❄️ 12. Dezember ❄️

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„Oh mein Gott", weckt mich ein verzücktes Flüstern am nächsten Morgen. Ich öffne vorsichtig die Augen, um mir Orientierung zu verschaffen und blicke direkt in die Handy Kamera meiner Freundin.
Erschrocken setze ich mich auf.
„Spinnst du ?!"
Marie grinst mich nur verzückt an und steckt das Handy zurück in die Tasche ihrer Jeans. Seufzend stehe ich auf und mein Blick huscht auf das Sofa, auf welchem Gabriel immer noch schläft. Jetzt bei Tageslicht sehen seine Wangen vom Schlaf gerötet aus und seine Haare fallen ihm über die geschlossenen Augenlider.
Er sieht so friedlich und süß aus...
Sofort huschen meine Gedanken zurück zu letzter Nacht, als er mich an sich heran gezogen hat und ein Kribbeln durchzieht mich.

Irgendwie will ich diesen Moment nicht mit irgendwem teilen sondern für mich behalten. Wahrscheinlich erinnert sich Gabriel gar nicht daran und es wird nur eine Erinnerung bleiben. Aber es fühlte sich schön an, seinen Herzschlag zu spüren.
Ich frage mich, wie es wäre, neben ihm einzuschlafen und aufzuwachen.
Nicht aus Versehen bei einem Film, sondern, weil ihm etwas an mir liegt.
Wie soll ich ihm denn jetzt in die Augen schauen können, nachdem ich ihm so nahe war? Nachdem meine Gedanken ihm so nahe waren?
Marie holt mich von meiner Gedankenwolke herunter, indem sie auf den Esstisch zeigt. „Du solltest was essen. Wir kommen sonst zu spät zum Unterricht!"

Ich bin schneller in der Küche, als Gabriel vom Sofa rollt. Als ich auf den Knopf der Kaffeemaschine drücke, lehnt er gerade verschlafen in der Tür. „Good Morning", murrt er und fixiert mich neugierig.
„Good Morning!", sage ich ebenso müde. Und verwirrt, weil er genauso ist wie immer, während meine Gedanken verrückt spielen.
„Good Morning!", grinst Marie verschlagen und Gabriel wirft ihr einen irritierten Blick zu.
Na das kann ein Tag werden...

„Was war DAS denn?", nervt mich Marie, sobald wir aus dem Haus sind. War ja klar. Ich zucke ausweichend mit den Schultern. „Wir sind beim Film schauen eingeschlafen."
Sie hüpft grinsend in eine Schneepfütze und scheint sich darüber mehr zu freuen als ich.
Naja, sie muss ja auch nicht damit klarkommen, dass da nichts ist.
Sie muss nicht damit klar kommen, etwas zu vermissen, was nie wieder eintreffen wird. Hätte ich eine Zeitreisemaschine, würde ich mich zurückbeamen. Ich stapfe ihr hinterher zum Bus. Die Straßen sind zu verschneit zum Fahrradfahren.
Während der gesamten Fahrt muss ich ihr klarmachen, dass da nichts war, was sie aber nicht davon abhält, weiter herumzuspinnen.

Selbst den Adventskalender habe ich heute nicht geöffnet. Was wohl drin ist? Ich lehne meinen Kopf gegen das Fensterglas und blende Maries Gekicher aus. Stattdessen sind die Gefühle für Gabriel nicht mehr zu leugnen. Nicht mehr, nachdem ich eine Nacht fast vollkommen schlaflos neben ihm gelegen habe...

Als ich Abends nach Hause komme, ist niemand da außer Mama.
Sie ist damit beschäftigt, in der Küche Teig auszurollen.
„Hey, Mama! ", ich werfe die Schultasche in die Ecke und gehe in die Küche. „Willst du mir helfen?", fragt sie und umarmt mich zur Begrüßung. Ich nicke und beginne, den anderen Teig auszurollen.
„Wo sind Gabriel und Jakob?", frage ich beiläufig.
„Eishockeytraining. Vielleicht darf Gabriel beim nächsten Spiel mitmachen."
„Hab ich gehört", sage ich ausweichend, während ich mich auf den Teig konzentriere.
„Ich finde ihn wirklich sympathisch."
„Hm", sage ich, während ich versuche, gleichgültig auszusehen.
Mama bemerkt meinen inneren Konflikt zum Glück nicht.

„Übrigens, vielleicht überlegt ihr euch mal, was ihr macht, wenn wir zu Oma und Opa fahren. Gabriel will sicher nicht mit. Und Jakob und du könnt sicher mal ein Wochenende allein aushalten, oder?"

Sofort klopft mein Herz höher. Was? Ein Wochenende allein mit Gabriel?
Ein Wochenende mehr, an dem ich mich allein in meinem Zimmer einschließe, damit meine beschissenen Gefühle nicht so offensichtlich sind, dass er es merkt?
Na prima. Ich nicke schnell.

„Okay. Kein Problem."

„Super", sagt Mama und öffnet den Backofen. „Dann könnt ihr euch alle mal besser kennenlernen. Vielleicht lädst du Marie auch ein?"

Betreute Einzelisolation. Na perfekt.
Auf der anderen Seite... Ein Wochenende mit Marie, Weihnachtsfilmen und... Gabriels Arm um mich. Seinen Atem in meinem Nacken. Seine unschlagbaren Kommentare zu Fantasy Filmen.
Seine Grübchen. Hör auf, Pauline!

Ich schiebe das Blech in den Ofen und höre, wie die Haustüre aufgeht und die Jungs reinkommen. Da fällt mir ein, dass an diesem Wochenende eh die Weihnachtsparty ist. Das heißt, dass ich Gabriel nicht das ganze Wochenende über den Weg laufe...





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