Heute ist Nikolaustag. In der Schule streifen wir durch die Gänge und singen den Sextanern Weihnachtslieder vor, verteilen Süßigkeiten und wünschen einen schönen Nikolaustag. Das ist Tradition, dass die Oberstufe das jedes Jahr für die jüngeren Schüler macht.
Dieses Jahr ist meine Klasse dran.
Wenigstens verlassen wir dadurch Chemie und Englisch, was ich wirklich begrüße. Insbesondere in der Weihnachtszeit hat doch niemand mehr Lust auf Unterricht...
Ich versuche wirklich, Nico aus dem Weg zu gehen, der mich eh nicht beachtet. Stattdessen schwärmt er von Elisa, seiner Freundin.
Marie wirft mir einen mitleidigen Blick zu, aber ich zucke nur mit den Schultern. Habe ich schon erwähnt, dass ich Meisterin in Sachen unerwiderter Liebe bin?Marie und ich verbringen den restlichen Vormittag damit, uns Zettelchen zuzuschieben.
Ich kritzele irgendwelche Weihnachtssongtexte auf die Ränder meiner Hefte und auf den Tisch und schweife mit den Gedanken ab, während der ganze Mathematikstoff an mir vorbeirauscht. Ich frage mich, ob Gabriel den Tag gestern genauso schön fand wie ich. Ich bin so froh, dass er dabei war, weil er mich zum Lachen bringen konnte.
Ich stelle immer häufiger fest, dass ich ihn nicht mehr so schrecklich finde wie am Anfang... Vielmehr sogar schleicht sich bei dem Gedanken an ihn ein Lächeln auf meine Lippen und ich spüre eine kleine Vorfreude darauf, wieder Zeit mit ihm zu verbringen.„What are you doing?"
Gabriel spaziert ins Wohnzimmer, wo ich verzweifelt über Mathe sitze.
Die Gleichungen wollen einfach keinen Sinn ergeben und konzentrieren kann ich mich ohnehin kein bisschen. Vor lauter Frustration würde ich das Heft am liebsten zuschlagen und nie wieder hervorholen. Die Tonnen Kekse, die ich aus der Küche stibitzt habe, haben meiner Motivation leider auch nicht geholfen. Ich hebe den Kopf und sehe ihm zu, wie er sich die Brille zurechtrückt und auf mich zukommt.„Ich versuche zu lernen", seufze ich und starre auf die Zahlen, die einfach keinen Sinn ergeben wollen.
Er schiebt das Heft zu sich herüber und runzelt die Stirn, ehe er nach einem Stift greift und eine ordentliche Gleichung auf das Papier zaubert. Mein Mund muss vor Verblüffung offen stehen, als er mir die gelöste Aufgabe hinschiebt. „Should I explain it to you?", verfällt er wieder ins Englische ich nicke. Von allen Dingen, die ich von Gabriel nicht weiß, hätte ich nie mit einem versteckten Mathetalent gerechnet. So wie er mir Die Aufgabe erklärt, ergeben alle Zahlen einen Sinn. Als er fertig ist, lächelt er mich zufrieden an und ich muss mich wirklich zusammenreißen, ihn nicht zu fasziniert zu betrachten.
Diese versteckten Talente an Gabriel faszinieren mich nur noch mehr.
Seine Lippen sind leicht geöffnet, als er nervös das Geodreieck herumschiebt. Schnell senke ich den Blick und reiße mich zusammen.„Danke!"
„Kein Ding. Frag mich das nächste Mal einfach, wenn du es nicht verstehst."
Schon wieder ist da dieses Aufflackern in seinen Augen und auch mein Herz klopft etwas schneller.
Vielleicht sollte ich irgendetwas nettes sagen? Mich noch einmal bedanken? Dieses Schweigen wirkt bedrückt und völlig fehl am Platz.Gerade, als ich den Mund öffnen will, spaziert mein Bruder in die Küche und bleibt mit dem Blick an uns hängen. „Gabriel, ich dachte ich nehm dich heute ins Eishockey mit! Hast du Lust?"
Gabriel streift mich noch einmal mit seinen Augen, ehe er aufspringt. „Sure!" Begeistert leuchten seine Augen. Fast schon etwas enttäuscht wende ich mich wieder den Schulheften zu, als Jakob mich fragt, ob ich mitkommen will. Schnell schüttele ich den Kopf. „Geht ruhig, kein Problem!"
„Okay. Aber zu unserem Turnier morgen kommst du? Mit Marie?"
Ich unterdrücke ein Schmunzeln und nicke, worauf Jakobs Wangen ganz rosig werden vor Vorfreude. Wenn er denkt, dass ich nicht merke, dass er bis über beide Ohren in meine Freundin verliebt ist, hat er sich geschnitten. Grinsend wende ich mich wieder Mathe zu und shuffle auf Spotify durch meine Weihnachtsplaylist. Dass Gabriel so gut in Mathe ist, hätte ich nicht gedacht. Vielleicht habe ich ja jetzt eine Chance, die Klassenarbeit morgen nicht zu verhauen.
Mir fällt ein, dass ich mein Türchen noch gar nicht geöffnet habe, also hole ich meinen Adventskalender.
Es ist eine Karamellschokolade in Form eines Herzens.Zufrieden lasse ich das Karamell auf der Zunge zergehen. Die perfekte Nerven Nahrung fürs Lernen in der Adventszeit. Weil ich feststelle, dass es ein langer Abend werden wird, hole ich gleich eine ganze Dose Spekulatius aus dem Küchenschrank, lege alles auf den Tisch und seufze.
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Christmas Calendar Prince ✔️
ChickLitDie 17-Jährige Pauline hat sich die Weihnachtszeit ungefähr so vorgestellt: 24 Tage lang legal Schokolade futtern, Kuschelsocken und den Film „Liebe braucht keine Ferien" auf dem Sofa. Ihr Liebesleben sieht auch in der Kuschelzeit mau aus. Doch am M...