❄️ 20. Dezember ❄️

47 9 1
                                    

Am letzten Schultag vor den Ferien werden die Send a Rose Karten verteilt. Ich habe es fast vergessen, aber als ich Marie über den Weg laufe, grinst sie mich bereits hellwach an. „Naa, heute bin ich gut drauf, ich habe es nämlich munkeln hören, dass ich eine Verehrerin habe!", ihre Augen funkeln. Ich lache, als es mir einfällt, allerdings nur leise. Denn mir fällt ein, dass nicht nur eine Karte an Marie verschickt wird- sondern auch eine an Gabriel, die ich vor einer gefühlten Ewigkeit geschrieben habe. Plötzlich muss ich über die Ironie der Sache lächeln- Gabriel, an den ich damals einen fast freundschaftlichen Brief geschrieben habe und der nun weit mehr als das für mich ist. "Aber jetzt erzähl endlich mal, was denn zwischen euch ist!", platzt sie dann auch noch neugierig hervor. "Okay, ich erzähle es dir, ich frage mich eh, warum ich es noch nicht getan habe", sage ich lächelnd und bin so dankbar, eine Freundin wie Marie zu haben. Mit ihr ist jede Freude doppelt so groß. "Wir haben uns geküsst. An dem Abend, an dem wir gebacken haben, danach im Bad. Es war... unglaublich, weißt du? Als hätte ich nur darauf gewartet, als hätte ich niemals etwas anderes gewollt als das Gefühl seiner Lippen auf meinen zu spüren." 

Maries Augen leuchten begeistert und sie umarmt mich erst einmal. "Wow, küsst Harry Potter so gut?" Ich spüre, wie mir die Wärme in die Wangen wandert und glaube, das sagt alles. Marie entfährt ein kleiner Freudenschrei und sie sieht mich fragend an. "Habt ihr euch danach noch einmal geküsst?" "Wir waren gestern zusammen auf der Dachterrasse in der Stadt. Stell dir vor... Er hat mich extra mit dorthin genommen, weil es ihn an London erinnert und sogar Scones mitgenommen... Und dann haben wir und immer und immer wieder geküsst." Marie sieht mich verzaubert an, ehe sie mich noch einmal umarmt. "Ich freue mich so für dich, Pauline. Das klingt nach dem absoluten Traum." 

"Weißt du was?", meine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln, "Vielleicht bekommst du heute sogar zwei Karten mit Rosen." Ihre Wangen färben sich rosa, als sie darüber nachdenkt. "Ich finde es toll, dass wir das gemeinsam erleben. Du mit Jakob, ich mit Gabriel. Das ist doch schöner, als allein, oder?" Marie nickt. "Ich wünschte nur, Gabriel würde bleiben. Ich hoffe, dass es nicht schwerer wird, wenn er wieder in England ist." 

Ich spüre einen Kloß bei dem Gedanken daran, dass der Junge, in den ich mich immer mehr verliebe, bald auf der anderen Seite des Atlantiks sein wird. 

"Wir suchen uns nicht unbedingt die besten Beziehungen aus... Ich einen Austauschschüler, du meinen dämlichen Bruder..." 

"Hey!", Marie stupst mir lachend auf die Schulter. 

"Aber dafür haben wir eine Beziehung, die uns glücklich macht. Und das zählt." 

"Worüber redet ihr?", besagter dämlicher Bruder stellt sich zu uns und umarmt Marie von hinten. Ich glaube ich muss mich zwar noch daran gewöhnen, die Beiden als Paar zu sehen, aber tatsächlich passen sie gut zusammen. Maries Augen glitzern und sie lächelt glücklich. Naja, ich hätte mir an ihrer Stelle vielleicht niemals Jakob ausgesucht, immerhin lebe ich seit siebzehn Jahren mit ihm unter einem Dach, aber Marie ist glücklich mit ihm. Das Herz sucht sich nicht aus, in wen es sich verliebt, aber in Maries Fall hat es sich glaube ich richtig entschieden. 

Als ich meinen Namen höre und mir von einer Schülerin mit Weihnachtsmannmütze die Karte und Rose gibt, lächele ich Marie an und zwinkere ihr zu. Nico, der direkt vor mir sitzt, dreht sich schmunzelnd zu mir um. "Und? Die ist gar nicht von Marie, oder?" Ich will gerade etwas erwidern, als das Mädchen mir noch einmal eine Karte hinlegt, mit einer rosafarbenen Rose. Verwundert sehe ich sie an und spüre mein Herz klopfen. Könnte es eventuell sein... Marie macht ebenfalls große Augen und fordert mich mit Blicken auf, nachzuschauen, von wem sie ist. Nico, der sich bereits wieder umgedreht hat, bekommt es gar nicht mehr mit aber es ist mir egal. Es ist für mich bestimmt und ich möchte unbedingt wissen, ob sie wirklich von der Person ist, an die ich denke. Ich drehe sie um und lese als erstes Gabriels Namen. Mein Herz flattert und ich lächele in mich hinein. Sie ist genauso alt wie die, die ich ihm geschrieben habe, also deutlich vor unserem ersten Kuss. Ich lese die Buchstaben, die rund und geschwungen aussehen und meinen Namen, den er hingeschrieben hat. Es fühlt sich persönlich an, weil er die Worte für mich geschrieben hat. Ich muss schmunzeln, als ich die Worte lese, spüre, wie mein ganzes Gesicht sich erhellt. 

"I would send you a rose every year, if I were him", steht dort geschrieben. Damit muss Nico gemeint sein, als Gabriel noch dachte, ich würde nur für Nico empfinden. Die Karte passt so perfekt zu Gabriel, sie ist ehrlich und romantisch, wenige Worte, die mich lächeln lassen. 


Als ich abends nach Hause komme, ist Gabriel noch mit meinem Bruder im Hockey, also lese ich endlich wieder richtig, immerhin sind jetzt Weihnachtsferien. Doch mein Kopf kann sich nicht konzentrieren. Immer wieder huschen meine Gedanken wie von selbst zu Gabriel und dem Brief, den er damals geschrieben hat. Immer wieder streiche ich über die runden Buchstaben, meinen und seinen Namen, die kurze, aber ehrliche Nachricht. Sie ist perfekt, süß und schön. Als es abends an meine Tür klopft, streckt Gabriel lächelnd den Kopf durch die Tür. Er trägt noch seine Trainingsklamotten und seine Haare fallen ihm in die Stirn. in der Hand hält er meine Rose und meinen Brief. "Hey." Seine Mundwinkel kräuseln sich, als er mich anlächelt. Er schließt die Tür und legt sich neben mich, seinen Kopf zwischen meiner Schulter und meiner Brust. "Sag mal, bist du direkt vom Training gekommen?", frage ich und schnuppere an seinen lockigen Haaren. "Ich konnte nicht warten, deshalb habe ich die Sachen noch an. Ich wollte danke sagen für die Karte." Ich lächele, als ich ihm noch einen Kuss in die Haare drücke. "Du bist direkt zu mir gekommen?" Er nickt und streichelt über meine Wange. "Die Tasche steht auch  noch im Flur." 

Ich drehe mich zu ihm und ziehe sein Gesicht an mich heran. Dann lege ich meine Lippen auf seine und streichle durch seine Haare. "Du riechst toll", murmle ich und vergrabe mein Gesicht an seinem Nacken. Ich bin glücklich. Glücklich, dass er noch bevor er irgendetwas anderes tut, in mein Zimmer kommt. Glücklich, weil wir uns so perfekt ineinanderfügen.

"Ich habe dich vermisst", flüstert er in mein Ohr.

"I missed you too", flüstere ich und er lächelt.

„Ich glaube deine Karte kam nur etwas spät“, seine Augen funkeln, „Es ist längst nicht mehr gebrochen.“

Sein Blick fällt auf die Karte, die ich als Lesezeichen in mein Buch geschoben habe und er zieht sie heraus. "Weißt du, ich hab das damals genau so gemeint. Ich würde dir am liebsten jedes Jahr eine schicken." 

"Ich dir auch..." 

Bevor er die Karte wieder zwischen die Seiten schiebt, sieht er zu mir auf und dabei färben sich seine Wangen rosa. Er sieht einfach zum Anbeißen aus, wenn er vom Training kommt... "Ich habe eine Idee. Wir schicken uns nächstes Jahr auch eine. Ich schicke sie dir einfach aus England..." Ich bin gleichzeitig glücklich und ein wenig wehmütig, immerhin haben wir noch nicht darüber gesprochen, wie es weitergehen wird, wenn er erst einmal wieder in England ist. ich möchte gar nicht daran denken... Aber auf der anderen Seite klingt es romantisch, jedes Jahr von ihm eine Karte und eine Rose zu bekommen, egal wo er ist. "Das klingt perfekt", ich streichle ihm durch die lockigen Haare. "Dann schicke ich dir auch eine. Nächstes Jahr und übernächstes und jedes danach..." Gabriels Augen beginnen zu glitzern und er dreht sich auf den Bauch, um seine Lippen auf meine zu legen. "Pauline?" 

Ich spüre seinen warmen Körper an meinem und schlucke. "Ja?" 

Sein Gesicht ist meinem plötzlich so nah und ich bin mir genau seiner Nähe bewusst, als er so auf mir liegt und seine Augen sich meine suchen. Seine Augen sehen so zärtlich aus, als er auf mich herabsieht. "Eigentlich bin ich so schnell zu dir gekommen, weil ich dich unbedingt was fragen will. Ich wollte nicht länger warten... Ich weiß, dass ich in England wohne und du hier, aber ich habe mich in dich verliebt. Ich möchte dir jedes Jahr eine Rose schicken, wenn wir uns nicht sehen können. Ich weiß nicht, ob es so leicht werden wird, aber ich will es probieren, weil ich dich will." 

Er sieht mir in die Augen und mein Herz klopft so rasend schnell, dass ich mich frage, ob es jemals so sehr geklopft hat. "Do you want to be my girlfriend?" 

Es klingt noch viel perfekter, viel mehr nach ihm selbst, wenn er es auf Englisch sagt. Ich mag es, wenn er Englisch redet. Und noch mehr mag ich, was diese Frage in mir auslöst. Mein Herz klopft direkt an seinem, das ich auch wild schlagen höre. Seine Augen sehen mich so schüchtern an, dass ich ihn am liebsten so lange küssen würde, bis er nicht mehr schüchtern ist. Und ich möchte, dass er sich nie, nie mehr von mir wegrollt und dieses Zimmer verlässt. Ich sehe in seine Augen, die sich mit meinen treffen und dunkelbraun wie Kakao auf mich hinabblicken. 

Als Antwort küsse ich ihn, ziehe ihn so nah an mich heran, wie es geht und sage: "Ich will dich auch, Gabriel." 










Christmas Calendar Prince ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt