❄️ 4. Dezember ❄️

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Nach einem relativ anstrengenden Montagmorgen bin ich nicht wirklich gesinnt, den Abend auf einer Eislaufbahn herumzustraucheln. Im Schulflur laufe ich ein paar Mal Gabriel über den Weg, der mich anlächelt, als würde er mich wirklich mögen, was mich ehrlich freut. Mit Nico betreibe ich normale Konversation und denke immer häufiger darüber nach, was Gabriel gesagt hat: Dass ich meine Gefühle nicht auf jemanden verschwenden soll, der nicht das gleiche für mich empfindet. Jedoch frage ich mich langsam ehrlich, ob es überhaupt jemanden gibt, der für mich etwas empfindet. Ich bin immerhin siebzehn und habe eine Beziehung hinter mir, die ich mit vierzehn hatte. Sie ging zwar fast neun Monate und war wirklich schön, danach folgte aber die Trennung, weil ich nicht wusste, wie ich für ihn empfand. Im Nachhinein könnte ich es bereuen, vielleicht, weil ich es nicht so schnell hätte abbrechen dürfen. Aber man kann Gefühle auch nicht erzwingen. Klar folgten danach ein paar Schwärmereien, die meistens im Sand verliefen. Außer ein paar Versuchsküssen kann ich nichts anderes mehr vorweisen. Zu gerne würde ich eine richtige Liebesgeschichte mit echten Gefühlen erleben. Sind meine Ansprüche vielleicht zu hoch? Wünsche ich mir zu viel Romantik, wie sie nur in Büchern vorkommt?

Ich träume so vor mich hin, dass ich kaum bemerke, wie Jakob und Gabriel mich etwas befremdet mustern, weil ich fast in eine Litfaßsäule hineingelaufen wäre.

„Alles klar bei dir?" , fragt Jakob irritiert und ich nicke schnell. Er nickt und wir gehen in Richtung der Buslinie, die uns zur Eislaufbahn fährt. Gabriel tipp mich an.

„Thinking about Nico?"

„Sag das doch noch lauter" , murre ich, „Und nein, natürlich nicht. Ich hab alles im Griff."

„Klar" , grinst mich Gabriel durch seine braunen Haare an, die ihm in die Stirn fallen.

Ich rolle mit den Augen, worauf er und Jakob einen Blick tauschen.

„Wisst ihr eigentlich wie nervig es ist, dass ihr über mein leben Bescheid wisst? Eigentlich dürftet ihr nichts davon wissen, es ist nämlich echt nervig!" , flüstere ich genervt.

Auf der Eislaufbahn stellt sich heraus, dass Gabriel verdammt gut eislaufen kann. Während ich ein wenig aus der Übung bin, dreht er locker flockig seine Runden. Meine Eltern ebenso, natürlich händchenhaltend wie in einem Liebesfilm. Dabei denke ich fast wieder daran, mit Nico über die Bahn zu schweben, händchenhaltend... Plötzlich pralle ich mit voller Wucht gegen jemanden. War ja klar, dass es Gabriel ist. Schnell greift er nach meinem Arm, bevor ich unsanft Kontakt mit dem Eis machen kann. „Sorry" , sage ich schnell und wünschte, der Boden würde unter mir aufgehen. Gabriel mustert mich besorgt.

„Do you want me to show you how to do ice skating?"

Ich schüttele den Kopf. „Ich gehe besser mal raus."

Als ich auf schnellstem Weg in Richtung Ausgang stolpere, höre ich, wie er mir folgt. Na, wenn er unbedingt den zweiten großen Bruder spielen will... Wir setzen uns auf die Stufen vor der Tribüne und er starrt auf seine Hände, die in Handschuhen stecken, auf denen der Big Ben abgebildet ist. „Vermisst du deine Familie?" , frage ich, um von mir abzulenken.

„Sure" , sagt er ernst. „Aber ich wollte schon immer nach Deutschland."

„Wieso?"

„Brezeln, Bier, Essen", grinst er mich an und ich lache. „So ein Klischee!"

„Mag ja sein", lacht er, „Whats your opinion about England?"

„Corgis, Yorkshire Pudding, Scones, Tee, Harry Potter."

Er lacht lautlos und seine braunen Augen funkeln. Dabei sieht er wirklich richtig attraktiv aus, stelle ich fest. Doch anstatt wegzusehen, mustere ich ihn weiter. Er bemerkt es und hält meinem Blick amüsiert Stand. „Du siehst ein bisschen aus wie eine Version von Harry Potter" , necke ich ihn und er prustet auf, dann betrachtet er mich schon wieder. „Und du siehst aus wie eine englische Schauspielerin. Wir in England sind total fancy about her. English boys would love to date you, I promise", sagt er und ich verkneife mir ein glückliches Lächeln. Schnell sehe ich wieder weg auf die Eislaufbahn, wo mein Bruder ebenfalls ziemlich easy Bahnen dreht, als würde er nie etwas anderes machen. „Try it again?", Gabriel hält mir die Hand hin und ich lege meine schnell in seine." Okay!", sage ich und ein Funkeln huscht durch seine Augen. Ich gehe auf die Bahn.

"Come on, Harry Potter, zeig mir mal, wie man richtig skatet!"

Es ist bereits kurz vor Mitternacht, als mein Handy klingelt. Es zeigt Maries Nummer an.

„Hey" , sagt sie, „Was machst du so?"

„Bisschen lesen, du?"

„Ich war gerade noch einmal auf dem Weihnachtsmarkt. Pauline... ich sage dir das jetzt als Freundin. Bitte sei mir nicht böse. Aber ich habe Nico gesehen, mit einem Mädchen. Ziemlich vetraut."

Sofort tut mein Herz weh, egal wie sehr ich versuche, dass es mich kalt lässt. Schnell nicke ich, auch wenn ich weiß, dass sie mich nicht sehen kann. Ich versuche, mir Nico nicht mit einem anderen Mädchen vorzustellen. „Okay, danke Marie", murmele ich. Am anderen Ende der Leitung herrscht Schweigen. „Pauline?", fragt Marie, „Ist wirklich alles okay? Vielleicht... Vielleicht habe ich mich ja auch getäuscht!"

„Nein, nein. Alles gut. Es ist echt okay für mich."

„Was war denn in deinem Türchen heute?" , fragt meine beste Freundin, um mich abzulenken.

„Das hab ich noch gar nicht geöffnet", gebe ich zu und mache mich daran, es nachzuholen.

„Versprich mir, dass du aus Frust nicht alle Türchen heute öffnest", witzelt Marie und ich stecke mir lachend das Schokoladenherz in den Mund. „Keine Sorge, der Tag war ja ganz schön."

Ich erzähle von dem Nachmittag auf der Eislaufbahn mit Gabriel und sie wird immer neugieriger. Ich weiß, worauf es hinausläuft. Sie sieht in Gabriel sicher einen potenziellen Kuppelkandidaten für mich. Aber wäre das so schlimm? Heute habe ich gemerkt, wie gerne ich den Engländer mittlerweile habe, jedoch fehlt noch so viel zur wahren Liebe. Außerdem wäre es nicht fair gegenüber ihm. Er weiß von meinen Gefühlen für Nico und er wird irgendwann wieder zurück nach England gehen. Außerdem will ich mich verlieben, mit Feuerwerk und allem drum herum. Aber gibt es solche Geschichten nicht nur in Romanen? Die Gedanken drehen sich im Kreis, bis Marie und ich auflegen und ich unter die Bettdecke krieche.

Klar habe ich Gabriel lieb gewonnen. Er hat viele tolle Eigenschaften. Sehr viele...

Schnell lege ich mir mein Kopfkissen übers Gesicht, um die Gedanken an den braunhaarigen Engländer im Keim zu ersticken. Kein Grund, gleich herumzufantasieren. Ich weiß doch selbst, wie kompliziert ich in Sachen Liebe bin. Und zwischen Gabriel und mir stünde wirklich vieles.

Oder wie stelle ich es mir vor, den Atlantik mal so zu überqueren bis nach Großbritannien?






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