❄️ 15. Dezember ❄️

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Es ist weit nach Mitternacht, als Marie und ich Atem holen. Egal wie schüchtern ich manchmal sein kann, beim Tanzen vergesse ich alles um mich herum. Es ist einfach meins, die Musik, die bis in meine Füße übergeht und mich mich leicht fühlen lässt.
Leicht und lebendig. Die Weihnachtsmusik ist zu Partymusik gewechselt, Electro, Rap und Pop, in der Dunkelheit der Nacht hinter den Fensterscheiben spiegeln sich tanzende Körper. Marie und ich gehen in Richtung Küche, wo Jakob mit Gabriel am Tresen lehnt und sich unterhält. Als wir hineinkommen, fällt Jakobs Blick auf Marie, die ihn sofort in ein Gespräch verwickelt.

Jakob ist in Sachen Mädchen unglaublich schüchtern, was man eigentlich nicht unbedingt erwarten würde. Aber Marie ist da offener, sicherer als ich. Sie hat so feine Antennen um zu merken, wie ein Mensch tickt, dass sie es schafft, auf ihn zuzugehen und ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Ich bin manchmal fasziniert von diesem Talent. Selbst mich hat sie so gekriegt. Sie war das offenere Buch von uns beiden, hat anfangs, zu Beginn des Gymnasiums, immer mehr geredet als ich. Sie hat von sich aus erzählt und nachgefragt, wie es mir ging.
Sie war so leicht zu lesen, dass ich mich ihr gegenüber irgendwann öffnete. Und dann wurden wir Freundinnen. Sie und Jakob verschwinden nach draußen, sodass Gabriel und ich allein in der Küche zurückbleiben. Etwas nervös starre ich auf den Rock meines Kleids und streiche den Saum glatt. Als ich den Blick hebe, sehe ich, wie Gabriels braune Augen ebenfalls darauf liegen. Er hebt den Blick und schmunzelt.

„I really like your dress."

„Danke", mein Herz macht einen Sprung. Gabriel und ich schweigen uns an, während die Musik aus dem Wohnzimmer zu uns wandert. Nach dieser kurzen Pause könnte ich sofort weitertanzen.

„Ich dachte bei der Liste eigentlich daran, den ersten Punkt abschließen zu können. Eine coole Party besuchen. Bis jetzt aber ist es ziemlich langweilig", gibt er zu. Sein Blick fängt meinen auf und ich sage etwas, ehe ich darin hängen bleibe.

„Okay, dann lass uns Punkt Nummer eins auf deiner Bucket List abhaken.
Tanzt du gerne?"

Er stößt sich lächelnd von der Arbeitsplatte ab. „Okay. Du trinkst nichts davor?"

„Ähm..."

„Hatte ich also doch recht", schmunzelt er, „du magst keinen Alkohol."

„Zu bitter", gebe ich zu.

„Noch eine Gemeinsamkeit", stellt er fest und mustert mich neugierig. „Du erzählst nicht viel von dir. So viel weiß ich gar nicht von dir."

„Ich auch nicht von dir!"

„Okay, jeder stellt eine Frage und der Andere antwortet. Und dann tanzen wir. Deal?"

„Deal", sage ich und hole mir eine Cola. Gabriel mustert mich und denkt nach, ehe er die erste Frage stellt.

„Lieblingsfilm?"

„Dirty Dancing."

„Oh nein", stöhnt er auf.

„Lieblingsfarbe."

Er überlegt, ehe er auf seinen Hoodie zeigt. „Grün. Erinnert mich an den Wald. Und die Natur. Größter Wunsch?"

Die Frage ist nicht ganz leicht. Ich versuche, nicht all zu sehr auf Gabriel zu starren, der mich neugierig mustert. Diese Aufmerksamkeit, dieses Gefühl, dass er mir zuhört, macht ihn nur noch süßer.

„Nicht nur Liebesgeschichten zu lesen, sondern eine zu erleben."

Die Worte sind raus, ehe ich mich bremsen kann. Wow, das muss sich wie ein mieser Flirtversuch anhören. Gabriel mustert mich so, als würde er darüber nachdenken, was er dazu sagen soll. Stattdessen ist er tatsächlich still. Nach ein paar Sekunden des Schweigens, in denen er mich angesehen hat, als wäre ich eine komplizierte Gleichung in Mathe, sagt er was. „Ich will nur, dass du glücklich bist."

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