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Wenige Minuten später erreicht unser Flugzeug das Gate und die Fluggastbrücke wird angedockt. Gemeinsam mit den restlichen Passagieren schieben wir uns in Richtung der Einreiseschalter. Ich bin etwas besorgt, wie das bei mir hinhauen soll, da ich im Moment ja leider keinen Pass besitze, aber Gordon hat offensichtlich alle notwendigen Papiere für mich dabei. Nachdem noch meine Fingerabdrücke genommen wurden, können wir passieren und wenden uns der Gepäckausgabe zu Dort nehme ich meinen Rucksack und die Kiste wieder in Empfang. Nachdem ich mich kurz vergewissert habe, dass das Schloss noch in Takt ist, wenden wir uns dem Ausgang zu. Ich fühle die mittlerweile schon fast vertraute Nervosität, während wir den Wartebereich für Abholer ansteuern.

Kaum kommen die großen Glasscheiben in Sicht, kann man auch schon nichts mehr sehen, weil man durch die Blitzlichter zahlloser Kameras geblendet wird. Ich dachte immer, ich hätte viele Fotographen gesehen, als ich wegen dieser Sache mit dem Polizisten vor Gericht war, aber das hier übertrifft wirklich alles. Verunsichert senke ich den Kopf und ziehe mir schließlich sogar die Kapuze meines Pullovers über den Kopf um mein Gesicht zu verbergen. Ich bin es zwar von klein auf gewöhnt viel Aufmerksamkeit zu bekommen, im Moment erschreckt es mich jedoch eher. Als ich die Tür passiere geht dann auch schon das Geschrei los.

„Mr. Queen – hier.“ „Nein hier.“ „Wie geht es ihnen?“ „Was werden sie jetzt tun?“

Die Stimmen dröhnen mir in den Ohren und ich muss geradezu gewaltsam gegen den fast übermächtigen Fluchtreflex ankämpfen. Gordon spürt wohl instinktiv, wie ich mich fühle oder er bemerkt einfach wie sehr ich mich verspanne, jedenfalls legt er mir eine Hand auf die Schulter und bahnt uns mit der anderen einen Weg durch die Menschenmassen. Eine gefühlte Ewigkeit später bleibt er stehen und ich hebe den Blick um den Grund dafür zu erkunden.

Ich sehe direkt in die Augen eines Mannes in den mittleren Jahren, der mir mit einem offenen, warmherzigen Lächeln die Hand entgegenstreckt. Hinter ihm stehen weitere Anzugträger einige offensichtlich bewaffnet. Außerdem eine freundlich lächelnde Frau mit einem wahrlich gigantischen Blumenstrauß. Gordons leise Stimme reist mich aus meiner Erstarrung.

„Der regierende Bürgermeister von Starling City, er wird ihnen bestimmt nicht vor aller Augen die Hand abreißen.“

Endliche lächele ich und nehme den mir dargebotenen Händedruck an. Er ist ruhig und fest.

„Willkommen zu Hause Mister Queen, es ist schön, dass sie wieder hier sind. Ich hoffe sie hatten eine gute Reise?“

„Danke der Nachfrage, wie man sieht, bin ich da angekommen, wo ich hinwollte und das ist es schließlich, was bei einer Reise wirklich zählt. So eine Insel mag zwar ganz romantisch klingen, aber auf Dauer ist sie nicht das Wahre.“

Mein Gegenüber scheint kurz überrascht, dass ich so locker mit meinem Aufenthalt auf der Insel umgehe. Dann gibt er sich offenbar einen Ruck und geht auf meinen Scherz ein.

„Wenn sie das sagen, wird es wohl stimmen.“

Nun tritt die Frau mit dem Blumenstrauß hinter seinem Rücken hervor.

„Auch ich möchte sie im Namen aller Mitglieder des Bürgerrates von Starling City zu Hause willkommen heißen Mister Queen.“

Mit diesen Worten drückt sie mir den überdimensionierten Strauß in die Hand. Nachdem ich mich bei ihr bedankt habe, bittet der Bürgermeister mich ihm zu folgen. Dies gestaltet sich allerdings schwieriger als erwartet, da die Reporter nicht bereit sind, mich einfach so und ohne Statement passieren zu lassen. Mit vereintem Körpereinsatz, gelingt es den Leibwächtern des Bürgermeisters und Gordon dann allerdings doch uns einen Weg zu der vor dem Gebäude wartenden Limousine zu bahnen. Wir steigen ein und uns umfängt wohltuende Stille. Immer noch angespannt streife ich die Kapuze vom Kopf um mein Blickfeld wieder auf seine maximale Größe zu erweitern. Der Wagen fährt an und ich fange den interessierten Blick des Bürgermeisters auf.

„Sie wissen, wie das weitere Vorgehen aussehen soll?“

„Wenn sie damit meinen, dass ich darüber informiert bin, dass ich nicht direkt nach Hause kann, sondern erst im Starling City General durchgecheckt werden soll, dann ja. Eine Frage hätte ich allerdings noch – weiß diese Meute da draußen darüber Bescheid?“

„Planmäßig sollten sie es nicht wissen, allerdings gibt es immer undichte Stellen wenn es um prominente Persönlichkeiten geht und es besteht immer noch die Chance, dass einige selbst auf diesen Gedanken gekommen sind.“

„Damit muss ich dann wohl leben.“

„Ja das müssen sie wohl.“

Ich betrachte noch einmal aufmerksam und interessiert, alle die mit mir in der Limousine sitzen. Dabei bewerte ich sie gewohnheitsmäßig nach ihrer potentiellen Gefährlichkeit und mir fällt auf, dass sie alle eher Angst vor mir zu haben scheinen. Insbesondere die Frau, die mir vorhin die Blumen gegeben hat hält auffällig viel Abstand. Da ich keinen Grund hierfür finden kann beschließe ich die offensive Taktik zu nutzen. Frei nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung frage ich sie ob ich ihr unbewusst irgendetwas getan hätte.

„Nein, warum?“

„Sie halten so auffällig viel abstand und scheinen zu erwarten, dass ich ihnen in den nächsten paar Sekunden an den Kragen gehe.“

Sie errötet bis unter den Haaransatz und druckst herum bis sie schließlich vom Bürgermeister aus ihrer misslichen Lage befreit wird.

„Wissen sie Mister Queen, Mister Bakers informierte uns, dass sie psychisch offenbar nicht ganz stabil seien…“

Ich lächele leicht. Es hatte mich schon gewundert, dass mich bislang niemand auf meinen Ausraster im Büro des Botschafters angesprochen hatte.

„Er hat Recht. Ich bin im Moment definitiv nicht voll belastbar, allerdings habe ich gerade 12 Stunden in einer fliegenden Blechbüchse zugebracht, ohne irgendjemandem an die Gurgel zu gehen. Ich denke nicht, dass ich sie angreifen werde. Sicherheitshalber sollten sie es aber vermeiden mich ohne Vorwarnung zu berühren, insbesondere wenn ich abgelenkt bin.“

„In Ordnung. Wir werden versuchen darauf zu achten. Aber wenn wir schon beim Thema sind – Wie geht es ihnen wirklich? Ich verstehe, wenn sie vor den ganzen Reportern nichts sagen wollten, aber so unter uns?“

„Ich bin nervös. Habe gewissermaßen Angst meine Familie wieder zu sehen, aber vor allem bin ich froh wieder hier zu sein. Zu Hause und in Sicherheit.“

„Das ist schön zu hören.“

Bevor er mich weiter mit Fragen löchern kann erreichen wir das Krankenhaus. Vor dem Eingang lungert eine gelangweilt wirkende Meute an Reporten herum, die jedoch sofort in höchste Alarmbereitschaft versetzt wird, als unsere Limousine in Sicht kommt. Ich straffe mich innerlich und bereite mich darauf vor mich wieder der Meute auszuliefern. Mein alt bewährtes „Alles ist gut, sie werden dir Nichts tun“-Mantra taucht wieder auf, hält mich allerdings nicht davon ab, mich einmal mehr extrem unwohl zu fühlen. Ich zucke zusammen, als mir jemand eine Hand aufs Knie legt, es ist Gordon, der mich entschuldigend ansieht.

„Sorry, ich wollte sie nicht erschrecken Oliver. Sind sie sicher, dass sie das schaffen?“

Ich erwidere den Blick so ruhig und entschlossen wie nur möglich.

„Ich habe nicht fünf Jahre in der Hölle überlebt, um mich von einem Haufen Idioten mit Kameras oder so ein paar Halbgöttern in Weiß davon abhalten zu lassen zu meiner Familie zurück zu kehren!“

„Gut. Wenn was ist melden sie sich… Möglichst bevor sie hier irgendwen vermöbeln, okay?“

„Klar.“

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