Auf amerikanischem Boden

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Aus der Eingangstür tritt ein Mann mit leicht schütterem Haar und einem Anzug. Er interessiert mich in diesem Moment jedoch herzlich wenig. Stad dessen konzentrieren sich alle meine Sinne auf seine Begleiter: Zwei Mann mit automatischen Waffen und Sonnenbrille. Genau der Typ Mensch, den ich in den letzten Jahren fürchten und meiden gelernt habe. Erst als der Anzugträger zu sprechen beginnt, widme ich ihm wider einen Bruchteil meiner Aufmerksamkeit.

„Danke, dass sie Mister Queen her geführt haben wir übernehmen ihn jetzt. Richten sie Botschafter Koslow doch bitte meinen Dank und herzliche Grüße aus.“

Nachdem die Russen gegangen sind wendet er sich mir zu.

„Ich bin Steven Bakers. Botschafter der United States of Amerika in China. Und sie sind wohl der Schiffbrüchige Mister Queen. Kommen sie doch herein, dann können wir uns entspannter unterhalten.“

Mit diesen Worten dreht er sich um und geht in das Gebäude. Zögerlich folge ich ihm. Alles in mir sträubt sich dagegen einfach so in ein Gebäude zu gehen, ohne zu wissen, was mich darin erwartet. Dass ich zwischen zwei Männern mit Maschinengewehren eingekeilt bin, macht es auch nicht unbedingt besser. Wir passieren mehrere geschlossene Türen, bis wir schließlich einige Fahrstühle erreichen. Kaum sind wir eingestiegen, merke ich wie die Panik mich zu überwältigen droht. Der enge Raum, die Männer mit den Waffen, die ungewisse Situation…

Um wieder ein wenig zur Ruhe zu kommen drehe ich mich mit dem Rücken zur Wand und trete so dicht an den Spiegel heran, dass sich zumindest niemand mehr in meinen Rücken stellen kann. Trotzdem fühle ich, wie die Anspannung meine Muskeln und mein Denken lähmt. Mein Atem beschleunigt sich und meine Augen suchen hektisch nach einem Fluchtweg. Alles in mir bereitet sich auf einen Kampf vor. In einer unbedachten Bewegung berührt mein linker Ellenbogen den Spiegel durch das leise Geräusch erschreckt fahre ich zusammen, lasse meine Kiste fallen und fahre in Richtung der scheinbaren Gefahr herum.

Die Arme zu einer Abwehr oder Schutzbewegung erhoben blicke ich plötzlich in die Augen des Botschafters. Dieser sieht mich an, als hätte er einen Geist erblickt. Schließlich hebt er ganz langsam seine rechte Hand und umfasst mein linkes Handgelenk. Obwohl ich genug Zeit hatte die Berührung kommen zu sehen zucke ich zurück und stolpere rückwärts in einen der Maschinengewehrtypen hinein. Erneut wirbele ich herum und versuche einen Ausweg aus der Situation zu finden. Zeitgleich haben wir unser Zielstock werk erreicht, die Türen des Aufzugs öffnen sich mit einem leisen „Pling“ und ich stürme in ein geradezu gigantisches Büro mit Panoramafenster, einem Schreibtisch sowie einer Sofaecke. Ein rascher rundum Blick zeigt mir, dass sich mir keine Fluchtmöglichkeit bietet. Auch die augenscheinliche Suche nach verwertbaren Waffen bleibt ergebnislos. Schließlich ziehe ich mich in eine der Ecken zurück. Zwei Wände im Rücken sind erfahrungsgemäß eine gute Grundposition um sich zu wehren.

Der Botschafter steht immer noch völlig konsterniert im Fahrstuhl und scheint die Welt nicht mehr zu verstehen. Als er auf mich zu gehen will schiebt sich einer der Maschinengewehrtypen dazwischen.

„Einen Moment Sir wir sollten sicher gehen, dass dieser Herr dort keine Gefahr für sie darstellt!“

„Auf mich wirkt er nicht wie ein Attentäter, ich habe eher den Eindruck, dass er Angst hat, dass wir ihm etwas tun.“

Der Blick des Botschafters wirkt mitleidig. Dennoch wage ich es nicht mich zu entspannen. Es könnte sein, dass das alles ein geschicktes Ablenkungsmanöver ist, um mich, wenn ich Zutrauen gefasst habe, von hinten anzugreifen. Die Männer mit den Maschinengewehren betrachten mich mit einem konzentriert, abschätzenden Ausdruck in den Augen schließlich lässt einer von ihnen seine Waffe sinken.

„Sir, ich muss sie kurz auf versteckte Waffen abtasten, danach können sie mit dem Botschafter sprechen. Mein Kollege wird sie dabei im Auge behalten und sie im Falle eines Angriffes auf einen von uns erschießen.“

Er kommt langsam auf mich zu. Während sein Kollege die Waffe auf mich richtet. Ich hebe die Hände und ergebe mich in mein Schicksal. Ich werde zulassen müssen, dass der Typ mich absucht oder ich werde erschossen. Langsam und tief Atme ich ein und aus um meine Angst unter Kontrolle zu bringen. Bilder von Laurel tauchen vor meinen Augen auf. Ihr zu liebe muss ich nach Hause zurückkehren. Ich muss ihr sagen, dass ich die Schuld an Saras Tod trage, muss ihr sagen, dass sie mich und auf keinen Fall ihre Schwester beschuldigen muss. Für sie muss ich diesen Moment überstehen.

Die Hände des Mannes fahren mit geübten Bewegungen über meinen Körper. Die Berührungen lassen mich immer wieder zurückzucken so sehr ich auch versuche mich zu beherrschen. Schließlich dreht er sich zu seinem Kollegen um.

„Er ist sauber, also zumindest im Sinne der Tatsache, dass er unbewaffnet ist.“

„Okay.“

Der Mann sieht den Botschafter an.

„Zumindest einer von uns sollte während des Gespräches dennoch anwesend sein, um einem Angriff auf sie in jedem Fall zuvor zu kommen.“

Der Botschafter nickt.

„In Ordnung.“

Dann wendet er sich direkt an mich.

„Mister Queen, ich weiß nicht wo vor sie Angst haben. Allerdings muss ich ihnen einige Fragen stellen um sicher zu gehen, dass sie wirklich der sind für den sie sich ausgeben. Wenn wir ihre Identität zweifelsfrei geklärt haben werde ich selbstverständlich alles tun, damit sie möglichst schnell zu ihrer Familie zurückkehren können. Es wäre denke ich für uns beide etwas gemütlicher, wenn sie sich aus dieser Ecke heraus bewegen könnten, und sich mit mir auf dem Sofa niederließen.“

Auch wenn seine Wortwahl freundlich bleibt, macht die Miene des Botschafters deutlich, dass er keinen Wiederspruch duldet und ich mich jetzt zu diesem Sofa zu begeben habe. Vorsichtig und jeder Zeit auf einen Angriff gefasst, komme ich der Aufforderung nach. Schließlich setze ich mich vorsichtig auf die vorderste Kante der Couch. Auf einem kleinen Tisch stehen zwei Teller mit Keksen, mehrere Gläser so wie Wasser und verschiedene Obstsäfte. Mit einer Handbewegung fordert der Mann mich auf mich zu bedienen. Er selbst schenkt sich ein Glas Wasser ein und nimmt sich einen Keks. Er wirkt entspannt und ruhig. Vielleicht will er mir ja wirklich nichts Böses und ich kann ihm vertrauen. Vorsichtig nehme ich mir ebenfalls ein Glas. Meine Hand zittert, als ich mir etwas Wasser eingieße. Nach dem ersten Schluck merke ich, dass ich den ganzen Tag fast nichts gegessen und getrunken habe. Von der Insel bin ich solche unfreiwilligen Fastenkuren schon gewöhnt, dennoch tut es gut etwas zu trinken.

Nach einigen Momenten angespannten Schweigens ergreift mein Gegenüber das Wort.

„Also Mister Queen, mein Kollege rief mich vorhin an um mir mitzuteilen, dass vor seiner Botschaft ein junger Mann stünde, der behauptete Oliver Queen zu heißen und Amerikaner zu sein. Sein fürchterliches Aussehen schob dieser Mann auf die Tatsache, dass er schiffbrüchig auf einer unbelebten Insel gewesen sei, von der man ihn erst vor kurzem gerettet habe. Mister Koslow war der Meinung, dass es sich dabei nur um einen dummen Scherz handeln könne, wollte sich jedoch erst einmal vergewissern ob ich das genauso sähe. Zum Glück für sie komme ich aus Starling City und habe die Tragödie um das Verschwinden der Queen’s Gambit in den Nachrichten verfolgt. Deswegen sagte mir der Name Oliver Queen im Zusammenhang mit Schiffbruch auch etwas und ich bat darum sie her zu bringen, um den Wahrheitsgehalt ihrer Geschichte überprüfen zu können.“

Ich bin ziemlich erleichtert, dass der Botschafter offensichtlich bereit ist mich zumindest anzuhören und nicht sofort beschlossen hat, dass meine Geschichte nur ein dummer Scherz ist. Dennoch kann ich ihm wohl kaum Stichhaltige Beweise für die Version der Geschehnisse vorlegen, die ich Preis zu geben bereit bin.

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