Stumme Stimmen

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Das Zwitschern der Vögel kam Changkyun heut besonders laut vor, waren sie heute glücklicher als sonst?
Das Knacksen einige Bänke, immer wenn Jemand sich daraufsetzte; die vorbeilaufenden Menschen.
Es waren unendlich viele Geräusche, die hier in diesem Park wohnten.
Und doch schien es so verlassen hier, als würde er kaum besucht werden.
Als wären Changkyun und Kihyun völlig alleine hier.

Denn so kam es dem 22-Jährigen vor, der zusammen mit besagtem Jungen auf einer dieser Bänke saß. Schon seit mindestens einer Stunde saßen die beiden hier, einer der beiden sprach und der andere folgte seiner Erzählung.
Es war ruhig, angenehm als würden die beiden Jugendlichen tagelang nichts anderes machen als das.
Ab und zu lachten sie zusammen, genossen die Anwesenheit des jeweils anderen und wünschten sich beide, dass dieser Moment nie endete.
,,Also", begann Changkyun nachdenklich, legte seinen Daumen ans Kinn und blickte ihn den strahlend hellen Himmel, ohne jegliche Wolke.
,,Wie stellst du dir eigentlich meine Stimme vor, dunkel oder hell?"
Diese Frage war in Changkyuns Augen so unglaublich normal, doch Kihyun sah ihn nur fragend an. Dann hob er sein Handy von dem Holz der Bank auf und tippte.

>Ich kenne den Unterschied nicht<

,,Oh", stammelte Changkyun peinlich berührt, kratzte sich an der Schläfe während seine Ohren ein dunkles rot annahmen ,,stimmt."
Ein liebevolles Lächeln entdeckte er auf Kihyuns Lippen, es war ziemlich ansteckend. ,,Hell ist eher so piepsig wie eine Frau", erklärte der Student, ahmte die Stimme einer Dame nach ,,..und dunkel ist männlich wie ein gestandener, muskulöser Mann."
Die Nachahmung des Jüngeren, und dass er bei dem Wort Mann ein düsteres Gesicht gemacht hatte, ließ Kihyun kichern. Er liebte das verspielte Wesen  seines Gegenübers.
Dann hielt der Ältere inne, zeigte mit dem Zeigefinger auf die Brust des 22-Jährigen, anschließend bewegte er seine Lippen passend zu den Zeichen, denn er hob beide Hände wie ein muskulöser Mann, lächelte leicht.
,,Das heißt männlich, oder?‘‘, fragte Changkyun dennoch etwas unsicher nach und Kihyun nickte eifrig. Das stolze Lächeln konnte gar nicht von seinem Gesicht gewischt werden, so sehr fühlte er den Drang grinsen zu müssen.

Beide strahlten sich an, als hätte Kihyun was unglaublich witziges getan. Als sich die beiden wieder eingekriegt hatten, nur noch schweigend nebeneinander auf dieser Parkbank saßen, kramte Kihyun in seiner Hosentasche nach seinem Handy, holte dabei unwillentlich seine Kopfhörer heraus. Sofort blitzten Changkyuns Augen interessiert und er fragte:,,Warum hast du die eigentlich ständig dabei?‘‘
Kurz war es still zwischen den beiden, dann zückte Kihyun wieder seine Antwortmöglichkeit aus der Jeans und begann zu tippen.
Noch immer war dies die einzige Möglichkeit, dem Dunkelhaarigen zu antworten solange dieser noch nicht die Gebärdensprache beherrschte.
Etwas grimmig sah Changkyun dem Älteren also zu, hoffte sich bald anders kommunizieren zu können.

>Meine Schwester hat sie mir vor Jahren mal geschenkt, damit mich die Leute nicht ansprechen<

Als der 22-Jährige dies las, hielt er kurz inne und überlegte einige Sekunden. Wahrscheinlich half es wirklich, in der Öffentlichkeit Kopfhörer in den Ohren zu tragen um von irgendwelchen Fremden nicht gestört zu werden. Erst recht war es eine gute Möglichkeit zu verhindern, dass Kihyun erklären musste wieso er denn nicht einfach antworten konnte.
,,Und‘‘, begann der Jüngere dann, sah ihn interessiert an ,,hat es funktioniert?‘‘
Kihyun grinste sofort, blickte dann etwas schüchtern auf das Mobilgerät in seinen Händen.
>Bei dir nicht<

Changkyun musste kichern, diese Antwort hatte er sich nun wirklich nicht erwartet. Doch Kihyun hatte recht, der Bibliotheksarbeiter hatte ihn wahrhaftig trotzdem angesprochen. Eher hatte er ihn genau deshalb angesprochen, wegen der Kopfhörer.
,,Dann steht deine Schwester wohl voll hinter dir‘‘, erkannte der junge Student, ein leichtes Lächeln auf den schmalen Lippen. Kihyun nickte, sein hellbraunes Haar schwung dabei mit und kam federleicht auf seiner Stirn wieder zur Ruhe.
>Meine ganze Familie unterstützt mich, dafür bin ich sehr dankbar<

Changkyun war froh, das von Kihyun zu lesen, er war froh dass er unterstützt wurde aber dennoch breitete sich ein mulmiges Gefühl in seiner Magengegend aus. Er war betrübt, darüber dass es bei ihm selbst nicht so war. Aber er wollte nicht egoistisch sein, seine Freude galt dem Gehörlosen vor sich und er wollte sie nicht durch sein eigenes Trübsal vermiesen.
Kihyun jedoch bemerkte sofort den veränderten Ausdruck in dem Gesicht des niedlichen Bibliotheksangestellten, er sah ihn fragend an, wollte wissen warum er bei diesem Thema so reagierte.
,,Ich wünschte bloß‘‘, fing Changkyun dann nach einigen Schweigeminuten an ,,dass meine Eltern mich auch in dem unterstützen würden, was ich tue.‘‘

Augenblicklich war Kihyun besorgt, seinen Kopf legte er fragend schief und auch seine Mundwinkel zuckten kläglich. Er wollte seinem Gegenüber zeigen, dass er ihm bei stand, dass er ihm bei solchen Themen gerne helfen würde.
,,Das ist auch einer der Gründe, warum ich mit Hyungwon zusammen wohne‘‘, erklärte er weiter, bemerkte wie seine eigene Stimme immer leiser wurde. Doch sein Gegenüber, der mit konzentriertem Blick zwischen seinen rosa Lippen und den dunklen Rehaugen wechselte, schien ihn zu verstehen.
Changkyun fühlte sich, als würde man ihm beistehen, er fühlte sich wohl wenn er es Jemandem erzählen konnte. Bis jetzt wusste nämlich nur Hyungwon davon.
,,Meine Mutter war immer ziemlich gegen meine Musik. Ich hab schon früh angefangen auf Instrumenten zu spielen, was ihr nicht wirklich gepasst hat‘‘, der Jugendliche holte tief Luft die Erinnerung an diese Zeit war ihm nicht geheuer. ,, Eines Tages hat sie meine Gitarre aus dem Fenster geschmissen.‘‘
Kihyun schreckte einige Zentimeter zurück bei dieser Aussage, er war geschockt über diese Erzählung. Geschockt über das Verhalten von Changkyuns Mutter.
Er konnte nicht verstehen, wie eine Mutter die Leidenschaft ihres Sohnes nicht akzeptieren konnte.
Er wusste, wie viel die Musik dem Jüngeren bedeutete und umso mehr begriff er wie schlecht sich Changkyun in dieser Situation gefühlt haben musste. Für ihn war diese Verhaltensweise unerklärlich, gar grausam.
,,Ich hab die Angewohnheit in der Nacht an Melodien zu arbeiten‘‘, gab der Musiker zu, lächelte etwas peinlich berührt ,,ihr passte das wohl gar nicht.‘‘
Kihyun versuchte ein sanftes Lächeln zu zeigen, dabei war er einfach nur sauer auf die Mutter seines Kumpels.
Doch alles was er tun konnte, um sein Mitgefühl zu zeigen, war das sanfte Streicheln an Changkyuns Schulter. Er hatte sich noch nicht dazu bereit gefühlt, dem Jüngeren, den er eigentlich zu mögen begann, in den Arm zu nehmen. Kihyun war kein Mensch, der Körperlichkeiten austauschte, allein die Umarmungen mit Jooheon fielen ihm schwer.
Er fühlte sich verwundbar, wann immer er die Arme um Jemanden legte, sich darauf einließ nicht zu sehen, was hinter seinem Rücken passierte.

Changkyun reichte dieses Streicheln schon, er lächelte dankend und spürte allmählich schon das leichte Kribbeln auf der Stelle, die der schweigsame Jugendliche berührt hatte.  Sein Körper wurde warm, die negativen Gedanken wie verflogen.
Wäre da bloß nicht sein vibrierendes Smartphone gewesen, das die beiden aus der Situation riss. Sofort, mit etwas Wehmut, blickte Changkyun auf die Nachricht von Hyungwon.
Wie ein Blitz schoss es ihm ins Gedächtnis, dass er doch bald auf ein Fußballspiel mitgeschleift werden musste. Das Versprechen hatte sein bester Freund natürlich nicht vergessen und erinnerte ihn daher gerne noch einmal daran.
Ein lautes Seufzen entwischte Changykuns Mund und das kleine Schmollen konnte er sich kaum verkneifen. ,,Ich habe dieses blöde Spiel wieder völlig verdrängt.‘‘
Kihyun nahm seine Hand wieder von der Schulter des Studenten, sah ihn dabei abwartend an, natürlich erwartete er eine Erklärung zu Changkyuns Unbehagen.
,,Ach‘‘, fing er an ,,nur so ein Fußballspiel auf das mich Hyungwon mitschleppt.‘‘
Er hielt inne, überlegte einige Sekunden als sein Gesicht plötzlich zu strahlen begann. Kihyun ahnte schon, was nun kommen konnte.
,,Du hast nicht zufällig Lust mit mental beizustehen?‘‘

Die Augen des Braunhaarigen strahlten mit den perfekten Zähnen um die Wette, ein schöner Anblick in Changkyuns Augen der völlig hin und weg davon war. Kihyun nickte freudig und der 22-Jährige Fußballverabscheuer konnte sein Glück kaum fassen.

Everybody talks | Changki (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt