die Wahrheit werde sagen können. Ich werde lügen müssen, damit ich mein Geheimnis wahren kann. Wenn die anderen wüssten, wo zu ich fähig bin, würden sie viel zu schnell dahinter kommen, was ich in meinen Nächten treiben werde. Sie würden mich nicht verstehen und versuchen mich von meiner Aufgabe ab zu bringen. Einer Aufgabe, die mit Sicherheit weder ungefährlich noch angenehm werden wird. Dennoch muss irgendjemand etwas tun. Und dieser jemand bin ich. 

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