❄️ 9. Dezember ❄️

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„Und wie war es mit Gabriel in der Stadt?", fragt Marie neugierig nach, als wir uns heute vor dem Biosaal auf den Boden sinken lassen.

„Ganz gut", sage ich und sie grinst mich an. „Ach ja? Nur ganz gut? Habt ihr nichts besonderes gemacht?"

„Bücher gekauft. Ich hab die halbe Nacht durchgelesen."

Ich reibe mir müde über die Augen und merke, wie wenig ich geschlafen habe, dem Buch sei Dank. Aber Gabriel hat wirklich einen guten Buchgeschmack, denn das Buch war spannend und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen...

„Ja dann, wenn er dich sogar in einem Büchergeschäft aushält und nicht schreiend wegrennt, ist er der Richtige!"

„Hey!", ich knuffe sie lachend in den Arm, wobei sie nur noch mehr kichert. „Und wie war Modern Dance? ", frage ich. Marie sieht mich kurz verständnislos an, ehe sie schnell nickt. „War super, ähm, wir haben an der Choreo gearbeitet!"

Ja klar. Lächelnd lehne ich mich an meine beste Freundin und schließe kurz die Augen.

„Heute Abend ist Gabriels und Jakobs Eishockeytraining. Lass uns doch hingehen!", schlägt sie vor und ich nicke. Ist doch keine schlechte Idee. Dann sehe ich mal, wie Gabriel sich auf dem Eis schlägt und Marie kann Jakob still anhimmeln, während ich so tue, als würde ich es nicht merken.

Als wir mit den Jungs das Haus verlassen, hüpft Gabriel aufgeregt durch den Schnee. Ich muss mir ein Lachen verkneifen, weil ihm seine Aufregung ins Gesicht geschrieben steht. Er wirft mir einen gespielt bitterbösen Blick zu, ehe er seinen Schritt verlangsamt und neben mir hertrottet. „I'm really nervous."

„Aber wieso denn? Du spielst doch auch in England Eishockey und bist bestimmt richtig gut!"

„Aber was, wenn die deutschen Jungs mich nicht mögen? Oder wenn ich es versaue, weil ich nicht aufpasse? Oder wenn die alle so Supertalente sind?"

„Ach was", sage ich und werfe dann einen Blick über meine Schulter zu Jakob, „du hast meinen Bruder doch spielen sehen. Demnach ist deren Niveau nicht so hoch!"

Jakob rollt mit den Augen und Gabriel bekommt einen Lachflash neben mir.
Er sieht wirklich süß aus, wenn er lacht. Seine braunen Augen sehen dann wie Kakao aus und seine Wangen werden rosig. Schnell versuche ich, woanders hinzusehen.
Ich starre also auf meine Doc Martens und den Schneematsch auf der Straße, als sei dieses Spektakel die spannendste Sache der Welt.

„Danke, Pauline!" ist nicht die Reaktion, mit der ich gerechnet hätte. Wow, ich spüre, wie die Wärme über mein Gesicht kriecht und fange seinen Blick auf.

„Gerne geschehen", meine Stimme klingt irgendwie leise und piepsig.
Na super, wie peinlich ist das denn?!

„Du musst nur weiterhin reden wie Harry Potter, dann mögen dich die anderen Spieler."

„Rede ich wie Harry Potter?"

Marie und Jakob schweigen, entweder als Zustimmung oder weil sie gar nicht zuhören. Als die ersten Schneeflocken des Tages vom Himmel fallen, legt Gabriel kurz den Arm um mich. Mein Herz setzt aus vor Überraschung. Es fühlt sich zu schön an, um wahr zu sein.

„Du bist echt okay, Pauline!"

Viel zu schnell erreichen wir die Arena und Gabriel lässt den Arm zu meiner Enttäuschung sinken.
Als er und Jakob in Richtung der Garderoben gehen, zwinkert er mir kurz zu. Ich versuche, mir dieses alberne Lächeln nicht anmerken zu lassen, dass Gabriels Berührung in mir ausgelöst hat, aber Marie sieht es trotzdem und hakt sich fröhlich bei mir unter, als wir uns auf die Tribüne setzen. Die Jungs machen am Rand irgendwelche Dehnübungen, sodass Marie und ich uns über alles mögliche unterhalten. So auch über die bevorstehende Adventsparty.

„Gehen wir dieses Jahr wieder zusammen hin?", fragt sie und ich zucke mit den Schultern. Ehrlich gesagt habe ich noch nicht darüber nachgedacht. Vielleicht auch, weil Nico dort sicher mit seiner Freundin hingehen wird. Da verzichte ich lieber freiwillig drauf und werfe mich zuhause aufs Sofa.

„Ach komm schon! Bitte! Jetzt sag bloß nicht es liegt an Nico!", durchschaut sie mich viel zu schnell.

„Keine Ahnung. Ich bin einfach noch nicht komplett darüber weg."

„Aber das wird dich doch nicht davon abhalten, Spaß mit deiner besten Freundin zu haben!"

Die Jungs nehmen ihre Plätze auf dem Eis ein und der Anpfiff erklingt. Ich finde Gabriel sofort. Das Supertalent kämpft sich bis an die Spitze und gleitet nur so über das Eis.
Obwohl ich es mir beinahe gedacht habe, bleibt mir doch vor Überraschung der Mund offen stehen.

„Bitte! Du kannst Nico nicht ewig aus dem Weg gehen. Außerdem findet Gabriel dich längst gut, ganz sicher. Vielleicht konzentrierst du dich mal darauf, was vor deiner Nase ist!"

„Was hat denn jetzt Gabriel mit der Adventsparty zu tun?"

„Ähm-", Marie läuft rot an, „ich dachte Jakob und er kommen mit."

Ich werfe ihr einen Seitenblick zu.

„Aha."

„Bitte komm mit!", quengelt sie erneut, bis ich aufgebe. „Okay."
Sie umarmt mich glücklich und ich unterdrücke den Impuls, mir mit der Hand gegen die Stirn zu schlagen.
Wie blöd kann man sein?
Auf der Party werde ich Gabriel nur noch mehr sehen. Das bedeutet, dass ich nur noch mehr über ihn nachdenken werde. Ich darf mich aber nicht in ihn verlieben, nicht, wenn er in einem Monat schon wieder im Flieger nach England sitzt.
Und eine Weihnachtsparty ist da nicht gerade förderlich.
Seufzend schaue ich wieder auf das Spielfeld und sehe zu, wie Gabriel einen Puck ins Tor schießt.

War ja klar.




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