Kurze Zeit später halten wir vor dem Hotel. Ich hebe meine Kiste aus dem Auto und schüttele den Kopf, als Gordon anbietet sie mir abzunehmen. Gemeinsam betreten wir die Lobby. Wiedermal komme ich mir in meinen abgewetzten Klamotten so richtig fehl am Platz vor. Gordon geht zielstrebig auf den imposanten Empfangstresen zu.
„Mister Bakers hat zwei Zimmer auf die amerikanische Botschaft reservieren lassen glaube ich?“
„Ja das ist korrekt, unterschreieben sie bitte hier und hier… Ihre Zimmer sind die Nummern 503 und 504. Nehmen sie bitte den Lift auf der rechten Seite und ziehen sie ihre Schlüsselkarten durch den Kartenleser. Ihr Gepäck wurde bereits in ihre Zimmer gebracht.“
Fragend sehe ich Gordon an. Gepäck? Dieser scheint darüber nicht weiterüberrascht und geht auf den Lift zu.
„Meinen sie, sie kommen damit klar?“
„Ich habe Mister Chang vorhin nicht K.O. geschlagen. Ich denke, dass ich mit dem Lift fertig werden dürfte. Was mich viel mehr interessiert – was für Gepäck bitte schön?“
Während wir im Fahrstuhl nach oben fahren erklärt Gordon:
„Wenn wir überraschend auf Reisen gehen müssen und keine Zeit zum Packen haben, stellt die Botschaft ein so genanntes Notgepäck aus einem Schlafanzug, zwei Unterhosen, einem T-Shirt und einer Jeans zusammen. Je nach Ziel kommen dann noch Pullover, Jacken und manchmal sogar Anzüge dazu. Ich gehe mal davon aus, dass für uns zwei dieser Notpakete hierher gebracht worden sind. Allerdings fürchte ich, dass sie die Kleidergröße bei ihnen schätzen mussten. Mal sehen wie gut das Augenmaß unseres Botschafters ist.“
In diesem Moment öffnen sich die Fahrstuhltüren und entlassen uns in einen mit dunkelblauem Teppich ausgelegten Flur. Die Türen zu unseren Zimmern liegen direkt gegenüber. Ich betrete die Nr. 503 und bin einmal mehr komplett überrascht. Der Raum ist gigantisch. Er ist mit demselben Teppichboden ausgelegt wie der Flur und die Wände sind mit einem eleganten, hellen Holz vertäfelt. Die Wand, die der Tür gegenüberliegt ist vollständig verglast und lässt den Blick auf einen großen Balkon fallen. Mitten im Zimmer steht ein gigantisches Doppelbett neben dem ein kleiner Trolley steht. Ich gehe auf ihn zu, lege ihn aufs Bett und öffne ihn. Ein Schlafanzug, eine Jeans ein schwarzes, einfaches T-Shirt, Unterwäsche und einige Toilettenartikel, obenauf liegt ein einfacher weißer Briefumschlag, der mit meinem Namen beschriftet ist. Offensichtlich habe ich hier eines jeder Notfallpakete vor mir von denen Gordon gesprochen hatte. Ich öffne den Briefumschlag und halte einen Brief sowie einige Geldscheine in der Hand.
„Sehr geehrter Mister Queen,
da ich leider vergessen habe mich nach ihrer Kleidergröße zu erkundigen, musste ich mich bei der Auswahl auf mein Augenmaß verlassen. Ich hoffe die Kleidung passt ihnen einigermaßen. Von dem Geld können sie sich morgen eine eigene Grundausstattung nach ihrem Geschmack kaufen. Es wäre schön wenn sie sich morgen gegen 13:00 in meinem Büro einfinden könnten. Wir können dann gemeinsam zu Mittag essen und unser weiteres Vorgehen besprechen.
Mit freundlichen Grüßen,
Alexander Bakers, Botschafter der Vereinigten Staaten in China.
Nach dem ich mit lesen fertig bin steige ich unter die Dusche. Das heiße prasselnde Wasser erinnert mich einmal mehr daran, dass ich auf der Insel vor allem die kleinen Dinge vermisst habe. Eine heiße Dusche ein gekochtes Essen, hinter dem man nicht erst eine halbe stundelang hergelaufen ist, Kleinigkeiten eben, die man in der normalen Welt für selbstverständlich hält. Ich bin kaum mit Duschen fertig, da klopft es auch schon an der Tür.
„Moment bitte!“
Rasch schlüpfe ich in die Klamotten, die der Botschafter mir hat schicken lassen. Die Jeans passen gut, während das T-Shirt doch ziemlich eng ist. Vorsichtig öffne ich die Tür zunächst einen Spalt breit und linse hinaus, als ich Gordon im Gang erkenne, lasse ich sie allerdings ganz aufschwingen.
„Kommen sie rein.“
„ Danke. Ich wollte mich nur erkundigen, ob beziehungsweise wann wir noch etwas essen wollen. Und ob sie es vorziehen würden in ihrem Zimmer oder im Restaurant zu essen.“
„Ich glaube ich ziehe es vor gar nichts mehr zu essen und einfach zu schlafen. Aber sie können sich natürlich gerne noch was holen.“
„Aber sie müssen doch Hunger haben! Ich meine sie haben kein Geld, also zumindest nicht hier, somit konnten sie sich wohl schlecht etwas zu essen kaufen, bevor sie zur Botschaft gekommen sind und seitdem war ich permanent bei ihnen. Sie haben sage und schreibe einen ganzen Keks gegessen, während sie sich mit dem Botschafter unterhalten haben. Erzählen sie mir jetzt bitte nicht, dass sie keinen Hunger hätten.“
Ich schmunzele über Gordons entrüsteten Tonfall.
„Ich habe tatsächlich keinen Hunger. Da ich auf der Insel immer wieder unfreiwilligen Fastenkuren ausgesetzt war, habe ich mich daran gewöhnt mit wenig Nahrung auszukommen.“
„Gesund ist das trotzdem nicht! Und der Botschafter killt mich, wenn ich zulasse, dass es ihnen an irgendetwas mangelt. Bitte tun sie mir den Gefallen und essen sie etwas Oliver. Und wenn es nur ein gottverdammtes Sandwich ist.“
Noch einmal betrachte ich Gordon. Er wirkt aufrichtig beunruhigt über meinen fehlenden Appetit. Schließlich lenke ich ein.
„Wenn mich nicht alles täuscht habe ich auf der Herfahrt einen McDonalds oder so was in der Art gesehen. Da gibt es schnell was zu essen und wir haben so die Chance, dass ich auch noch wach bin, wenn wir mit essen fertig sind.“
„Auch gut, ich hatte zwar auf einen fünf Sterne Mahlzeit gehofft, aber McDonalds klingt zumindest nicht wirklich schlecht.“
Erst jetzt scheint ihm aufzufallen, dass ich andere Kleidung trage als den restlichen Tag.
„Aha, hatte ich also recht mit meiner Vermutung, dass man ihnen auf gut Glück ein Kleiderpaket hat zukommen lassen. Scheint ja alles einigermaßen zu passen.“
Ich nicke.
„Es geht. Die Jeans sitzen gut, aber das T-Shirt dürfte wirklich nicht enger sein.“
„Mhm, sie haben übrigens noch Falten in ihrer Wurstpelle.“
„Wurstpelle?“
„Im T-Shirt.“
„Ach so. Sagen sie das doch gleich. Wo denn?“
Ich versuche das bereits absolut straff sitzende T-Shirt mit den Händen zu glätten, finde aber partout keine Falten.
„Da, auf ihrem Rücken! Darf ich mal? Dann streiche ich sie ihnen eben kurz glatt.“
Ich spüre, wie Gordons Hand von meinen Schulterblättern aus nach unten gleitet, bis sie an einem Wiederstand hängen bleibt. Instinktiv mache ich ein Hohlkreuz und entziehe mich so der Berührung.
„Was ist das?“
„Was ist was?“
„Das woran ich gerade hängen geblieben bin! Ich dachte ja das wäre eine Falte im Stoff, aber offensichtlich ist das Ding fest mit ihnen verwachsen!“
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Coming Home
FanfictionDie erste Folge der ersten Staffel Arrow beginnt mit Olivers Rettung von der Insel. Die nächste Scene ist die, in der seine Mutter ihn aus dem Krankenhaus abholt. Aber was passiert dazwischen? Ich habe mir da so meine Gedanken gemacht und einfach ma...